Koffein hilft bei chronischem Stress

Jetzt haben Forscher den Kaffee nicht nur von dem Verdacht freigesprochen, krebserregend zu sein. Sie entdecken auch immer mehr gesundheitsfördernde Effekte beim beliebtesten Getränk der Deutschen.

 Offenbar trinken viele Menschen, die unter Stess stehen, intuitiv mehr Kaffee oder Tee. Beide Getränke enthalten Koffein, das im Gehirn stressauslösende Stoffe blockiert. Das konnte jetzt ein Team mit Forschern aus fünf Ländern nachweisen. Foto: Fotolia

Offenbar trinken viele Menschen, die unter Stess stehen, intuitiv mehr Kaffee oder Tee. Beide Getränke enthalten Koffein, das im Gehirn stressauslösende Stoffe blockiert. Das konnte jetzt ein Team mit Forschern aus fünf Ländern nachweisen. Foto: Fotolia

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Koffein kann sogar die Folgen von chronischem Stress lindern. Das hat ein internationales Forscherteam nachgewiesen, in dem Wissenschaftler aus Portugal, Brasilien, Oman, den USA und Deutschland zusammengearbeitet haben.

Dauerhafter Stress kann krank machen. Wer immer wieder unter hohem Zeitdruck wichtige Projekte erledigen muss, sich ständig mit Kollegen herumärgert oder häufig schlecht schläft, bekommt allmählich schlechte Laune und kann sogar depressiv werden. Die Konzentration schwindet, man leidet zunehmend unter Ängsten.

Koffein kann diese gefährliche Stressspirale durchbrechen oder ihr sogar vorbeugen, weil es den Stoffwechsel im Gehirn beeinflusst. Das Koffein blockiert an den Gehirnzellen eine Stelle, Rezeptor genannt, an der sonst ein Signalmolekül namens Adenosin andockt und dadurch eine Reaktion im Inneren der Zellen auslöst. Im Falle des Koffeins wird der sogenannte Adenosinrezeptor A2A blockiert.

Adenosin ist ein Stoff, der sich vermehrt an die Gehirnzellen bindet, wenn man Stress hat. Das Adenosin dämpft die Aktivität der Zellen und hemmt die Freisetzung von Stoffen, die als Wohlfühl- und Glückshormone bezeichnet werden, zum Beispiel Serotonin und Dopamin. Bei dauerhaftem Stress führt die dämpfende und hemmende Wirkung des Adenosins jedoch zu Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, zu schlechter Laune und schlimmstenfalls zu Depressionen .

Als Retter kommt nun das Koffein ins Spiel. Das Koffein besetzt die Rezeptoren, an denen normalerweise das Adenosin andockt, und verhindert dadurch dessen Wirkung. Das haben die Koffein-Forscher in Experimenten mit Mäusen entdeckt, die bereits seit Wochen unter starkem Stress litten. Dieser Stress war hervorgerufen worden, weil die Tiere unter anderem ein Labyrinth durchqueren und durch ein Becken schwimmen mussten.

Die Wissenschaftler behandelten die Mäuse mit einer künstlich hergestellten Substanz, die die gleichen Eigenschaften wie Koffein aufweist, aber stärker wirkt. Die Tiere nahmen den Stoff mit dem Trinkwasser und der Nahrung auf. Ihre Stresssymptome verbesserten sich deutlich. Die Nager lösten sich aus ihrer depressiven Erstarrung, waren weniger ängstlich und schnitten bei Gedächtnistests besser ab als unbehandelte Mäuse. Ihr Hirnstoffwechsel normalisierte sich.

"Der Wirkstoff wurde den Mäusen nicht in großen Mengen verabreicht, sondern entfaltete schon in geringerer Dosierung seinen Effekt", berichtet die Professorin Dr. Christa Müller von der Universität Bonn.

Offenbar nutzen viele Menschen intuitiv die blockierende Wirkung von Koffein "Wer unter Stress steht, trinkt meist mehr Kaffee oder Tee. Weil in beiden Getränken Koffein enthalten ist, handelt es sich dabei um so etwas wie eine Eigenbehandlung der Betroffenen", sagt Müller.

Zwar hat Koffein in höherer Dosierung auch Nebenwirkungen wie Nervosität, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden, "aber gegen ein paar Tassen Kaffee oder Tee täglich ist bei ansonsten gesunden Personen nichts einzuwenden", sagt Christa Müller . "Beim Koffein könnte es sich um einen sehr interessanten Ansatz für die Entwicklung neuartiger Stresstherapien handeln."

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