Bedenkliche Testergebnisse Gutes Olivenöl ist richtig teuer

Berlin · Tester entdecken Reste von Mineralöl, Etikettenschwindel und ranzigen Geschmack.

 Beim Kauf von Olivenöl sind böse Überraschungen nicht ausgeschlossen. Viele Produkte weisen Qualitätsmängel auf.

Beim Kauf von Olivenöl sind böse Überraschungen nicht ausgeschlossen. Viele Produkte weisen Qualitätsmängel auf.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

(dpa) Beim Kauf von Olivenöl können Verbraucher so manche schlechte Erfahrung machen, wie ein aktueller Test der Stiftung Warentest zeigt. 27 Olivenöle haben die Experten unter die Lupe genommen, vom günstigen Öl aus dem Discounter bis zum teuren Premiumprodukt, alle angeblich aus der höchsten Güteklasse „nativ extra“.

Vor allem Sparfüchse dürften enttäuscht sein. Die drei mit „gut“ bewerteten Olivenöle kosten mindestens 24 Euro pro Liter. Für diesen Preis gibt es ein Olivenöl von Soler Romero („Natives Bio-Olivenöl extra“). Teurer, aber auch noch ein bisschen besser sind zwei Öle von Castillo de Canena („Family Reserve Picual Olives Extra virgin Olive Oil“) und Farchioni („DOP Chianti Classico Olio extra Verbgine di Oliva“).

Hinter den besten, aber auch teuren Ölen folgen mehrere Produkte vom Discounter und aus dem Super- oder Drogeriemarkt zu Preisen ab 5,35 Euro pro Liter. Sie schaffen zwar nur die Note „befriedigend“, zum Braten reicht das aber, urteilen die Experten in ihrer Zeitschrift „test“ (2/18). Feinere Geschmacksnoten gehen dabei ohnehin verloren. Für ein Pesto oder ein Salatdressing dagegen lohne es sich aber, ein wirklich hochwertiges Olivenöl zu verwenden.

Allerdings weist ein hoher Preis nicht immer auf beste Qualität hin. Denn unter den mit „ausreichend“ bewerteten Test-Kandidaten sind Produkte für 26 Euro pro Liter zu finden. Und auch eins der beiden „mangelhaften“ Öle kostet knapp 19 Euro. Die „ausreichenden“ Öle sind zwar beim Geschmack und Geruch oft „befriedigend“, Kennzeichnungsmängel oder Schadstoffe, zum Beispiel Mineralöl-Kohlenwasserstoffe, verschlechtern jedoch die Note. Schadstoffe gelangen aus Maschinenöl oder Abgasen ins Olivenöl. Das lässt sich selbst bei Bio-Produkten kaum verhindern. Sechs Öle waren nach Angaben der Tester übermäßig stark belastet. Die „mangelhaften“ Öle wiesen einen stichigen oder ranzigen Geschmack auf.

Öle mit den Bezeichnungen „nativ extra“ oder „extra vergine“ müssen rein mechanisch ohne Wärmezufuhr hergestellt werden und dürfen bei Geruch und Geschmack keine Fehler aufweisen. Zumindest eine leichte Fruchtnote muss erkennbar sein. In Deutschland gibt es fast nur Olivenöle dieser Güteklasse zu kaufen. Die mit „mangelhaft“ bewerteten Produkte tragen diesen Namen aber zu Unrecht.

Für die Etiketten auf den Olivenöl-Flaschen gelten strenge Regeln. Vorne drauf muss zum Beispiel die Güteklasse und bei nicht gemischten Ölen gut sichtbar die Herkunft stehen. Viele Hersteller verstecken diese Angaben aber auf der Rückseite. Bei der Beschreibung des Geschmacks sind nur bestimmte Wörter erlaubt, zum Beispiel „fruchtig“ oder „mild“. Stattdessen fanden die Tester auf vielen Flaschen werbliche Angaben, die teils auch nicht stimmen. Immerhin gab es bei allen Ölen mit konkreter Herkunftsangabe keine Anzeichen für Schummelei.

Erfreulicherweise sind die Ergebnisse des aktuellen Tests besser als bei der Untersuchung, die die Stiftung Warentest Anfang 2017 durchgeführt hatte. Damals schnitt kein einziges Olivenöl mit „gut“, jedoch zehn Öle mit „mangelhaft“ ab. Und 2016 war das Ergebnis noch negativer. Allerdings wurden teilweise andere Olivenöle getestet.

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