Der letzte Job des Fernschreibers

Berlin · 80 Jahre ist der Fernschreiber gerade alt geworden. Viel älter dürfte er in der Digitalära nicht mehr werden. Sein letztes Einsatzgebiet ist allerdings sein wichtigstes. Das „Rote Telefon“ zwischen den Atommächten USA und Russland ist eine Telex-Verbindung.

Wer heute ein rasches "mfg" in die vom Handy abgeschickte SMS tippt, mag sich auf der Höhe der Zeit fühlen. Tatsächlich hat die Abkürzung für "Mit freundlichen Grüßen" eine lange Tradition. In Fernschreiben wurden solche Kürzel vor 80 Jahren eingeführt, um Kosten und Übertragungszeit zu sparen, sagt Lioba Nägele vom Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. Im Oktober 1933 wurden Fernschreiben in Deutschland für jedermann möglich, der das nötige Geld dafür hatte. Die Deutsche Reichspost startete damals den "Öffentlichen Fernschreibdienst" mit Selbstwählbetrieb zwischen Hamburg und Berlin (kurz: Telex).

Jahrzehntelang galten Fernschreiber als extrem schnell, sicher und zuverlässig. "Die Schnelligkeit und Verlässlichkeit standen im Vordergrund", erklärt Nägele. Diese Fernschreib-Eigenschaften seien zum Beispiel wichtig für Termingeschäfte bei Gerichten, in Unternehmen und Behörden gewesen. "Die Geräte hatten den Vorteil, dass sie immer im Dienst waren." Die 1950er, 60er und 70er Jahre waren die große Zeit des Fernschreibverkehrs. Wer privat ein Fernschreiben verschickte, nannte es meist Telegramm. Im geschäftlichen Verkehr hieß es "Telex". Dieser Begriff meinte zugleich auch den Fernschreiber und das dazugehörige Netz. Bei der Deutschen Post dagegen heißt jedes Fernschreiben Telegramm, wie Sprecherin Anke Blenn erläutert.

Ein berühmtes Beispiel für eine Telexverbindung ist das "Rote Telefon". Dieser "heiße Draht" wurde 1963 zwischen Washington und Moskau nach den Erfahrungen der Kubakrise geschaltet. Er soll verhindern, dass ein Nuklearkrieg durch einen Irrtum ausgelöst werden kann. "Alles geschieht schriftlich, um Hörfehler zu vermeiden und den Austausch zu dokumentieren", sagte kürzlich der russische Militärexperte Pawel Felgenhauer im Rundfunk.

Völlig ausgedient hat diese Technik damit allerdings noch nicht. Geschäftlich nutze allerdings kaum noch jemand das Fernschreiben, so Lioba Nägele. Selbst aus Indien kam im vergangenen Jahr die Nachricht, dass nach 163 Jahren kein Telegramm mehr verschickt wird. Zuletzt konnten sich die Papierstreifen nicht mehr gegen Fax, E-Mail und SMS durchsetzen.

Und selbst der Nachfolger des Telex, das Fax, kommt in Deutschland aus der Mode. Längst kann Papier gescannt und als Dokument per E-Mail verschickt werden. Anfang 1979 startete der Fax-Dienst in Frankfurt mit einer Übertragungszeit von drei Minuten pro DIN-A-4-Seite. Heute funktioniert die schriftliche, elektronische Kommunikation meist blitzschnell, ob per Fax oder via Internet.

mfk-frankfurt.de

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