Absurder Streit um Klimaschutzmanager in Wadgassen Streit um Klimaschutzmanager in Wadgassen: Schluss mit „Hauptsache dagegen“!

Meinung · Mehrere Ratsmitglieder in Wadgassen wollen keinen Klimaschutzmanager einstellen, obwohl der die Gemeinde überhaupt nichts kosten würde. Was in aller Welt soll das?

 Wadgassen will unter anderem PV auf allen kommunalen Dächern. Dafür braucht die Verwaltung personelle Unterstützung.

Wadgassen will unter anderem PV auf allen kommunalen Dächern. Dafür braucht die Verwaltung personelle Unterstützung.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Es gibt Momente, in denen ich die Tatsache verfluche, dass ich in meiner Funktion als Journalistin zu einer reinen Beobachter-Rolle verdammt bin. Die jüngste Gemeinderatssitzung in Wadgassen war eine dieser Gelegenheiten.

Das Thema: Soll die Gemeinde einen Klimaschutzmanager bekommen – eine Stelle, die bei Wadgassens Finanzlage höchstwahrscheinlich komplett vom Bund bezahlt wird? Um dagegen ernsthaft zu stänkern, muss man wohl Politiker sein – am besten aus der Opposition.

Klar: Auch wenn sich Bürgermeister Sebastian Greiber sehr sicher ist, dass die Stelle zu 100 Prozent gefördert wird, kann so ein Antrag immer noch schiefgehen. Doch selbst in diesem Fall würde sich ein Klimaschutzmanager für jede Gemeinde (nicht nur) finanziell lohnen.

Reicht eine globale Energiekrise nicht, um das endlich zu erkennen? Braucht es noch eine Flutkatastrophe, ein weiteres Jahr Dürre und den nächsten Sommer mit tödlicher Hitze, damit Klimaschutz nicht mehr als Gedöns abgetan wird? Denn auffällig war es natürlich, dass der eigentliche Sinn eines solchen Mitarbeiters keinem einzigen Ratsmitglied eine Silbe wert war. Dessen weitreichenden Aufgabengebiete, von denen Energie nur ein kleiner Teil ist, wegwerfend als „diese Klimaschutz-Sachen“ zu bezeichnen, ist eine politische Bankrotterklärung vor einer der größten Herausforderungen, der sich die Menschheit je gegenüber sah.

Es ist dieses ständige Blockieren, diese Hauptsache-dagegen-Haltung mancher Politiker gepaart mit ewiggestriger Borniertheit, die in Zeiten wie diesen wirklich niemand gebrauchen kann. Genau das hat uns überhaupt erst in diese Situation hinein manövriert. Wie viel Geld hätten die saarländischen Kommunen sparen können, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien nicht jahrelang ausgebremst worden wäre – und das nicht nur durch Bundesgesetze, sondern auch durch falsche Entscheidungen direkt vor Ort?

Es ist schön, dass Wadgassen einen Klimaschutzmanager bekommen wird. Aber es ist schlimm, dass die Gemeinde nicht schon längst einen hat.

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