Heizen mit Holz Ein Markt, der langfristig nicht bedient werden kann

Saarbrücken · Viele Menschen heizen aktuell mit Holz. Wissenschaftler sehen diesen Trend gefährlich fürs Klima – und haben jetzt ein Grundsatzpapier veröffentlicht.

Ein Kamin stößt viel Feinstaub aus.

Ein Kamin stößt viel Feinstaub aus.

Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

„Knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich“ – das ist das Fazit eines Grundlagenpapiers von Scientists for Future (S4F) zum Thema „Heizen mit Holz“. Das große Fazit der Wissenschaftler: Die Vorstellung, Heizen mit Holz sei besonders nachhaltig, ist nicht nur aus Klima-Gesichtspunkten falsch. Damit werde außerdem ein Markt geschaffen, der langfristig nicht mehr bedient werden könne, betonen die Wissenschaftler – und das schadet letztendlich auch den Verbrauchern, die sich jetzt – aus vermeintlich guten Gründen – für eine Holz- oder Pelletheizung entscheiden. Die wichtigsten Punkte des Grundlagenpapiers:

Wer einen Kamin besitzt, heizt mehr

Holz dient häufig als zusätzliche Wärmequelle. Häuser oder Wohnungen mit Kaminen sind nicht nur im Schnitt größer – es wird dort auch etwa 20 Prozent mehr Heizenergie pro Quadratmeter Wohnfläche verbraucht. „Das weist nicht auf einen sparsamen und nachhaltigen Einsatz wertvoller Energie hin“, schreiben S4F. Besonders bitter: Bei einer Studie unter Verbrauchern, die Kamine als Zusatzheizung nutzen, gaben 78 Prozent an, damit etwas Gutes für die Umwelt und das Klima tun zu wollen.

Holz ist bereits jetzt knapp

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1990 lag der Anteil von „holzartigen Festbrennstoffen“ an der Wärmeenergieversorgung in deutschen Haushalten bei rund 25 000 Gigawattstunden im Jahr. Dieser Wert stieg bis 2010 stark, seitdem schwankt die Zahl allerdings zwischen rund 70 000 und 80 000 Gigawattstunden. Dies weise darauf hin, dass das zur Verfügung stehende Potenzial bereits so gut wie ausgeschöpft sei.

Der Klimawandel sorgt für noch mehr Mangel

Die Dürre der vergangenen Jahre hat den deutschen Wäldern stark zugesetzt: Auf rund 500 000 Hektar Waldfläche wurden Baumverluste verzeichnet, das entspricht fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche. Auch die Verluste durch Borkenkäferbefall, Sturmschäden und Waldbrände haben in ganz Europa drastisch zugenommen. „Es wird erwartet, dass solche Störungen aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger und intensiver auftreten werden“, schreibt S4F. Gleichzeitig sei zu befürchten, dass durch die immer höheren Temperaturen im Sommer und die selteneren, aber dafür heftigeren Niederschläge, immer weniger Wald nachwächst. Und das gefährdet auch die Verfügbarkeit von Brennholz.

Import ist keine Lösung

Holz wird fast überall intensiv genutzt – besonders in armen Ländern, in denen es wenig Alternativen gibt. „Ein steigender Holzimport nach Deutschland würde damit nicht nur zu einer Übernutzung von Holzressourcen führen, sondern auch die globale Ungerechtigkeit vergrößern“, geben S4F zu bedenken. Dazu kommt: Derzeit ist Deutschland auf Gas- und Ölimporte angewiesen – Heizen mit Holz würde nur diese Abhängigkeit durch eine andere ersetzen.

Holz wird immer teurer

Über Jahrhunderte war die Versorgung mit Holz sehr verlässlich – dies spiegle sich lange in stabilen Preisen wider. Durch die Energiekrise wurde aber nicht nur Erdgas und Heizöl teurer, sondern auch Holzpellets: Von etwa 4,5 bis 5,5 Cent pro Kilowattstunde in den letzten zehn Jahren auf etwa 13,5 Cent (Stand: November 2022).

Durch die hohe Menge an Schadholz, die in den nächsten Jahren voraussichtlich anfallen wird, könnte der Preis zwar wieder fallen. Langfristig seien deutliche Preissteigerungen aber nicht auszuschließen. S4F geben zu bedenken: Durch Anbieter, die hier ein großes Geschäft wittern, bestehe dann die Gefahr, dass immer mehr Holz importiert wird, das nicht aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.

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