Versicherungen für alle Felle
Coburg/Saarbrücken · Ob eine Krankenversicherung für den vierbeinigen Mitbewohner Sinn macht, darüber kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Hingegen ist eine Halterhaftpflicht für Hunde- oder Pferdebesitzer Pflicht.
Marius ist mit seinem Fahrrad unterwegs ins Fußballtraining, als ein Mann aus einer Grundstückseinfahrt tritt. In der linken Hand hält er eine Leine. An deren anderem Ende läuft ein Hund. Der Mischling bellt, Marius erschrickt, will ausweichen, verreißt dabei den Lenker und fällt. Als der 15-Jährige auf dem Boden aufschlägt, bricht sein Arm mit einem Knacken. Marius' Eltern verklagen den Hundebesitzer auf Schmerzensgeld - einen ähnlichen Fall verhandelte unlängst das Landgericht Coburg. Dort sprachen die Richter den Hundehalter frei. Da das Tier am Halsband geführt wurde, sahen sie in dem Ausweichmanöver, das zum Sturz führte, eine Überreaktion. Eine "unangemessene Schreckreaktion", für die die Tierhalter-Haftpflichtversicherung - denn die hatte der Mann für einen solchen Fall abgeschlossen - nicht zahlen braucht. Dennoch ist eine Haftpflichtversicherung für Haustiere überaus sinnvoll. "Denn grundsätzlich sind Tierhalter gesetzlich verpflichtet, für Schäden, die ihr Tier verursacht, Schadenersatz zu leisten", erklärt eine Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
"Eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung ist ein Muss für jeden Hundebesitzer", sagt auch Eva-Maria Loch von der Verbraucherzentrale des Saarlandes, "und die Schadenssumme sollte mindestens drei Millionen Euro bei Personen- oder Sachschäden decken." Denn bei Zwischenfällen mit Tieren können dem Halter schnell immense Kosten entstehen - etwa wenn ein ausgebüxter Hund auf einer Koppel teuren Pferden bis zur Kolik hinterherjagt. An die 100 000 Haftpflichtschäden verursachen die rund sieben Millionen in deutschen Haushalten lebenden Hunde jedes Jahr. Das hat der der GDV ausgerechnet. Die Versicherer selbst stehen dafür nach Angaben des Verbandes mit 80 Millionen Euro gerade.
Haftpflicht fürs Herrchen
Apropos Pferde: auch für deren Halter ist eine Haftpflichtversicherung Pflicht, wie Eva-Maria Loch von der Verbraucherzentrale unterstreicht. "Denn auch Pferde - etwa wenn sie durchgehen - können extrem teure Schäden verursachen." Eine Versicherungspflicht besteht daher für alle Tiere, die zu landwirtschaftlichen oder gewerblichen Zwecken gehalten werden, "also auch für Hühner, Schweine, Rinder, Schafe oder sogar Bienen", so die GDV-Sprecherin.
Keine Halter-Haftpflicht müssen indes die Besitzer der 11,5 Millionen Katzen in Deutschland abschließen. "Für Schäden, die Katzen anrichten, kommt die normale Haftpflichtversicherung des Besitzers auf." Denn Katzen werden zu den sogenannten Kleintieren gezählt. Und Schäden, die einem Dritten durch Kleintiere verursacht werden, fallen unter den Schutz der Privathaftpflicht. Zu den Kleintieren gehören auch Hamster, Meerschweinchen oder Vögel. Sonderfälle sind Exoten, wie Schlangen, Spinnen oder Echsen. Brechen diese aus ihrem Terrarium aus oder verletzen einen Menschen, kann es für den Halter teurer werden. "Denn auch hier gilt: Der Halter haftet für Schäden, die sein Tier anrichtet", teilt der GDV mit.
Impfungen , Kastration, oder Verletzungen - müssen Hund oder Katze zum Tierarzt, können die Ausgaben für Behandlungen und Medikamente richtig ins Geld gehen. Schnell kommen mehrere Hundert Euro zusammen. Von teuren Chemo-therapien oder künstlichen Gelenken ganz zu schweigen. Einige Versicherer bieten daher Krankenversicherungen für Haustiere an, die die Tierarztkosten senken sollen. "Doch deren Nutzen ist beschränkt", sagt Loch. Die Policen seien meist teuer und längst nicht alle Behandlungen würden bezahlt. Zudem würden grundsätzlich nur gesunde Tiere versichert.
Krankenversicherung für Tiere
Zwei Arten von Krankenversicherungen werden angeboten: Die Vollversicherung zahlt bei Unfällen oder Erkrankungen für Untersuchungen und Operationen. Allerdings sind Standardleistungen wie Impfungen und Kastration nicht versichert. "Dabei richtet sich die Höhe des Jahresbeitrags nach mehreren Faktoren - etwa Rasse, Alter, Größe und Gewicht", beschreibt Loch den Rundum-Schutz. Der Vollschutz kostet laut der Zeitschrift Finanztest jährlich zwischen 234 Euro und 775 Euro für einen Hund. Bei einer Katze beginnen die Tarife bei 129 und enden bei 400 Euro.
Günstiger als die Voll- ist eine sogenannte OP-Kostenversicherung - für Waldi kostet die etwa 130 und für Mieze 100 Euro im Jahr. Diese Versicherung übernimmt allerdings nur die Gebühren chirurgischer Eingriffe unter Narkose. Da die Versicherungen in der Regel aber nur die Kosten bis zum zweifachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte übernehmen, müssen Herrchen oder Frauchen oft dennoch einen Teil zuzahlen - denn meist berechnet der Tierarzt mehr. Deshalb lohne es sich, auf den Krankenversicherungs-Schutz für den vierbeinigen Hausgenossen zu verzichten und gelegentliche Behandlungen aus eigener Tasche zu zahlen, so das Ergebnis der Finanztester.
Angeboten werden die Tier-Versicherungen sowohl von großen Versicherungsgesellschaften als auch von Nischenanbietern. Marktführer hierzulande ist die Agila-Tierkrankenversicherung aus Hannover, die eigenen Angaben zufolge derzeit rund 170 000 Kunden betreut. Eine Übersicht der Versicherer und deren angebotener Leistung hat Finanztest aufgelistet.
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