Zurück in die Zukunft

Das in den 1970er-Jahren gestarteten Space-Shuttle-Programm der US-Raumfahrtagentur Nasa war ein technischer und kommerzieller Reinfall. Die Raumfähren stehen heute im Museum, und die Nasa will morgen ihre Astronauten wieder mit bewährten Raumkapseln befördern. Im Herbst ist der Testflug des neuen Modells geplant.

 So soll die Orion-Raumkapsel mit ihrem Versorgungsmodul aussehen, das die europäische Raumfahrtagentur Esa entwickelt. Grafik: Esa

So soll die Orion-Raumkapsel mit ihrem Versorgungsmodul aussehen, das die europäische Raumfahrtagentur Esa entwickelt. Grafik: Esa

Washington. Drei Jahre nach dem Ende der Space-Shuttle-Flüge will die amerikanische Luft- und Raumfahrtagentur Nasa wieder ein Raumfahrzeug in den Weltraum schicken, das auch Astronauten transportieren kann. Der erste Testflug der Raumkapsel Orion erfolgt allerdings aus Sicherheitsgründen ohne Besatzung und soll nur gut vier Stunden dauern. In diesen 250 Minuten wird sich die Orion allerdings viel weiter von der Erde entfernen als jedes andere bemannte Raumfahrzeug in den vergangenen vier Jahrzehnten, so Larry Price, stellvertretender Programm-Manager des Unternehmens Lockheed Martin , das die Orion-Kapsel für die Nasa baut.

Bereits seit einem Jahrzehnt arbeiten Ingenieure der Nasa und der Industrie an der Entwicklung der Orion. Ursprünglich war sie Teil eines umfangreichen Nasa-Raumfahrtprogramms, das den Bau einer Mondbasis vorsah. Steigende Kosten und die Finanzkrise holten das Programm aber herunter auf den Boden der irdischen Tatsachen. Einzig die Orion-Kapsel für bemannte Flüge zum Mond oder zu erdnahen Kleinplaneten blieb als konkretes Projekt erhalten. Sie ähnelt den Apollo-Raumkapseln, die vor einem halben Jahrhundert Menschen zum Mond und zurück zur Erde brachten. Eigentlich sollte moderne Computer- und Materialtechnik die Orion-Kapseln wiederverwendbar machen. Mit Airbags sollten sie in der kalifornischen Salzwüste landen und bis zu acht Astronauten befördern können. Doch davon ist heute bei der Nasa keine Rede mehr. Nur noch vier Astronauten wird die Orion frühestens ab dem Jahr 2021 ins All befördern können. Nach maximal drei Wochen soll sie in einem Ozean landen - ganz so wie früher die Apollo.

Altbackene Technik

Große technische Neuerungen sind in den zehn Jahren Entwicklungszeit nicht herausgekommen. Tests der Wasserlandung in einem Schwimmbecken des Langley-Forschungszentrums der Nasa, Fallschirmlandungen nach Helikopter- und Flugzeug-Abwürfen oder die Zündung der Orion-Rettungsraketen dürften nur absolute Raumfahrt-Freaks interessiert haben. Immerhin ist nun der geplante Testflug EFT-1 der Orion-Kapsel ein echtes Highlight. Es ist das erste Mal seit dem Ende der Apollo-Ära, dass ein Raumfahrzeug der USA, das im Prinzip bemannt fliegen kann, wieder so weit ins All vordringt. Der Weltraumausflug ist erforderlich, um die Kapsel beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre unter Bedingungen zu testen, wie sie bei einer Rückkehr vom Mond oder von einem Kleinplaneten zu erwarten sind. Die Orion wird dabei deutlich schneller sein als beim Abstieg aus einer niedrigen Umlaufbahn.

Die Eintrittsgeschwindigkeit wird nach Nasa-Angaben rund 32 000 Kilometer pro Stunde betragen, was den aus Kohlestofffaser- und Keramik-Verbundwerkstoffen bestehenden Hitzeschild viel stärker belasten wird als den Hitzeschutz eines Space Shuttles. Acht Minuten vor dem Aufsetzen auf der Wasseroberfläche soll der Orion-Hitzeschutz abgesprengt werden. Dann öffnen sich drei Hauptfallschirme - auch das ist eine Gemeinsamkeit mit den Raumkapseln aus der Apollo-Ära. Die Orion-Landezone soll rund 70 Kilometer vor der Westküste des mexikanischen Bundesstaates Baja California in internationalen Gewässern liegen. Hubschrauber sollen die Kapsel dort orten und Schiffe der US-Marine sie bergen.

Bemannter Flug im Jahr 2021

Drei Jahre später ist ein weiterer unbemannter Testflug des Orion-Raumschiffs geplant. Dann wird die Rückkehrkapsel um ein aus Europa stammendes Antriebs- und Energieversorgungssystem für interplanetare Flüge erweitert. Die Technik wird vom unbemannten europäischen Transporter ATV übernommen, ein Einwegprodukt, das bisher als Gütertransporter zur Internationalen Raumstation genutzt wird und nach seiner Mission in der Erdatmosphäre verglüht.

Bis zu 600 Millionen Euro will die europäische Weltraumorganisation Esa in den kommenden Jahren in die Weiterentwicklung investieren. Airbus in Bremen soll dabei im Esa-Auftrag die Orion-Antriebseinheit bauen. Nach den derzeitigen Plänen soll die Orion dann im Jahr 2017 erstmals auf der Spitze der neuen, von der Nasa entwickelten Schwerlastrakete SLS (Space Launch System) zu einer Mondumrundung starten. Für das Jahr 2021 ist schließlich der erste bemannte Testflug geplant. Wiederum drei Jahre später soll eine bemannte Mission zu einem erdnahen Kleinplaneten führen.

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