Geschichte Als der kleine Igel im Winter geweckt wurde

Der kleine Igel hört in seiner Schlafhöhle ein Klopfen und auch ein Singen. Wer oder was mag das sein?

„Nanu! Nanu! Was ist los? Wer klopft da?“ Der kleine Igel lauschte auf das Klopfen und Poltern, das ihn aus dem Winterschlaf aufgeweckt hatte. Was war los draußen vor seinem Schlafquartier bei den drei weißen Steinen. Tief in einer kleinen Höhle hatte er sich hier unter Grasresten, Blättern und einem großen Birkenrindenstück im späten Herbst eingemummelt, um den Winter zu verschlafen. Wer oder was hatte ihn nun aufgeweckt?

„Habe ich verschlafen? Ist der Frühling schon da?“ Der kleine Igel schnuppert. „Es duftet frisch und würzig. Aber der Frühling, der riecht anders. Milder. Süßer. Und eigentlich bin ich auch noch müde.“ Jetzt hatte er die Decke aus Blättern und Sand, die den Eingang zu seiner Schlafhöhle verschlossen hielt, mit der Nase durchstoßen und traf auf ein kaltes Weiß. Ob dies der Schnee war, von dem die Igelmama im Herbst erzählt hatte? Gewarnt hatte sie ihn und seine Geschwister davor. Aufpassen und im Winterschlafversteck bleiben sollten sie, bis der Schnee verschwunden war. Der sei nämlich gefährlich und viel zu kalt für müde Igel. Ja, genau das hatte Mama Igel gesagt.

„Schnee ist gefährlich“, sagte der kleine Igel nun. „Ich muss warten, bis mich der Frühling weckt.“ Gerade wollte er sich in sein warmes Nest einigeln, als er wieder dieses Klopfen hörte. Und war da nicht auch ein Singen? „Ich muss erst nach dem Rechten sehen“, nahm sich der Igel vor. „Dann darf ich weiter schlafen.“

Er kroch durch den Schnee, bis er den Himmel sah. Der war blau … und blau war auch das Augenpaar, das vor ihm auftauchte. Es gehörte zu seinem Freund, dem kleinen Eichhörnchen. „Was machst du hier mitten im Winter?“, fragte der kleine Igel und vergaß ganz, dass es sich gehörte, im Schneewinter zu zittern und zu frieren.

„Ich habe die Musik gehört“, sagte das Eichhörnchen. „Sie gefällt mir.“
„Die Musik?“, fragte der Igel. „Ich glaube, ich habe gerade von ihr geträumt.“ „Oh!“ Das Eichhörnchen staunte. „Dann habe ich deine Träume vernommen? Was für eine feine Sache!“ „Stimmt“, freute sich der Igel. „Wie schön ist es doch, wenn man einen Freund hat, der die Stimmen der Träume hören kann.“

„Träumeschön!“, freute sich auch das Eichhörnchen. „Nun aber solltest du schnell wieder in deine Höhle gehen. Du bist kein Wintertier.“„Stimmt. Dieses weiße Weiß, das sich Schnee nennt, fühlt sich sehr kalt an. Du sollest auch schlafen“, antwortete der Igel. Das Eichhörnchen nickte. „Das werde ich tun. Erst aber besuche ich meine Vorratsverstecke, denn ich bin hungrig. Schlaf gut, kleiner Igel, und bis zum Frühling!“ „Ja, schlaf gut, lieber Freund!“, sagte der Igel. „Und danke, dass du mich besucht hast.“
Er winkte und kroch in seine warme Höhle zurück, während das Eichhörnchen zu seinem Futterversteck sprang.

Bei der Ecke bei den Steinen aber lächelte einer. Es war der kleine Wiesenwind, der in den Steinritzen den Winter verschlief und manchmal, wenn ihm langweilig wurde, sein leises Liedchen vom Wind und vom Frühling sang.

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