Kolumne Grad-Wanderung Wutanfälle in den sozialen Medien – Jörg Kachelmann und die Brandstifter

Meinung · Während Touristen und Einheimische vor den Flammen auf Rhodos flüchten, widmet sich Meteorologe Jörg Kachelmann seinem Lieblingsthema: Menschen beschimpfen, die einen Zusammenhang mit dem Klimawandel vermuten.

 Seit Tagen brennt es auf der Insel Rhodos und in vielen anderen Ecken Südeuropas. Das allein auf die Hitze zu schieben, wäre verkehrt. Aber trotzdem sind die Tiraden eines bekannten Wettermannes wenig hilfreich.

Seit Tagen brennt es auf der Insel Rhodos und in vielen anderen Ecken Südeuropas. Das allein auf die Hitze zu schieben, wäre verkehrt. Aber trotzdem sind die Tiraden eines bekannten Wettermannes wenig hilfreich.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Das weltweite Klima gerät mit jedem Tag mehr aus den Fugen. Da ist es schön, wenn es wenigstens noch ein paar Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann – Jörg Kachelmanns Wutanfälle in den sozialen Medien zum Beispiel. Sobald irgendeine Weltregion unter extremer Hitze ächzt und anschließend halb in Flammen aufgeht, läuft auch der Meteorologe heiß. Denn (Wald-)Brände, so wettert er regelmäßig vor allem auch gegen die Katastrophenberichterstattung der Medien, haben überhaupt nichts mit Hitze zu tun – und deshalb auch nichts mit der Klimakrise!

Für Klimawandelleugner ist das jedes Mal ein Fest, aber Kachelmann hat auch unter normaldenkenden Menschen einige Fans. Denn: Natürlich hat er recht. Nicht hohe Temperaturen sind entscheidend, sondern Trockenheit. Dass jedoch beides zusammenhängt, sprich: Pflanzen und Böden bei Hitze schneller austrocknen, scheint Kachelmann nicht begreifen zu wollen, selbst wenn renommierte Klimaforscher es ihm persönlich erklären. Ohnehin ist das alles vollkommen egal, denn – und das ist der zweite Punkt, der regelmäßig aus Kachelmann herausplatzt – selbst ein trockener Wald fängt ja nicht einfach so von selbst an zu brennen.

Bei ihm firmiert grundsätzlich alles unter „Brandstiftung“

Auch das stimmt. Das Problem nur: Niemand hat je das Gegenteil behauptet. Natürlich braucht es für jedes Feuer einen Auslöser. Häufig ist der Mensch schuld, bei vielen Bränden kann aber überhaupt keine Ursache ermittelt werden.

Das lässt Kachelmann allerdings meist einfach unter den Tisch fallen. Bei ihm firmiert grundsätzlich alles unter „Brandstiftung“, egal ob wirklich Vorsatz im Spiel war oder Fahrlässigkeit. Animiert man die Leute so zu mehr Vorsicht? Eher nicht. Aber das zeigt: Kachelmann geht es nicht um wissenschaftliche Akkuratesse und Medienkritik. Seine Tiraden sind vor allem Selbstdarstellung – und als solche brandgefährlich.

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