Die Klima-Kolumne Im Auge des Betrachters

Meinung · Über die Ästhetik von Solaranlagen kann man wohl streiten. Wenn optische Gründe aber selbst dann als Ausrede vorgeschoben werden, wenn niemand sie sehen kann, wird es albern.

Denkmalschutz darf nicht zulasten des Klimas gehen, findet unsere Autorin
Foto: Robby Lorenz

Neulich war ich auf Dienstreise geladen und wurde dabei wirklich fürstlich beherbergt. Das Hotel: piekfein und untergebracht in einer alten, aber komplett sanierten Industrie-Anlage. Ein riesiger Backstein-Bau, spektakulär anzusehen von innen wie außen – nur energetisch natürlich ein Albtraum.

Bei der Führung über das Gelände konnte ich mir die Frage nicht verkneifen: Wie rechnet sich so ein Betrieb mit den explodierten Energiepreisen? Die Antwort war (leider) keine Überraschung: Schwierig wird’s, gelinde gesagt, die zu erwartenden Mehrkosten sprengen jede Kalkulation, würde man sie komplett auf die Gäste umlegen, blieben diese sicher in Scharen weg. Eine Bemerkung ließ mich aufhorchen: Eine Photovoltaik-Anlage sei natürlich die sauberste und sparsamste Lösung gewesen, meinte der Besitzer. Nur der Denkmalschutz habe diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus rein optischen Gründen wohlgemerkt, nicht wegen der Statik. Ich folgte seinem Blick nach oben, auch wenn das müßig war. Vier Stockwerke hoch war das Hauptgebäude – von dem riesigen, nahezu flachen Dach war von unten nicht das Geringste zu sehen. Da soll eine PV-Anlage stören? Was für eine Verschwendung!

Einerseits ist es natürlich schön, alte Bauten so authentisch wie möglich zu erhalten. Andererseits schießt der Denkmalschutz in solchen Fällen gerne übers Ziel hinaus, zum maßlosen Ärger vieler Besitzer und zu Lasten des Klimaschutzes. Dass es so nicht ewig weitergehen kann, haben inzwischen einige Bundesländer erkannt, sogar Bayern will seine strengen Regeln lockern. Dort hat man jedoch ein ganz anderes Problem: Stromtrassen, die dringend gebraucht werden, um saubere Energie aus dem Norden in den Freistaat zu befördern, scheiterten jahrelang wohl auch am übertriebenen Ästhetik-Empfinden mancher Politiker, ärgerte sich kürzlich der Münchner Merkur. Naja, wenn’s schee macht...? Nützt nur leider nix im Dunkeln.

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