Katzenschnurren hat heilende Wirkung

Hamburg · Eine schnurrende Katze ist eine glückliche Katze, sagen Kenner. Das stimmt, aber Schnurren ist viel mehr. Es dient auch zur Kommunikation mit dem Halter und besitzt laut neuester Forschungen Heilkraft für Mensch und Tier.

 Für Halterin Diana Bartl hat das Schnurren ihrer Katze eine beruhigende Wirkung. Foto: Diana Bartl

Für Halterin Diana Bartl hat das Schnurren ihrer Katze eine beruhigende Wirkung. Foto: Diana Bartl

Foto: Diana Bartl

"Katzen drücken durch das Schnurren Wohlbefinden und Zufriedenheit aus, aber auch andere Stimmungen und Gefühle wie etwa Hunger, Angst oder Schmerz", sagt Heidi Bernauer-Münz von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Schnurren setze Glückshormone frei, wodurch Katzen sich selbst, Artgenossen und Menschen beruhigen könnten.

Professor Leo Brunnberg von der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere an der Freien Universität Berlin hat herausgefunden, dass Schnurren den Selbstheilungsprozess bei Verletzungen wie Knochenbrüchen unterstützt. Die freigesetzten Schwingungen regen die Muskulatur an, stimulieren das Knochenwachstum und erhöhen die Regenerationsfähigkeit.

Die heilende Wirkung des Katzenschnurrens ist vergleichbar mit dem Vibrationstraining für Sportler, das zur Stärkung der Muskeln und Knochen empfohlen wird und im Frequenzbereich von fünf bis 60 Hertz liegt.

Katzenschnurren hat auch positive Auswirkungen auf Menschen. So werden Katzen vermehrt bei der Therapie von Trauma-Patienten oder Personen mit chronischen oder psychosomatischen Krankheiten eingesetzt. Eine Studie des Schlaganfallzentrums der Universität von Minnesota (USA) hat ergeben, dass Katzenschnurren den Blutdruck senkt und somit das Herzinfarktrisiko reduziert. Außerdem reagiert das menschliche Gehirn auf Schnurren mit der Ausschüttung des Wohlfühlhormons Serotonin. "Wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag mit meiner Katze auf dem Sofa kuschele, fällt jede Anspannung von mir ab", sagt Katzenhalterin Diana Bartl.

Katzenmütter schnurren während der Geburt ihrer Welpen, um den Schmerz zu kontrollieren. Sind die Katzenbabys auf der Welt, weisen die Vibrationen, die durch das Schnurren ausgelöst werden, dem noch blinden und tauben Nachwuchs den Weg zur Nahrungsquelle und dem warmen Fell der Mutter. Dieses ist für die Welpen überlebenswichtig, da sie ihre Körpertemperatur noch nicht regulieren können.

Vor allem junge Katzen fordern schnurrend zum Spielen auf. Befreundete Katzen schnurren zur Begrüßung, dominante Katzen schnurren, um schwächeren Tieren Entwarnung zu geben.

Auch mit Menschen kommunizieren die Tiere durchs Schnurren. "Katzen haben in der Interaktion mit Menschen gelernt, Schnurren in unterschiedlicher Ausprägung einzusetzen", sagt Bernauer-Münz. Das sogenannte Bettel-Schnurren beinhaltet Klagelaute, die den Schreien hungriger Menschenbabys ähneln, und mit denen Katzen ihre Halter dazu bewegen wollen, ihnen öfter oder früher Futter zu geben.

Obwohl Katzen von Geburt an schnurren, muss sich bei den kleinen Tieren das neuromuskuläre System erst einspielen, bis sie klingen wie ihre großen Verwandten. Noch ist nicht ganz klar, wo das Schnurren genau entsteht. Eine Hypothese besagt, dass das harte, nicht dehnbare Zungenbein es den Tieren ermöglicht, kontinuierlich zu schnurren. Andere gehen davon aus, dass die Hauptschlagader dabei mitwirkt, Katzenlaute zum Schnurren umzuwandeln. Zudem wird angenommen, dass das Schnurrgeräusch beim Aufprallen der Stimmbänder entsteht. "Interessant ist, dass unsere Hauskatzen beim Ein- und Ausatmen schnurren. Das Schnurrgeräusch beim Einatmen ist kürzer und lauter, beim Ausatmen ist es länger und leiser", erklärt Dunia Thiesen-Moussa von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

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