Hi-Fi-Geräte aufrüsten Zweites Leben für die alte Stereoanlage

Erlangen/Berlin · Alte Hi-Fi-Geräte müssen nicht zwangsläufig ausgetauscht werden. Mit wenigen Hilfsmitteln läuft auch auf ihnen Musik aus dem Netz.

 Viele Menschen besitzen noch eine Stereoanlage. Diese muss nicht unbedingt durch ein neueres Modell ausgetauscht werden, denn mittels Bluetooth- oder WLAN-Verbindung und einem Adapter kann Musik aus dem Internet auch über die alten Geräte gespielt werden.

Viele Menschen besitzen noch eine Stereoanlage. Diese muss nicht unbedingt durch ein neueres Modell ausgetauscht werden, denn mittels Bluetooth- oder WLAN-Verbindung und einem Adapter kann Musik aus dem Internet auch über die alten Geräte gespielt werden.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Umrahmt von großen Lautsprecherboxen waren Hi-Fi-Anlagen lange die unangefochtene Nummer Eins im Wohnzimmer. Doch im Digitalzeitalter tun sie sich schwer. Im Handel werden mittlerweile vor allem vernetzte Varianten verkauft. Nach Zahlen des Branchenverbandes gfu wurden 2017 in Deutschland rund 1,7 Millionen netzwerkfähige Audiokomponenten verkauft. Das seien rund acht Prozent mehr als noch im Vorjahr gewesen. Für 2018 wird eine weitere Steigerung um sieben Prozent erwartet. Muss die alte Anlage also zum Recyclinghof? Nicht unbedingt, denn es gibt Lösungen zum Nachrüsten und Vernetzen.

Die günstigste Möglichkeit, eine Stereoanlage etwa mit einem Smartphone oder Tablet zu vernetzen, sind Bluetooth-Audio-Adapter, sagt Christian van de Sand von der Stiftung Warentest. Diese kleinen Empfänger werden auf oder neben die Anlage gestellt und per Kabel an einen freien Audio-Eingang der Anlage sowie an die Steckdose angeschlossen. Der Adapter kann dann per Bluetooth-Funk mit dem Smartphone, einem Tablet oder Computer vernetzt werden.

Musikliebhaber, die Klangqualität ähnlich wie in einem Konzertsaal erwarten, würden mit Bluetooth-Empfängern aber wohl nicht glücklich, sagt Bernhard Grill, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen. „Bei Bluetooth dominieren derzeit noch über 20 Jahre alte Standards und nicht der sogenannte AAC-Codec, der Musik nahezu verlustfrei übertragen kann.“ Trotzdem böten die Empfänger aber einen guten Einstieg in die akustische Vernetzung, sagt auch Warentester van de Sand. Schon Geräte um 20 Euro hätten in Sachen Klang und Bedienbarkeit überzeugt – solange man mit der eher geringen Reichweite von nur bis zu zehn Meter und eingeschränkter Nutzung leben könne, wenn das Smartphone als Quelle dient. Denn Musikhören und gleichzeitig Telefonieren sei so beispielsweise nicht möglich.

Einen anderen Funkstandard mit mehr Reichweite und Flexibilität nutzen WLAN-Audio-Adapter: Sie verbinden die Anlage nicht nur mit dem Funknetzwerk zuhause, sondern in der Regel auch mit dem Internet. Das heißt, sie können nicht nur lokale Audio-Inhalte vom Smartphone, Tablet, Rechner oder Notebook auf der Anlage wiedergeben, sondern auch Musik aus dem Internet streamen.

Für Bernhard Grill ist die WLAN-Übertragung derzeit die beste Lösung, wenn der reine Hörgenuss im Vordergrund steht: „Beim WLAN sind höhere Datenraten möglich als etwa bei Bluetooth, was prinzipiell verlustfreie Übertragung zulässt.“ WLAN-Adapter, die ab 40 Euro erhältlich seien, werden meist per App gesteuert und können sich oft auch mit anderen Anlagen oder Funklautsprechern zusammenschließen, um in mehreren Räumen zeitgleich dieselbe Musik zu spielen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass alle beteiligten Geräte denselben Standard unterstützen: Airplay, Chromecast, Spotify Connect oder Undok seien etwa Beispiele für herstellerübergreifende Normen. Viele setzten aber oft auf eigene, untereinander nicht kompatible Standards. Das Ergebnis: „WLAN-Konnektoren verbinden sich fast immer nur mit passenden Lautsprechern der gleichen Marke“, sagt Roland Stehle vom Branchenverband gfu.

Immerhin: Funklautsprecher, die ab rund 100 Euro erhältlich sind, dienten quasi als Mini-Anlagen mit eingebautem Verstärker und könnten oft über analoge Eingänge auch Musik von älteren Zuspielern wie Kassetten, MP3- oder CD-Playern wiedergeben. Das gelte meist auch für die sprachsteuerbaren WLAN-Lautsprecher mit den Assistenten von Google oder Amazon, die immer mehr Hersteller anbieten.

Wer seine Musik nicht per App steuern möchte, könne sich auch einen WLAN-Netzwerkspieler anschaffen. Diese Geräte hätten Knöpfe, Display und Fernbedienung. Sie seien aber teurer und platzraubender als Audio-Adapter.

Warentester van de Sand rät Einsteigern, zunächst mit einem günstigen Bluetooth-Adapter zu testen, ob die Qualität der Musikübertragung zur alten Anlage ausreiche und im Alltag praktikabel sei. Überzeuge die Möglichkeit, könne man auf eine WLAN-Lösung umsteigen.

Audioexperte Bernhard Grill betont jedoch: Aufrüsten ist nur dann sinnvoll, wenn die alte Anlage samt Boxen noch klanglich überzeugt. Denn unabhängig von Quelle und Übertragung gelte: „Aus schlechten Lautsprechern kann niemals ein guter Klang kommen.“

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