Es muss nicht immer Chemie sein Alte Hausmittel zum Reinigen feiern Renaissance

Berlin · Wer Putz- und Reinigungsmittel nicht fertig kaufen will, greift gern zu Essig, Kernseife, Natron und Zitronensäure. Sie eignen sich aber nicht für alles.

 Ein selbstgemachtes Scheuerpulver ist, wenn es richtig zusammengemischt ist, sehr mild und kann die Oberflächen schonen.

Ein selbstgemachtes Scheuerpulver ist, wenn es richtig zusammengemischt ist, sehr mild und kann die Oberflächen schonen.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

() Fertige Wasch- und Putzmittel kommen oftmals mit vollmundigen Werbeversprechen daher. Sie sollen Kalk und hartnäckigen Schmutz schnell lösen, Oberflächen glänzen lassen und Wäsche blütenweiß machen. „Reinigungsmittel sind hochoptimiert auf Bequemlichkeit: einfach aufsprühen, einwirken lassen, wegwischen. Da muss man noch nicht mal mehr ein bisschen rubbeln“, sagt Rolf Buschmann, Referent beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Die Liste mit Inhaltsstoffen ist bei manchen Produkten entsprechend lang. Viele davon seien jedoch nicht immer notwendig, meint der Umwelt-Experte. Insbesondere Mittel in Pods und Tabs seien zu hoch dosiert. „Manche Inhaltsstoffe können Hautreizungen, Allergien und Unverträglichkeiten auslösen und schädlich für die Umwelt sein.“

Alte Hausmittel klingen da nach einer verlockenden Alternative – und irgendwie vertraut. Essig, Natron und Zitronensäure nutzt man sogar als Lebensmittel, sie können daher den Eindruck einer ungefährlichen Alternative zu herkömmlichen Reinigungsmitteln erwecken.

Doch der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel warnt: Manche Stoffe kommen zwar auch in der Natur vor. Sie werden für den Einsatz in Reinigungsmitteln jedoch meist aus anderen Stoffen hergestellt. Und: Reinigungsmittel unterliegen dem Chemikalienrecht und müssen unter Umständen mit Warn- und Sicherheitshinweisen für die Anwendung gekennzeichnet sein. Wer im Handel zu den reinen Stoffen greift, erhält diese Informationen unter Umständen nicht und unterschätzt womöglich die Risiken der Anwendung.

Ebenso kommt es auf die Dosierung und das Einsatzfeld an – ob die Alternative wirklich gut ist oder gar Schäden bewirkt. Ein Beispiel dafür ist der gute alte Essig. „Speiseessig sollte am besten in der Küche bleiben“, rät Laura Gross von der Verbraucher Initiative. Eine Mischung mit Wasser desinfiziert die Innenflächen des Kühlschranks nach dem Saubermachen, um Bakterien und Keime zu vermeiden.

Für die Toilette sollte man hingegen besser auf einen starken Essigreiniger setzen, der sei sogar noch besser als Mittel mit Zitronensäure. „Aber mit Salatessig oder Essigessenz kommt man da nicht sinnvoll weiter. Sie haften nicht, und bis man etwas sauber bekommen hat, sind die Schleimhäute ernsthaft gereizt“, sagt Gross.

Als Weichspüler eignet sich Essig gar nicht. „Wäsche wird in der Waschtrommel kratzig und hart, weil die Fasern beim Waschen aufgeraut werden und sich gegeneinander verhaken. Daran kann Essig auch nichts ändern“, erklärt die Expertin. „Dafür greift er aber empfindliche Fasern und auch Metall- und Kunststoffteile in der Waschmaschine an.“ Auch bei Kalkablagerungen in Wasserkochern und an Armaturen empfiehlt Gross, lieber auf Zitronensäure zu setzen. Sie sei „hier tatsächlich ein gutes, schonendes und lebensmittelverträgliches Mittel“. Dagegen sei küchenübliches Zitronensaftkonzentrat meist nicht stark genug. Ebenfalls abwägen muss man den Einsatzort von Natron. Es gilt als klassischer Fettlöser. Da es ein Bestandteil von Backpulver ist, wird die Backzutat auch gerne als Reinigungsmittel empfohlen. Doch aus Sicht des IKW bewirken die darin enthaltenen Trennmittel Mehl oder Stärke genau das Gegenteil: Die Säuren heben die reinigende Wirkung auf. Außerdem können sogar Schäden vergrößert werden.

Verschimmelte Fugen wirken dank Backpulver zwar kurzzeitig heller, aber im Anschluss wird der schwarze Belag stärker, denn das Mehl bietet den Schimmelpilzen Nahrung. Soda ist eine weitere Empfehlung, mit ihm lässt sich Lauge herstellen. „Soda hilft, stark Angebranntes aus Töpfen oder Formen zu lösen, und ist ein durchaus gutes Mittel gegen Vergrauungen und Gilb“, erklärt Gross. Doch: Sowohl Wäsche als auch Geschirr müssen darin einweichen, die Textilien sogar über mehrere Stunden. Und für Wolle oder Seide ist diese Methode nicht geeignet.

(dpa)
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