Hunde Grauer Star trifft schon junge Hunde

Frankfurt · Eine Trübung der Augenlinsen kann auch bei Vierbeinern auftreten. Das Tier sollte dann möglichst schnell zu einem spezialisierten Arzt gebracht werden. Heilung bringt nur eine Operation, die jedoch ins Geld geht.

 Auch Hunde können an grauem Star erkranken. Tierärzte erkennen das bei einer Untersuchung der Augen. Bei einer Operation wird wie bei Menschen eine künstliche Linse eingesetzt.

Auch Hunde können an grauem Star erkranken. Tierärzte erkennen das bei einer Untersuchung der Augen. Bei einer Operation wird wie bei Menschen eine künstliche Linse eingesetzt.

Foto: dpa-tmn/Ina Fassbender

(dpa) Meistens fällt nur durch Zufall auf, dass ein Hund an grauem Star leidet. Das Tier fängt beispielsweise das zugeworfene Leckerli nicht mehr so sicher wie sonst, stolpert über die Bordsteinkante oder kann in ungewohnter Umgebung keine Treppenstufe mehr richtig bewältigen. In solchen Fällen sollten Besitzer zum Tierarzt fahren, um die Augen ihres Hundes untersuchen zu lassen. Ist die Linse grau oder sogar weiß, kann es sich um grauen Star handeln. Der Hund sieht entweder schlecht oder ist schon erblindet.

Die Tierärztin Barbara Braus von der Tierklinik in Hofheim rät, mit dem Hund zu einem auf die Behandlung von Augen spezialisierten Tierarzt zu fahren. Meist haben nur die Spezialisten die nötigen Geräte und auch die Erfahrung, um die Krankheit zu diagnostizieren und zu operieren. Um die Diagnose zu stellen, geben die Tierärzte den Hunden zunächst Tropfen ins Auge. So wird die Pupille weit gestellt und das Auge kann untersucht werden.

Die Bandbreite der Behandlung ist allerdings denkbar gering. Nur eine Operation kann die Heilung bringen, je früher, desto besser. Voraussetzungen hierfür sind eine intakte Netzhaut und funktionierende Nervenzellen, zudem muss das Tier natürlich narkosefähig sein.

„Wenn nicht operiert werden kann, muss das Tier ein Leben lang mit entzündungshemmenden Augentropfen behandelt werden“, erklärt die Tierärztin Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte. Ansonsten könne die Krankheit für den Hund äußerst schmerzhaft werden. Auf keinen Fall sollten die erkrankten Augen unbehandelt bleiben.

Die Operation ist längst so ausgereift wie in der Humanmedizin. Der Chirurg macht einen kleinen Schnitt am äußeren Augenwinkel und öffnet die Hornhaut, dann zertrümmert er den Linseninhalt mit Ultraschall und saugt diesen aus der Kapsel. Ist das Linsensäckchen intakt, wird eine Kunstlinse implantiert.

Vor allem, wenn die Krankheit früh erkannt wird, sind die Erfolgschancen einer OP laut Barbara Braus enorm. Sie vollbringt meist wahre Wunder. Fast jeder Hund kann spätestens einen Tag danach wieder sehen – auch, wenn er vorher blind war. Wie schnell er wieder nach Hause darf, handhabt jede Klinik unterschiedlich. Manchmal wird der Patient noch am Tag der Operation entlassen.

Es kann allerdings zu Komplikationen kommen. Manche Tiere reagieren mit entzündeten Augen. Daher werden die Hunde nach der OP noch längere Zeit mit Augentropfen behandelt und müssen häufig zur Nachsorge. Die ersten Wochen dürfen die Hunde nicht toben, sondern müssen brav an der Leine gehen.

Entgegen der landläufigen Meinung betrifft der graue Star nicht nur alte, sondern auch junge Tiere. Denn die Ursachen sind vielfältig. „Die Krankheit kann auch vererbt, durch Diabetes oder Verletzungen am Auge verursacht werden“, erklärt Tierärztin Behr. Einige beliebte Hunderassen wie zum Beispiel der Golden Retriever und der Labrador neigen bereits in jüngeren Jahren zu dieser Augenerkrankung. Sie können innerhalb von nur ein bis zwei Wochen völlig erblinden. Tritt der graue Star als Alterserscheinung auf, schreitet die Krankheit deutlich langsamer voran.

Häufig sind Tiere, die an Diabetes leiden, betroffen. Doch nur wenige Besitzer wissen, ob ihr Hund überhaupt Diabetes hat. Wüssten sie es, könnten sie das Tier mit Insulin behandeln lassen, damit würde das Risiko sinken, am grauen Star zu erkranken. Doch oft erfahren die Besitzer erst von dem Diabetes, wenn die Diagnose grauer Star gestellt wurde. „Diese Hunde trinken sehr viel“, sagt Barbara Braus. Das sei ein Warnzeichen, das auf Diabetes hindeuten könne.

Bis Menschen den Grauen Star bei ihrem Hund bemerken, kann es dauern. Denn in gewohnter Umgebung benehmen sich die Tiere trotz ihres schlechten Sehvermögens häufig wie immer. „Sie haben kaum Orientierungsprobleme“, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Mit ihrem feinen Gehör und ihrem enormen Geruchssinn könnten sie sich erstaunlich gut orientieren. Zudem würden Schatten, Gegenstände und Bewegungen oft noch wahrgenommen.

Trotzdem ist es ein Trugschluss zu glauben, die Tiere seien durch ihre Blindheit kaum beeinträchtigt. Dies merkt Braus immer wieder nach einer gelungenen Operation, wenn der Patient plötzlich wieder sehen kann. „Die Hunde sind dann so viel glücklicher“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Und auch die meisten Besitzer atmen auf, wenn ihr Tier wieder viel agiler durch die Welt läuft.

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