15 Jahre Kinderuni Saar Die Erfolgsgeschichte der Kinderuni

Saarbrücken · Seit über 15 Jahren organisieren die Saarbrücker Zeitung und die Saar-Uni Vorlesungen für Kinder. Mehr als 10 000 Jungen und Mädchen haben bereits daran teilgenommen.

 Professor Werner Tack hat die Kinderuni an der Universität des Saarlandes ins Leben gerufen.

Professor Werner Tack hat die Kinderuni an der Universität des Saarlandes ins Leben gerufen.

Foto: Iris Maria Maurer

Wie kommen die Löcher in den Käse? Diese Frage war der Titel der ersten Kinder-Vorlesung an der Universität des Saarlandes. Gut 15 Jahre sind seither vergangenen. In dieser Zeit haben mehr als 10 000 Jungen und Mädchen die Vorlesungen besucht. Sie haben die Vorlesungen besucht und dabei viele Forschungsgebiete kennengelernt, durften bei Experimenten zusehen und konnten den Professoren Fragen stellen.

Zum Start der Kinderuni im Frühjahr 2005, bei der die Frage nach den Käselöchern beantwortet wurde, gab es einen Aufruf in der Saarbrücker Zeitung. Daraufhin hatten sich über 1500 Kinder angemeldet. Doch einen so großen Hörsaal gibt es an der Saar-Uni nicht. Deshalb entschieden die Organisatoren, dass jede Kinder-Vorlesung zweimal veranstaltet werden sollte.

Dazu wählten sie einen ganz besonderen Ort aus: das Audimax, der größte Hörsaal der Saar-Uni. Der Name ist die Kurzform der lateinischen Bezeichnung „Auditorium maximum“ und bedeutet „größter Hörsaal“. Über 800 Kinder finden darin Platz. Hier lauschen normaler-
weise erwachsene Studenten den Vorträgen der Professoren. An Kinderuni-Tagen ist die Atmosphäre anders, lebhafter und bunter.

Für die Nachwuchsforscher sind die Veranstaltungen spannende Ausflüge in die Welt der Wissenschaft. Viele der Dozenten bringen Geräte und Objekte mit oder zeigen Filme, um ihren Vortrag verständlich und unterhaltsam zu gestalten. Ihnen macht das ebenso Spaß wie den Kindern.

Organisator der ersten Stunde ist Professor Werner Tack. Er fand die Idee, das viele Wissen, das es an der Universität des Saarlandes gibt, an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren weiterzugeben, von Anfang an gut. „Es war toll zu sehen, wie begeistert die Jungen und Mädchen bei den Vorlesungen waren“, erinnert er sich. Zusammen mit ihren Eltern konnten sie an diesen Tagen Uni-Luft schnuppern und den Campus, das Gelände der Universität, kennenlernen. Auch bei den Dozenten kamen die Veranstaltungen gut an. „Viele meiner Kollegen haben sich gleich dazu bereiterklärt, nachdem ich sie gefragt hatte, ob sie eine Kinderuni-Vorlesung halten wollen“, erinnert sich Professor Tack.

Der Psychologe war selbst mit zwei Vorlesungen für Kinder dabei und fand es sehr interessant, sein Forschungsgebiet aus dieser Perspektive zu betrachten. Er und die anderen Wissenschaftler waren oftmals erstaunt, über die Fragen, die die Nachwuchsstudenten stellten. Der Unterschied zu den normalen Vorlesungen: „Wenn erwachsenen Studenten langweilig ist, schlafen sie ein. Kinderstudenten werden hingegen unruhig.“

Bei vielen Kinderuni-Terminen begrüßte Klecks Klever, das Maskottchen der Saarbrücker Zeitung, die Teilnehmer. Die Jungen und Mädchen mussten ihren persönlichen Studentenausweis mitbringen, der am Eingang abgestempelt wurde. Dann durften sie in den Hörsaal und wurden so für kurze Zeit von neugierigen Schülern zu wissbegierigen Jungstudenten.

Die Themenvielfalt der über 100 bisher veranstalteten Kinder-Vorlesungen war groß. Fast alle Fachgebiete waren vertreten, von Informatik über Psychologie bis zu Medizin, von Geschichte über Biologie bis zu Physik. Warum sprechen Roboter so komisch? Wie lernt mein Gehirn? Woher kommt das Benzin? Wie kann ich Farben sehen? Auf all diese und noch viele mehr Fragen bekamen die kleinen Forscher Antworten.

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Kinderuni ins Internet umgezogen. Im vergangenen Dezember ging es um Biophysik und die Frage, wie stark Mikroskope vergrößern können. Beantwortet wurde sie von Professor Franziska Lautenschläger, die dafür die Grundschule Auf der Lehn in Illingen besuchte. Es war ein virtueller Besuch per Videokonferenz. Die Schüler hatten sich im Vorfeld ein Video dazu angesehen und sich Fragen an die
Professorin überlegt.

Aktuell darf die Kinderuni wegen der Corona-Maßnahmen nicht im Audimax veranstaltet werden. Deshalb sind die Organisatoren neue Wege gegangen. Erstmals verlegten sie eine Vorlesung ins Internet. Im vergangenen Juni gab es eine Corona-Spezial-Vorlesung, die live online übertragen wurde. Das Interesse war groß. Das Video dazu wurde bereits über 2000 Mal aufgerufen. Es ist wie viele andere Vorlesungen, darunter auch die allererste über die Löcher im Käse, auf dem Youtube-Kanal der Kinderuni Saar kostenlos abrufbar.

Die nächsten Vorlesungen, bei denen Professoren wieder Schulklassen übers Internet besuchen, stehen bereits in den Startlöchern. Dabei geht es unter anderem um Nanotechnologie, in der winzig kleine Teilchen Großes bewirken können. Auch davon wird es Videos geben.

Professor Werner Tack ist seit einigen Jahren im Ruhestand. Doch noch immer verfolgt er die Kinderuni mit großem Interesse. Dass es die Vorlesungen derzeit nur im Internet gibt, findet er nicht schlimm: „Es ist prima, wie es läuft, und es zeigt, dass sich auch die Kinderuni weiterentwickeln kann.“ Vielleicht werden die Veranstaltungen künftig sowohl im Audimax als auch im Internet stattfinden? Themen für die Vorlesungen gibt es auf jeden Fall noch genug – und neugierige Kinder ganz bestimmt auch.

www.kinderuni.saarland

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