Haustiere Eine Liebe voller Missverständnisse

Frankfurt · Über Katzen existieren noch immer viele Vorurteile, die wissenschaftlich längst widerlegt sind. Beispielsweise sind die Tiere entgegen der gängigen Meinung nicht hinterhältig. Vor allem jedoch können sie durchaus erzogen werden.

 Wenn eine Katze sich versteckt, nur nachts hervorkommt oder geduckt durch die Gegend läuft, sind das meist Anzeichen dafür, dass sie sich nicht wohlfühlt. Manche Tiere werden dann auch unsauber.

Wenn eine Katze sich versteckt, nur nachts hervorkommt oder geduckt durch die Gegend läuft, sind das meist Anzeichen dafür, dass sie sich nicht wohlfühlt. Manche Tiere werden dann auch unsauber.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

(dpa) Die Katze ist des Deutschen liebstes Haustier: 13,7 Millionen Katzen leben nach Auskunft des Industrieverbands Heimtierbedarf in Deutschland, in etwa jedem fünften Haushalt ist ein Stubentiger vertreten. Doch wie auch beim Umgang mit anderen Tieren kann es durchaus Missverständnisse geben. Der Mensch versteht seine Katze nicht mehr. Umgekehrt wundert sich wohl auch die Samtpfote über das aus ihrer Sicht seltsame Verhalten des Menschen.

„Es heißt ja öfters, Katzen seien falsch, zum Beispiel weil sie sich erst kraulen lassen und dann scheinbar plötzlich zuhauen“, sagt Cristeta Brause von der Tierschutzorganisation Tasso. Die Wahrheit ist jedoch, dass die Katze auf ihre Art und Weise sehr wohl meldet, wenn sie genervt ist. Die Muskelspannung ist erhöht, die Hautmuskeln und der Schwanz zucken, die Ohren gehen nach hinten, sie wendet den Blick ab. „Jede Katze würde das sofort verstehen und gehen“, sagt Brause. Aber der Mensch erkennt die Signale nicht. Wenn die Katze dann die Krallen ausfährt, wundert man sich, dass das Tier davor nicht gewarnt hat.

Auch Dr. Dennis Turner, Direktor des Instituts für Tierpsychologie im schweizerischen Horgen, kennt etliche Beispiele dafür, wie Katzensprache von Menschen falsch interpretiert wird. „Es heißt, dass sich Katzen immer wohlfühlen, wenn sie schnurren. Das stimmt auch meistens, aber eben nicht immer“, berichtet er. „Schnurren kann auch ein Zeichen für Schmerzen sein. Schnurrt das Tier zum Beispiel während der Behandlung beim Tierarzt, versucht es wahrscheinlich, sich selbst zu beruhigen.“

Ein weiteres gängiges Vorurteil lautet, dass Katzen den Menschen nur als Versorger sehen. Auch das ist nicht richtig. „Katzen bilden eine Beziehung zu ihrem Menschen und betrachten ihn nicht als Dosenöffner“, berichtet Turner von seinen Forschungen.

Auch wird häufig fälschlicherweise behauptet, Katzen könnten nicht erzogen werden. „Das geht – aber nur mit positiver Verstärkung, also mit dem Belohnen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle“, erklärt Cristeta Brause. Wer es dagegen mit der Devise „Ich bin der Boss und du musst mir gehorchen“ bei seiner Katze versuche, werde kläglich scheitern.

Der Mensch sollte das Leben einmal aus Katzensicht betrachten. Dann würde er erkennen, dass eine Katze nicht verstehen kann, warum sie zum Beispiel nicht an der Couch kratzen darf. Kratzen ist für sie völlig normal. „Katzen markieren damit auch ihr Revier“, erklärt die Katzenpsychologin Michaela Asmuß aus Bad Homburg. Wirft man zum Beispiel nach ihr oder bespritzt sie mit Wasser, kann das je nach Charakter unterschiedliche Reaktionen bei dem Tier hervorrufen, allerdings nicht die vom Menschen gewünschte. Die eine Katze denkt: „Ein tolles Spiel“ und macht erst recht weiter. Das andere Tier ist darüber erschrocken und versteht die Welt nicht mehr. Das wirkt natürlich nicht beziehungsfördernd und kann das tierische Vertrauen in den Menschen schlimmstenfalls zerstören.

Asmuß rät den Katzenbesitzern, auf jeden Fall Kratzbäume aufzustellen, wegen des Revierverhaltens am besten in der Nähe der Zimmertüren. Auch Fußabtreter können hierzu genutzt werden. Um das Tier dort zum Kratzen zu animieren, kann Minze gestreut werden. Kratzt das Tier an der gewünschten Stelle, wird es sofort gelobt. „So lernen Katzen ziemlich schnell“, sagt Asmuß. Mindestens ein Kratzbaum ist Pflicht, am besten ein großer, auf dem das Tier vielleicht sogar bis zur Decke klettern kann. Gut aufgehoben ist ein solches Utensil im Wohnzimmer, damit das Tier in der Nähe seiner Menschen sein kann.

Ein gutes Mittel, um Kontakt zu der Katze aufzunehmen, ist das Spielen. „Das ist eine gemeinsame Beschäftigung, außerdem werden so Ängste abgebaut und das Selbstbewusstsein gesteigert“, sagt Michaela Asmuß. Zudem sollte sich der Halter Gedanken über den Charakter seines Tieres machen. Ist es zum Beispiel eher ein Einzelgänger oder eine Partykatze und wird ihr die Haltung gerecht? Generell gelten Katzen als soziale Einzelgänger. Anders als Rudel- oder Herdentiere jagen und fressen sie alleine. Artgenossen brauchen sie nicht zum Überleben. Allerdings können sie durchaus mit anderen Katzen befreundet sein.

Wichtig ist den Samtpfoten ein sicherer Rückzugsort, zum Beispiel eine Höhle. Aufdringliches Verhalten auch von ihren eigenen Haltern schätzen sie gar nicht. Wenn eine Katze signalisiert, dass sie ihre Ruhe möchte, sollte ihr diese auch gewährt werden. Alles andere wäre Stress für das Tier.

Wenn sich Katzen dauerhaft nicht wohlfühlen, kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten. „Sie ziehen sich oft zurück“, erklärt Asmuß. Die Tiere verbringen den Tag unter dem Bett oder auf dem Schrank. Wenn überhaupt, laufen sie geduckt durch die Gegend. Manche kommen nur noch nachts aus ihrem Versteck. Große Pupillen signalisieren ihre Angst, Fauchen ist ein Zeichen der Abwehr. Manche werden auch unsauber.

Letzteres könnte allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass ihr die Toilette nicht gefällt. So mögen Katzen keine Klos mit Deckel. Außerdem hätte jedes dieser reinlichen Tiere nicht nur gerne ein eigenes Klo, sondern gleich zwei davon, eines für das große und eines für das kleine Geschäft.

„Wenn sich das Tier seltsam benimmt und hierfür kein erkennbarer Grund vorliegt, sollte der erste Weg zum Tierarzt führen“, rät Tierschützerin Cristeta Brause. Dieser untersucht es nach körperlichen Auffälligkeiten. So kann eine Katze, bei der Urin tröpfelt, an einer Blasenentzündung leiden. Liegen keine Krankheiten vor, muss zu Hause nach den Ursachen gefahndet werden. Dies kann auch mit Hilfe eines Tierarztes für Verhaltenstherapie oder eines Katzentherapeuten geschehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort