Orientierung am Speiseplan des Wolfs

Zweibrücken · Je häufiger Futtermittelskandale das Vertrauen von Tierhaltern erschüttern, umso attraktiver scheinen alternative Nahrungsmodelle. Interessant für Hundehalter klingt die Idee des „Barf“, die Abkürzung steht für biologisch artgerechtes, rohes Futter. Hierbei wird die Ernährungsweise eines Wolfs nachgebildet.

Nahrungsmittelskandale sind nicht auf die Lebensmittelbranche beschränkt. So berichteten spanische Medien im vergangenen Jahr über einen Tierfutterskandal: In Hundefutter waren Spuren von Hundekadavern gefunden worden. Nicht wenige Tierhalter suchen daher Alternativen zum industriell gefertigten Futter.

Der Hund stammt vom Wolf ab. Aus dieser Tatsache leiten Vertreter einer alternativen Ernährungsmethode für Hunde ab, eine artgerechte Hundenahrung müsse der Ernährung eines Wolfes entsprechen. Daraus ist wiederum zunächst in den USA eine Futtermethode entstanden, die "Barf" genannt wird. Mit dem Begriff wird hierzulande "biologisch artgerechtes rohes Futter" abgekürzt. Das Füttern nach diesem System wird "barfen" genannt.

Doch nicht nur die Vermeidung von illegal verunreinigtem Futter ist das Ziel der Barf-Befürworter. Den größten Vorteil sieht Hundeheilpraktikerin Swanie Simon darin, dass so durch Fertigfutter ausgelöste Krankheiten wie Hautprobleme, Allergien oder Leber- und Nierenerkrankungen bei Hunden vermieden werden könnten. Die überzeugte Barferin erläutert auf ihrer Internetseite drei-hunde-nacht.de die Grundsätze des Barfens. Die Idee, die Hundeernährung der des Wolfes nachzubilden, wirkt einleuchtend, stößt bei Fachpublikum jedoch nicht uneingeschränkt auf Zuspruch.

Kritischer Blick

"Die Ernährungsart ist teuer und aufwändig", findet Dr. Burkhard Wendland, beim Bundesverband praktizierende Tierärzte für Kleintiere zuständig. Außerdem erfordere sie besondere Vorsicht. Wenn roh gefüttert werde, bestehe immer die Gefahr, Krankheitserreger weiterzugeben. "Schweinefleisch ist beispielsweise gänzlich tabu, damit könnte der Aujezky-Virus an Hunde übertragen werden." Dieser Virus aus der Familie der Herpesviren ist für Menschen zwar nahezu unschädlich, kann bei einem Hund allerdings tödlich sein.

Eine gänzliche Absage erteilt der Veterinär dem Barfen aber nicht. "Gegen Barfen ist nichts einzuwenden, wenn es denn richtig gemacht wird", urteilt er. "Die meisten Leute haben allerdings falsche Vorstellungen und glauben, die Fütterung von rohem Muskelfleisch, Knochen und ab und zu Herz bilde die Wolfsnahrung annähernd nach." Tatsächlich stünde das Muskelfleisch erst am Ende einer Mahlzeit auf dem Speiseplan des Wolfs. "Wölfe töten andere Tiere, meist Wiederkäuer. Dabei reißen sie zunächst die Bauchdecke auf und fressen den Magen- und Darminhalt." Diese sowie andere Organe wie etwa Leber und Herz stellen dem Wolf wichtige Vitamine und Mineralstoffe zur Verfügung. "Erst zum Schluss, wenn das Tier schon fast satt ist, wird Muskelfleisch von den Knochen abgenagt", führt Dr. Wendland weiter aus.

Geruchsabenteuer Pansen

Wer also seinem Hund eine wolfsähnliche Ernährung zukommen lassen wolle, könne Pansen - einen Vormagen der Wiederkäuer - füttern. "Allerdings stinkt das unheimlich", gibt der Tierarzt zu bedenken. Alternativ füttern Barf-Anhänger rund 20 Prozent der Mahlzeiten in Form von püriertem Obst und Gemüse wie Bananen, Gurken, Möhren und rote Beete. Allerdings eigenen sich nicht alle Gemüse- und Obstsorten. Um keine Fehlernährung zu verursachen, ist fundierter Rat erforderlich.

Barf-Befürworter empfehlen, dass das alternative Hundefutter zu 20 Prozent aus Gemüse, zu 50 Prozent aus Muskelfleisch, zu 15 Prozent aus Innereien wie Leber, Niere und Herz und zu 15 Prozent aus Knochen bestehen sollte.

Zum Thema:

HintergrundTipps rund um eine ausgewogene Tierernährung bietet die Internetseite futtermedicus.de, die von der Tierärztin Natalie Dillitzer betrieben wird.Literatur: Swanie Simon: BARF Biologisch artgerechtes rohes Futter für Hunde. 2008, fünf Euro, ISBN: 3-939522-00-7. futtermedicus.de

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