Feilschen beim Einkauf kann sich lohnen

Berlin · Kunden können auch hierzulande Preisnachlässe bekommen. Doch die wenigsten wollen verhandeln.

 Preisnachlässe gibt es nicht nur zum Schlussverkauf. Kunden können oft auch handeln. Foto: Ina Fassbender/dpa

Preisnachlässe gibt es nicht nur zum Schlussverkauf. Kunden können oft auch handeln. Foto: Ina Fassbender/dpa

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(dpa) In vielen Ländern ringen Kunden beim Einkaufen mit dem Händler um den Preis. Wenn es gut läuft, gibt es am Ende 40 Prozent Rabatt auf das Halstuch. Diese Art des Feilschens ist in Deutschland völlig unüblich. Verboten ist sie nicht.

"Der harte Wettbewerb im deutschen Einzelhandel führt dazu, dass die Kunden schon ohne Feilschen von sehr günstigen Preisen profitieren", sagt Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland. Viele Kunden tun sich schwer damit, im Geschäft nach einem Preisnachlass zu fragen. Das hält Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen für falsch. "Es geht darum, sich mit dem Verkäufer freundlich und sachlich über den Preis eines bestimmten Produkts zu unterhalten", erklärt er. Testkäufe hätten gezeigt, dass das in jedem zweiten Fall Erfolg brachte. Im Durchschnitt war ein zehnprozentiger Preisnachlass drin. Allerdings winkten nicht in jeder Branche Rabatte, erklärt Georg Abel von der Verbraucher-Initiative. So ist im Buchhandel wegen der Buchpreisbindung kein Nachlass möglich. "Auch an der Supermarktkasse ist es wenig aussichtsreich, die Kassiererin zu fragen, ob es nicht etwas günstiger geht", sagt Abel.

Das heißt nicht, dass im Lebensmittelbereich keine Rabatte ausgehandelt werden können. "Wer beim Bäcker oder Metzger für eine Party große Mengen ordert, kann durchaus nach einem Preisnachlass fragen", erklärt Tryba.

Besser stünden die Chancen beim Kauf von Fahrrädern, Elektroartikeln oder sogar bei Kosmetika sowie Kinderkleidung, erläutert Abel. "Bei hochwertigen Designer-Möbeln waren kaum Preisnachlässe zu erzielen. Bei allen anderen Möbeln hat es einen Verhandlungsspielraum gegeben."

Um einen Preisnachlass aushandeln zu können, muss man sich gut vorbereiten. Der Kunde sollte sich über Stärken und Schwächen des Produkts kundig machen, sagt Abel. "Dabei helfen Testberichte." So weiß der Kunde, ob es sich bei der Ware um ein Auslaufmodell handelt, was das Produkt online kostet oder wie teuer es in verschiedenen Geschäften ist. Kann man darauf verweisen, dass die Ware auf der Webseite des Unternehmens 20 Euro günstiger angeboten wird als im Geschäft, lenkt der Verkäufer oft ein: "Den Preis kriegen Sie auch hier."

Georg Abel rät, "bloß nicht in aggressivem Tonfall oder von oben herab" mit dem Verkäufer zu reden. " Von Rabatt zu sprechen, sei psychologisch gesehen nicht sinnvoll, meint der Experte. Das klinge zu drastisch. "Besser ist es, von einem kleinen Preisnachlass zu reden oder zu fragen, ob im Gesamtpaket etwas zugunsten des Käufers machbar ist." Vielleicht werde nicht immer der Preis reduziert, wenn man etwa eine neue Waschmaschine kaufe. Aber möglicherweise werde sie kostenlos geliefert und angeschlossen.

Klassischerweise lassen sich beim Autokauf oft Preisnachlässe oder Extras aushandeln. "Der Kunde sollte immer im Auge haben, dass er mit seinen Vorstellungen realistisch bleibt", sagt Abel. "Wer sich nicht traut, sich im Laden nach einem Preisnachlass zu erkundigen, kann dies auch online tun", empfiehlt Georg Tryba. Man könne per Mail oder über soziale Netzwerke bei der Firma nach einem Rabatt fragen.

Wem auch das gegen den Strich gehe, sollte auf Aktionen warten. "Angesichts des harten Wettbewerbs im Handel kann man das ganze Jahr über Schnäppchen ergattern", betont Stefan Hertel.

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