Die wichtigsten Versicherungen für Familien

Berlin · Eine Familie bringt große Verantwortung mit sich. Wichtig ist deshalb auch der richtige Versicherungsschutz für Eltern. Denn sie sollten vorsorgen, damit es im Ernstfall nicht zum finanziellen Desaster kommt.

Welche Versicherungen brauchen Verbraucher? Keine leichte Frage, und die Antworten gehen oft weit auseinander. Klar ist jedoch, dass Familien eine besondere Absicherung benötigen. "Was die Existenz der Familie gefährden könnte, sollte man absichern", meint Una Großmann. Sie ist Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Der folgende Überblick zeigt, welche Versicherungen für Familien zu empfehlen und welche verzichtbar sind.

Haftpflichtversicherung: Sie steht an erster Stelle beim Versicherungsschutz und springt ein, wenn Versicherte einem anderen Schaden zugefügt haben. Diese Versicherung ist wichtig, weil in solchen Fällen schnell hohe Summen zusammenkommen. Daher sind Deckungssummen für Personen- und Sachschäden von mindestens fünf Millionen Euro, besser noch von zehn Millionen Euro empfehlenswert. Meist sind Kinder automatisch mitversichert. Sie können allerdings bis zum siebten und im Straßenverkehr sogar bis zum zehnten Geburtstag ohnehin nicht haftbar gemacht werden. Eltern können aber in die Pflicht genommen werden, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Statistisch gesehen muss jeder vierte Deutsche im Laufe seines Erwerbslebens wegen Berufsunfähigkeit den Job an den Nagel hängen. Eine Erkrankung oder ein Unfall sind die häufigsten Gründe, warum Menschen ihren Beruf aufgeben müssen. Von einer Berufsunfähigkeit ist die Rede, wenn ein Arbeitnehmer nicht mehr in der Lage ist, zu 50 Prozent in seinem Beruf oder der zuletzt ausgeübten Tätigkeit zu arbeiten. Sich gegen eine Berufsunfähigkeit zu wappnen, ist Privatsache, "denn der Staat sichert das nicht mehr in dem Maße ab wie früher", erläutert Una Großmann.

Die entsprechende Versicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn der Kunde aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr ausüben kann. Das ist besonders wichtig, wenn die ganze Familie von einem Einkommen abhängt. Die Höhe der Absicherung sollten Arbeitnehmer von ihrem Einkommen und ihrer Familiensituation abhängig machen. Man sollte - so der grobe Richtwert - eine Rentensumme vereinbaren, die bei rund 60 Prozent des aktuellen Bruttoeinkommens liegt. Eine entsprechende Versicherung kostet im Schnitt etwa einen bis vier Euro pro Tag.

Risiko-Lebensversicherung: Seine Angehörigen sollte man unbedingt durch eine Risiko-Lebensversicherung absichern. Dazu rät Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) in Henstedt-Ulzburg. Im Todesfall erhalten die Hinterbliebenen die Versicherungssumme. Eine entsprechende Police gibt es schon für etwa sieben bis zehn Euro pro Monat.

Kinder-Unfallversicherung: Sie ist zwar prinzipiell zu empfehlen, aber kein Muss. Sie zahlt eine monatliche Rente oder einen einmaligen Betrag, wenn das Kind durch einen Unfall einen dauerhaften Schaden erleidet. Sinnvoll ist die Kinder-Unfallversicherung zum Beispiel, wenn ältere Kinder in der Ausbildung sind, aber keine Berufsunfähigkeitsversicherung haben. "Es gibt zwar laut Statistik nicht viele Unfälle, die eine Invalidität nach sich ziehen", sagt Bianca Boss. Aber wenn sie eintritt, zahlt die Versicherung den behindertengerechten Umbau des Hauses und den Kauf eines behindertengerechten Autos. Diese Versicherung können auch die Großeltern übernehmen, statt vielleicht unnötiges Spielzeug zu schenken. Eine gute Absicherung ist für rund 120 Euro im Jahr zu haben.

Hausratversicherung: Sie sichert Schäden am Hausrat durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder Blitz ab. Zum Hausrat gehören nicht nur Möbel, sondern auch Kleidung und Elektrogeräte. Die Police sei grundsätzlich empfehlenswert, meint Una Großmann. Eine Hausratversicherung ist bereits ab 30 Euro jährlich möglich.

Kranken-Zusatzversicherung: Darüber sollten Familien erst nachdenken, wenn sie existenzielle Risiken in ausreichender Höhe abgedeckt und auch an die Altersvorsorge gedacht haben. Denn "das ist eine reine Luxusversicherung", sagt Bianca Boss. Diese Zusatzversicherung übernimmt das Honorar für eine privatärztliche Behandlung oder das Einbettzimmer im Krankenhaus.

Ausbildungsversicherung: "Darauf können Familien getrost verzichten", betont Bianca Boss vom Bund der Versicherten. "Das sind Kapitallebensversicherungen, die teuer sind, da hohe Abschlusskosten und laufende Verwaltungskosten anfallen." Alles, was man für die Altersvorsorge zurücklegen möchte, sollte man stattdessen unabhängig von Versicherungen investieren. "Hier sollte man auf reine Geldanlagen setzen, auch wenn es derzeit wenig Zinsen gibt. Bei Bankprodukten ist man zudem flexibler."

"Richtig versichert - Wer braucht welche Versicherung?" heißt das 216-seitige Buch von Elke Weidenbach und Rita Reichard, das die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen herausgegeben hat. Es ist im Buchhandel erhältlich und kostet 12,90 Euro. ISBN: 978-3-86336-028-3.

Zum Thema:

HintergrundDie Deutschen gaben im vergangenen Jahr rund 192 Milliarden Euro für private Versicherungen aus. Doch nicht einmal ein Viertel der Haushalte ist gegen Berufsunfähigkeit abgesichert. Eine private Haftpflichtversicherung haben 85 Prozent der Haushalte (Beamte: 96 Prozent), eine Hausratversicherung knapp 75 Prozent. Eine Risiko-Lebensversicherung haben 15 Millionen Bürger abgeschlossen, meldet die Deutsche Versicherungswirtschaft. red

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