Kinder-Uni Von Gerechtigkeit und Generationen

Saarbrücken · In der dritten Vorlesung der Kinder-Uni stellte die Philosophin Susanne Mantel die Frage, ob der Klimawandel gerecht ist.

 Susanne Mantel erklärte in der dritten Vorlesung der Kinder-Uni warum der Klimawandel ungerecht ist und wer darunter besonders leidet.

Susanne Mantel erklärte in der dritten Vorlesung der Kinder-Uni warum der Klimawandel ungerecht ist und wer darunter besonders leidet.

Foto: Iris Maria Maurer

Zum Start in das neue Jahr steht ein besonderes Thema auf dem Programm der Kinder-Uni. Die Philosophin Susanne Mantel geht der Frage nach, warum der Klimawandel ungerecht ist und wen das im Besonderen. 

Bevor sie mit ihrem eigentlichem Vortrag beginnen kann, erklärt sie noch einmal kurz, was genau Klimawandel bedeutet und wie er entsteht, da nicht alle Kinder die Vorlesung von Gerhard Wenz gehört hatten. Nach einer kurzen Erklärung der Zusammenhänge geht es mit dem eigentlichen Thema weiter.

 Susanne Mantel unterscheidet drei Arten von Gerechtigkeit. Den Anfang macht die soziale Gerechtigkeit. „Wer hat uns den Klimawandel eingebrockt?“, will die Philosophin wissen. „Alle Menschen, manche mehr und manche weniger,“ antworten ihre jungen Studierenden. Um zu erklären, warum der Klimawandel ungerecht ist, hat sie ein Beispiel für die Kinder: In einer Fabrik werden große teure Autos für reiche Menschen hergestellt. Der Fabrikbesitzer ist reich und je mehr Autos gebaut werden, desto reicher wird er. Je mehr Autos gebaut werden, desto mehr CO2 wird in die Atmosphäre abgegeben, was wiederum dem Klima schadet. Während der Fabrikbesitzer immer reicher wird und Vorteile aus dieser Entwicklung hat, leiden alle Menschen unter den Folgen der Luftverschmutzung durch die Fabrik, da das CO2 sich überall verteilt. Die Nachteile haben alle heute lebenden Menschen sowie alle, die mehrere Generationen später geboren werden.

Die zweite Art der Gerechtigkeit, mit der Susanne Mantel sich befasst, ist die globale Gerechtigkeit. Auch hierfür hat sie ein Beispiel mitgebracht. Ein Schulhof wurde über Jahre hinweg zu gemüllt und nie aufgeräumt. Die Lehrer rufen alle Schüler zusammen und sagen ihnen, dass sie aufräumen müssen und gehen dann weg.

„Glaubt ihr, dass dann alles gerecht laufen wird? Dass alle gemeinsam und gleichviel aufräumen werden?“, will die Philosophin wissen. „Nein!“, lautet die einstimmige Antwort. So sei es auch beim CO2-Ausstoß der Länder. Damit es gerecht zugeht, müssten Politiker Gesetze verabschieden und auch dafür sorgen, dass alle sich daran halten. Aber welche Klasse müsste wie viel aufräumen? Alle gleich viel? Wäre das gerecht? Nein, da die Viertklässler schon länger an der Schule sind und somit den Schulhof schon länger zugemüllt haben. Außerdem gibt es immer Klassen, die ordentlicher oder unordentlicher als die anderen sind. „Denn gleich ist nicht immer gerecht!“, sagt Susanne Mantel.

Auch beim CO2-Ausstoß sollte das Verschmutzerprinzip herrschen, also die Länder, die die Luft stärker verschmutzen, müssen auch mehr zur Reinigung beitragen. Da man CO2 allerdings nicht so einfach „wegräumen“ kann wie normalen Müll, muss bereits das Produzieren des Klimagases reguliert werden. Allerdings kann hierfür nicht einfach geschaut werden, welches Land wie groß ist. Es muss der CO2-Verbauch pro Kopf beachtet werden.

Auch ist es so, dass etwa Deutschland schon länger mehr CO2 in die Atmosphäre lässt als etwa Indien und dadurch auch in der Vergangenheit mehr Vorteile hatte. Die Industriestaaten wie Deutschland, USA oder Frankreich tragen mehr Verantwortung für den Klimawandel als etwa die Entwicklungsländer. Die Folgen des Klimawandels spüren Länder wie Indien jedoch viel stärker. Eine „Hitzewelle“ in Deutschland ist harmlos im Vergleich zu einer in Indien. Denn dort kann so heiß werden, dass der Asphalt schmilzt und die Stromversorgung ausfällt.

Das dritte Thema der Referentin ist die Generationengerechtigkeit. Das produzierte CO2 bleibt über 200 Jahre in der Atmosphäre, also länger als die Verursacher leben. Die Folgen wachsen an, da zu dem täglich produzierten CO2 die Abgase aus mehreren hundert Jahren dazu kommen. Dadurch wird sich die Erde immer weiter erwärmen und auch immer schneller. Sollte die Durchschnittstemperatur der Erde um mehr als vier Grad steigen, werden Menschen in vielen Regionen nicht mehr leben können. Da diese Veränderungen in der Zukunft liegen, sind sie für Kinder wichtiger als für die Erwachsenen, da diese die Folgen nicht mehr erleben werden.

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