Bei Strom und Gas sparen Warum sich der Vergleich lohnt

Saarbrücken · Durch einen Wechsel ihres Strom- und Gasversorgers können Verbraucher in vielen Fällen eine Menge Geld sparen. Doch die meisten Kunden in Deutschland bleiben trotzdem häufig ihrem teureren Grundversorger treu.

 Wer seinen Strom- und Gasanbieter wechselt, kann in den meisten Fällen bares Geld einsparen.

Wer seinen Strom- und Gasanbieter wechselt, kann in den meisten Fällen bares Geld einsparen.

Foto: picture-alliance/ dpa/Jens Büttner

Preise vergleichen ist in Mode. Das zeigt die fast unüberschaubare Flut an Online-Verbraucherportalen im Internet, die mittlerweile Preisvergleiche für nahezu jeden Aspekt des täglichen Lebens anbieten. Ob Reisen, Bankzinsen, Heizungs- und Stromkosten, DSL- und Handyverträge oder Versicherungen – für beinahe alles, das Geld kostet, gibt es ein passendes Vergleichsportal.

Doch bei Strom und Gas scheint die Experimentierfreudigkeit bei den meisten Menschen an ihre Grenzen zu stoßen. Laut dem Monitoringbericht, den Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt jedes Jahr gemeinsam veröffentlichen, wurden 2015 noch 75 Prozent der deutschen Haushalte durch den örtlichen Grundversorger mit Strom versorgt, beim Gas waren es rund 78 Prozent.

Dabei sind im bundesdeutschen Durchschnitt die Preise für Haushaltskunden beim Grundversorger für Gas rund 0,5 Cent pro Kilowattstunde teuer als bei einem anderen Anbieter. Für Strom sind, bei einem Jahresverbrauch von 2500 bis 5000 Kilowattstunden, durchschnittlich bis zu 2,5 Cent pro Kilowattstunde Ersparnis möglich. „Kosteneinsparungen im Vergleich zu einem Grundversorgungsvertrag lassen sich für Verbraucher in der Regel durch eine Vertragsumstellung und – in noch stärkerem Maße – durch einen Lieferantenwechsel erzielen“, heißt es in dem Bericht.

Ein Grund, warum dennoch viele Kunden auf ihren Grundversorger vertrauen, ist wahrscheinlich die Unkenntnis über den eigenen Verbrauch. Laut einer repräsentativen Umfrage des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers kennen rund 30 Prozent der unter Dreißigjährigen ihren Strompreis nicht, in der Altersgruppe von 40 bis 60 sind es immerhin noch zwölf Prozent. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Sorge der Verbraucher, bei einem Wechsel oder bei einer Insolvenz des Anbieters, plötzlich ohne Strom und Gas dazustehen.

Solche Insolvenzen gab es in der jüngeren Vergangenheit bei einigen größeren Netzbetreibern: 2011 waren 750 000 Verbraucher von der Pleite der Firma Teldafax betroffen, 2013 ging der Konzern Flexstrom mitsamt einer halben Million Kunden baden. In solchen Fällen gestaltet sich die Erstattung bereits bezahlter Rechnungen oftmals schwierig. Die Angst, morgens ohne Strom und Heizung aufzuwachen, sei allerdings unbegründet, sagt Gertrud Truar, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale des Saarlandes. Wenn ein Anbieter insolvent geht, werden die Kunden automatisch wieder vom jeweiligen Grundversorger beliefert.

Diese sogenannte Ersatzversorgung ist im Energiewirtschaftsgesetz geregelt und gilt maximal für drei Monate. Innerhalb dieser Zeit kann sich der Verbraucher dann mit seinem Grundversorger auseinandersetzen und entweder mit diesem einen neuen Vertrag abschließen oder sich einen anderen Anbieter suchen. Unterbrochen wird die Energieversorgung zu keinem Zeitpunkt.

Vor dem Anbieterwechsel empfiehlt die Verbraucherzentrale allerdings zunächst einmal, den eigenen Verbrauch genau zu prüfen. Dies sei aus zwei Gründen wichtig. Zum einen ließen sich hier, etwa durch effektivere Gerätenutzung oder Freistellen der Heizkörper, häufig direkt Kosten sparen. Zum anderen müsse man die eigenen Verbrauchsgewohnheiten sehr genau kennen, um tatsächlich den passenden Anbieter finden zu können. Hier sind nicht nur regionale Unterschiede zu beachten, sondern auch die individuellen Tarife der einzelnen Netzbetreiber unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die Verbraucherzentrale bietet aus diesem Grund Energiesparberatungen an, in denen solche Fragen geklärt werden können.

Um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben, sollten Verbraucher bei der Wahl eines neuen Strom- und Gasanbieters einige wichtige Faustregeln beachten. „Wenn ein Anbieter zu günstig im Preis ist, stimmt meistens etwas nicht“, mahnt Truar. Zudem rät sie dazu, die Konditionen der jeweiligen Verträge genau unter die Lupe zu nehmen. So sollte zum Beispiel im Allgemeinen keine Jahresvorauskasse geleistet werden. Seriöse Anbieter könnten Verbraucher auch daran erkennen, dass sie günstige Laufzeitbedingungen offerieren. Das seien zwar oft nicht die billigsten Tarife, allerdings sei der Kunde durch kürzere Kündigungsfristen vor plötzlichen Preiserhöhungen geschützt. Auch die automatischen Verlängerungsfristen sollten nicht zu lang sein.

Wer Vergleichsportale im Internet nutzt, sollten sich zunächst darüber informieren, wie viel Provision die Portale pro abgeschlossenem Vertrag erhalten. Auch bei Netzbetreibern, die Boni für Wechsler oder für das erste Jahr anbieten, rät die Verbraucherzentrale zur Vorsicht. „Wir empfehlen eher Anbieter, die ohne Boni arbeiten und immer günstig sind“, sagt Truar.

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