Na so was, der Porsche spricht

Stuttgart · Automuseen sind meist Vater-und-Sohn-Tummelplätze. Doch wie präsentiert sich Kindern etwa das Porschemuseum in Stuttgart, das pro Jahr rund 400 000 Besucher anlockt? Wir waren mit dem achtjährigen Ole dort.

 Sally Carrera (aus dem Trickfilm „Cars“) war Teil einer Ausstellung im Stuttgarter Porschemuseum. Museumstester Ole hat sich wie Tausende anderer Kinder mit ihr ablichten lassen. Foto: Ulrike Habib/Porsche

Sally Carrera (aus dem Trickfilm „Cars“) war Teil einer Ausstellung im Stuttgarter Porschemuseum. Museumstester Ole hat sich wie Tausende anderer Kinder mit ihr ablichten lassen. Foto: Ulrike Habib/Porsche

Foto: Ulrike Habib/Porsche

Sally ist klar der Star an diesem Tag im Porschemuseum. Obwohl Hardy Krüger jr. den fünften Geburtstag des Firmenmuseums am Stuttgarter Porscheplatz mit Promiglanz adelt. Für den Vorabendbeau des deutschen Fernsehens schwärmen vor allem Muttis. Der zugehörige Nachwuchs hat aber nur Augen für Sally - Sally Carrera, so viel Zeit muss sein. Sally ist Rechtsanwältin in Radiator Spring's, einem Kaff irgendwo am Rande der Route 66, der alten Traumstraße der USA. Ach so: Sally ist ein sprechender Porsche. Ein 911er, in diesem Falle wohl eine 911er-Lady. Und Sally kennen garantiert alle Jungs zwischen drei und zehn, so wie der achtjährige Ole, und die zwangsweise mitguckenden Eltern, die "Cars" und "Cars 2" gefühlt 20-mal gesehen haben.

Bislang war Sally bloß Filmillusion. Doch fürs Porschemuseum wurde Sally zur fahrenden Wirklichkeit. "Krass", findet Ole, dass es Sally auch "in echt" gibt. Nach ein paar Minuten aber auch ein bisschen "Baby". In seinem Zimmer konkurriert der Cars-Kalender mit Meister Yoda und einem Lamborghini-Aventador-Poster. Da wirkt der ein paar Meter von Sally entfernt parkende 918 Spyder, ein 345-km/h-Renner, der eine Schau zu Porsches Hybrid-Modellen anführt, bald elektrisierender als der Blech gewordene Trickfilmstar. "Ist der schneller als ein Formel-1-Auto?", will Ole wissen und hat die Hand fast schon am Lenkrad des Zweisitzers. Doch das ist wie der naheliegendste Kinderwunsch - "Darf ich mich mal reinsetzen?" - bei einer 750 000 Euro teuren Rarität verboten. Wieso es allerdings nicht ein paar weniger kostbare Modelle gibt, bei denen man mal hinters Steuer kann, oder gar einen Fahrsimulator, wie ihn selbst das kleine Prototypen-Museum in Hamburg hat, erschließt sich nicht. Da ließe sich mit geringem Aufwand die Attraktivität nicht bloß für junge Gäste steigern. Dennoch: Man tut viel im Stuttgarter Porschemuseum für den Nachwuchs. Der kann etwa bei Museums-Rallyes mitmachen. Es gibt spezielle Kinderführungen, bis 4. Mai lief die Sally-Sonderschau. Und seinen Geburtstag kann man auch in dem Museum feiern.

Aus Familiensicht sind Automuseen meist Vater-und-Sohn-Tummelplätze. Papa steht andächtig vor den Traumwagen, die er gern mal fahren würde. Und der Filius staunt mit. Bestenfalls. Doch die Zwangsläufigkeit, mit der sich früher die Begeisterung fürs heilige Blechle vererbte, ist perdu. Nach einigen "Boahs" für die legendären 917-Porsche im hellblauen "Gulf"-Rennkleid von Le Mans lässt Ole die herrlichen 356er, den raren 901 und die frühen 911er links liegen und steuert stattdessen einen der Touchscreen-Computer an, an dem schon eine Kindertraube klebt. Mit ein paar Fingerwischern kann man hier tiefer in die Porsche-Historie einsteigen. Das fasziniert die interaktiven Kids offenbar anhaltender als Rennboliden, die unnahbar wie edle Kunst ausgestellt werden. Die Matchbox-Generation weicht eben zunehmend der Generation i-Pad. Ein Trend, den Autobauer generell fürchten. Darum stopfen sie ihre Fahrzeuge mit immer mehr Unterhaltungselektronik voll: Nicht nur Sally spricht, selbst ein Ford Fiesta liest einem schon SMS vor. Wo das Auto als Statussymbol zusehends versagt, wollen Porsche, Mercedes und Co. dann zumindest via Internet den Kontakt zu den Käufern von Morgen halten.

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Eintritt Erwachsene: 8 Euro, Kinder bis 14 Jahren frei. Infos unter Tel. (0711) 911 20 911; www.porsche.com/museum

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