Effizienz-Label für alte Heizungsanlagen

Frankfurt · Zwischen neuester Heiztechnologie und alten Heizanlagen in Wohnungen „liegen Welten“, erklärt Michael Herma vom Spitzenverband der Gebäudetechnik (VdZ) im Interview mit dpa-Mitarbeiterin Simone Andrea Mayer.

Die Heizungsbranche hat am Wochenende auf der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse (ISH) in Frankfurt ihre neuesten Entwicklungen präsentiert. Dabei stand die Energieeinsparung im Vordergrund. Mit neuen Anlagen lassen sich Häuser und Wohnungen sehr effizient heizen.

Welche Entwicklungen sollten Verbraucher im Auge behalten?

Michael Herma: Die Hybridtechnologie, also Anlagen, die über mehr als einen Wärmeerzeuger verfügen, hat sich weiterentwickelt und ist momentan eine günstige und gute Technologie. Die Anlagen haben zum Beispiel eine Brennwerttherme im Keller, die durch Solarthermie auf dem Dach ergänzt wird. Es ist sehr interessant, sich nicht nur die Neuerungen anzusehen, sondern die am Markt befindlichen Technologien mit dem zu vergleichen, was in den Häusern verbaut ist. Dazwischen liegen Welten.

Ist das Einsparpotenzial wirklich so groß?

Herma: Wir haben hierzulande eine relativ geringe Austauschquote von Heizungsanlagen. Diese sind in der Regel älter als 15 Jahre. Was die Heizungswirtschaft heute zu bieten hat, ist deutlich effizienter. Ich mache diese Problematik gerne am Beispiel der Heizungsumwälzpumpen klar. Eine solche Pumpe verbraucht in einem Einfamilienhaus rund 90 Watt, wenn sie ihre zehn bis 20 Jahre auf dem Buckel hat. Eine moderne Umwälzpumpe begnügt sich mit vier Watt. Das heißt, wir haben hier ein sehr großes Sparpotenzial, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass eine Umwälzpumpe den Großteil des Jahres läuft, 24 Stunden am Tag. Der Pumpentausch rechnet sich nur durch die Stromeinsparung nach zwei, zweieinhalb Jahren. Kombiniert man den Pumpentausch noch mit einem hydraulischen Abgleich, der bewirkt, dass alle, also auch von der Pumpe weit entfernt liegende Heizkörper gleich warm werden, verringern sich dazu noch die Energiekosten.

Lässt sich grundsätzlich sagen, bei welchem Alter sich der Austausch einer Anlage lohnt?

Herma: Man kann nicht alle Heizanlagen über einen Kamm scheren. Ein Anhaltspunkt wird das kommende Altanlagen-Label für Heizungen sein. Wir sollen im nächsten Jahr ein Effizienz-Label für Heizanlagen bekommen, die schon lange in Betrieb sind. Handwerker und Schornsteinfeger werden, wenn sie eine Anlage antreffen, die älter als 15 Jahre ist, ein Label anbringen. Die Bundesregierung hat sich nicht umsonst für diese 15 Jahre entschieden. Ich glaube auch, dass das der richtige Zeitpunkt ist, um über eine Investition nachzudenken.

Es wird ab September 2015 schon ein Label für neue Heizungen geben. Was ist der Unterschied?

Herma: Dieses Geräte-Label basiert auf einer EU-Richtlinie, die unter anderem auch die Kennzeichnung von Kühlschränken regelt. Das Altanlagen-Label geht auf eine Initiative der Bundesregierung zurück, die mehr Energieeffizienz will. Diese ist ja das zweite Standbein der Energiewende. Und sie sagt, wir müssen den Verbraucher darauf aufmerksam machen, dass er eine ineffiziente Heizung hat. Mir ist so ein Label in anderen EU-Ländern nicht bekannt.

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