Für wen sich Kochboxen lohnen

Berlin · Kochboxen ersparen einem viel Arbeit. Alle Zutaten sind portionsgerecht abgepackt und werden samt Rezept nach Hause geliefert – meist per Paketversand. Vor allem für Berufstätige und Pizzaliebhaber sind sie eine gute Möglichkeit, ohne großen Aufwand Frisches zuzubereiten.

 Kochboxen, die an die Haustür geliefert werden, enthalten alle Zutaten, die für ein Hauptgericht benötigt werden. Auch exotische Gewürze und spezielle Gemüse sind darunter.

Kochboxen, die an die Haustür geliefert werden, enthalten alle Zutaten, die für ein Hauptgericht benötigt werden. Auch exotische Gewürze und spezielle Gemüse sind darunter.

Foto: Kochzauber Food GmbH

Die Suche nach speziellen Zutaten für schmackhafte Gerichte kann einen in den Wahnsinn treiben. Jeder, der schon einmal drei Läden nach Garam masala, einer Gewürzmischung, erfolglos abgesucht hat, weiß das. Oder das Rezept verlangt nach 50 Gramm frischem Spinat, im Supermarkt gibt es aber nur 500-Gramm-Beutel. Eine Lösung für diese Probleme bieten die Erfinder von fertigen Kochboxen. Darin sind alle Zutaten portioniert verpackt. Kein noch so exotisches Gewürz fehlt.

Das Prinzip funktioniert bei allen Anbietern ähnlich. Auf der jeweiligen Internetseite kann man fertig gepackte Boxen im Abonnement auswählen, entweder für zwei oder vier Personen, nur mit vegetarischen Zutaten oder mit Fisch und Fleisch. Ausgewählt werden kann dann weiter, wie viele Gerichte pro Woche es sein sollen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Rezepte bis zu einem gewissen Datum vor der Lieferung auszutauschen: So können persönliche Vorlieben und Abneigungen berücksichtigt werden.

Außerdem können Nutzer auf der Webseite die Rezeptauswahl vorab einsehen. Von bodenständig bis exotisch ist alles dabei. Es gibt paniertes Putenschnitzel, Blumenkohleintopf, Sobanudeln in Erdnusscurrysoße bis hin zum koreanischen Zimt-Pflaumenhühnchen. Preislich gesehen liegt die Spanne bei Gerichten für zwei Personen pro Mahlzeit zwischen rund sechs und zehn Euro. Günstiger wird es bei allen Anbietern, je mehr Gerichte man pro Woche bestellt.

Seit 2010 ist der Anbieter Kochhaus auf dem Markt. Das Berliner Unternehmen ver sendet nicht nur Lebensmittel online, sondern betreibt in einzelnen Städten auch Läden, unter anderem in Berlin , Frankfurt, München und Köln. "Dort können sich Kunden die Zutaten auch selbst zusammenstellen", erklärt Pressesprecherin Friederike Klasen.

Die Kochhausangebote zielten vor allem auf berufstätige Menschen mittleren Alters ab, denen die Zeit zum Kochen fehlt, die aber trotzdem Wert auf gutes Essen legen. Mittlerweile gibt es mehr als 600 Rezepte, die variiert werden.

Weitere Anbieter sind Hello Fresh, Kochzauber und Marley Spoon, allerdings ohne eigene Läden. Hello Fresh bietet dafür Rezepte in Kooperation mit dem britischen Koch Jamie Oliver an, Kochzauber arbeitet mit Weight Watchers zusammen.

"Wirklich falsch können Verbraucher mit einer Kochboxbestellung nichts machen", sagt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. "Die Rezepte sind abwechslungsreich, es bleiben keine Lebensmittel übrig."

Dank der Schritt-für-Schritt-Anleitung sind auch Kochanfänger nicht überfordert. Bei einem Marktcheck der Verbraucherzentrale Berlin haben alle fünf getesteten Anbieter gut abgeschnitten. Positiv fiel den Verbraucherschützern außerdem auf, dass Abos problemlos beendet oder unterbrochen werden können. Das ist praktisch beispielsweise für Urlauber oder Kunden, die beruflich viel unterwegs sind.

Ein paar Negativpunkte gibt es aber. Die Preise liegen deutlich über dem, was man sonst für ein selbst gekochtes Gericht ausgeben würde. "Man zahlt auch den Service der Rezeptentwicklung mit", sagt Daniela Krehl. Ein Manko sind auch die Lieferzeiträume von vier bis fünf Stunden, die wenig Flexibilität erlauben.

Wer spontan Besuch bekommt, muss vielleicht doch den Pizzaservice bemühen. Die Mengen sind genau für die bestellte Personenzahl kalkuliert und lassen sich nicht beliebig aufstocken. Und oft bleibt mehr Verpackungsmüll zurück als beim Supermarkteinkauf.

Obwohl die Kochboxen eigentlich auf den ersten Blick ideal für Singlehaushalte und alleinstehende Senioren erscheinen, bietet keines der Unternehmen eine solche Boxgröße an. Hello Fresh begründet dies auf seiner Homepage damit, dass die Lieferung kleiner Portionen zu kompliziert und nicht zu einem vernünftigen Preis möglich sei.

Doch das Unternehmen hat einen Vorschlag für Alleinlebende parat: Man könne die übrig gebliebene Portion aus der Zwei-Personen-Kochbox am nächsten Tag wieder aufwärmen oder mit ins Büro nehmen.

"Die Anbieter listen zwar die gelieferten Zutaten auf ihrer Webseite auf, allerdings gibt es nur wenig konkrete Hinweise, woher die Sachen kommen", kritisiert Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik. "Der Verbraucher weiß zum Beispiel nicht, wie lange das Gemüse zwischengelagert wurde oder wie hoch der Bioanteil ist." Während sich die Transportwege in Städten kurz halten lassen, sehe es in ländlichen Gebieten vermutlich anders aus: "Da ist dann die Frage, wie lange sich etwa Milchprodukte halten, wenn ich die im Hochsommer bestelle."

Auch Verbraucherschützerin Krehl sieht das Problem: "Bei frischen Produkten gibt es kein Widerrufsrecht." Dennoch sollten Kunden nicht mehr so frische Zutaten beim Kundendienst des jeweiligen Anbieters aber in jedem Fall reklamieren.

Ungeeignet seien Kochboxen für Menschen mit speziellen Nahrungsunverträglichkeiten, findet Morlo. Auf den später gelieferten Rezepten finden sich zwar Kennzeichnungen wie "glutenfrei", auf den Internetseiten sei auf den ersten Blick aber nur schwer zu erkennen, ob eine Kochbox möglicherweise unverträgliche Zutaten enthalte.

Alexander Huber , Chefkoch und Inhaber des Restaurants "Huberwirt" in Pleiskirchen (Oberbayern), bewertet die Kochboxen positiv. Vielleicht weckten sie bei Fertigpizza- und Fast-Food-Jüngern die Lust auf kreatives Kochen zu Hause. Und Hobbyköche könnten sich von den neuen Rezepten inspirieren lassen.

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 Den Kochboxen liegen auch Kochanleitungen bei, was die Zubereitung erleichtert. Foto: Marley Spoon

Den Kochboxen liegen auch Kochanleitungen bei, was die Zubereitung erleichtert. Foto: Marley Spoon

Foto: Marley Spoon

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