Der Giraffe geht es an den Kragen
Frankfurt · Giraffen gehören auf die Liste gefährdeter Tierarten, verlangen Frankfurter Biologen. Von einigen Arten dieser Spezies in Afrika gebe es nur noch wenige tausend Exemplare. Und ihre Zahl schrumpft weiter.
Giraffen sind ein Symbol Afrikas und die Besucherattraktion vieler zoologischer Gärten in Deutschland. Da wundert es, wie wenig die Wissenschaft bisher über die auffälligen Tiere weiß. Nun zeigt eine Analyse der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, der Uni Frankfurt und der Giraffe Conservation Foundation, dass die Zahl der Tiere binnen dreier Jahrzehnte um ein Drittel geschrumpft ist. In ganz Afrika gebe es nur noch 100 000 wildlebende Tiere.
Dass die Giraffe trotzdem bisher nicht auf der Liste bedrohter Tierarten stand, hat mit dem Umstand zu tun, dass sie bislang "unvollständig erforscht ist", wie die Senckenberg-Gesellschaft (Frankfurt ) erklärt. Die Biologen gingen zum Beispiel davon aus, dass alle Tiere zu einer Art gehören, erklärt Professor Axel Janke von der Goethe-Universität. Und eine Gesamtzahl von 100 000 Exemplaren sei dann ja "noch halbwegs okay".
Doch diese Annahme war falsch, korrigieren die Frankfurter Wissenschaftler nun. Es gebe "vier genetisch getrennte Gruppen, die sich in freier Wildbahn offenbar nicht paaren", erläutert Janke. Von diesen eigenständigen Arten seien zwei mit nur noch 4000 bis 8000 Tieren bereits gefährlich dezimiert. Das habe die Wissenschaft lange Zeit nicht wahrgenommen, weil zu Giraffen herzlich wenig Forschung betrieben worden sei. Wenn man auch die neun identifizierten Unterarten genauer betrachte, erscheine die Situation noch brenzliger, warnt Janke. Von der Westafrikanischen Giraffe gebe es nur noch 400 Tiere in einer kleinen Region im Westen des Niger.
Die Frankfurter Forscher haben über 100 Gewebeproben wildlebender Giraffen analysiert. Sie kamen dabei zum Ergebnis, dass der letzte gemeinsame Vorfahre aller heutigen Arten vor mindestens 400 000 Jahren und höchstens vor zwei Millionen Jahren gelebt haben muss. Julian Fennessy, der Autor der Studie erklärt: "Wir sorgen uns zu Recht um Elefanten, von denen es noch schätzungsweise 450 000 wildlebende Tiere gibt. Im Gegensatz dazu sinkt aber die Zahl der Tiere bei drei der vier Giraffenarten rapide. Wir müssen daran arbeiten, die Zukunft der afrikanischen Giraffen zu sichern, bevor es zu spät ist."