Zug um Zug zum freien Internet

Berlin · Fehlender Internet-Zugang und abgebrochene Telefonate sorgen bei Bahnfahrern häufig für Verdruss. Das soll sich nun ändern. Die Deutsche Bahn ist jedoch von den Funknetzen entlang der Strecken abhängig.

 Um stabile Internetverbindungen zu gewährleisten, setzt die Deutsche Bahn in ihren ICE künftig auf die Netze mehrerer Anbieter.

Um stabile Internetverbindungen zu gewährleisten, setzt die Deutsche Bahn in ihren ICE künftig auf die Netze mehrerer Anbieter.

Foto: dpa

In den ICE-Hochgeschwindigkeitszügen der Deutschen Bahn soll ab 1. Januar ein stabiler Internet-Zugang überall Standard sein - auch in der 2. Klasse. Die Bahn modernisiert dafür derzeit die drahtlosen Funknetze (WLAN) ihrer rund 250 ICE . Dabei würden alle Mobilfunknetze an einer Bahnstrecke genutzt, so die Bahn. Das Steuerungssystem greife auf die jeweils schnellsten Netze zu und könne die Kapazitäten mehrerer Netzbetreiber bündeln. Bislang wurde nur das Telekom-Netz angezapft.

Der schnelle Wechsel der Funknetze bei bis zu Tempo 300 mit bis zu 800 Fahrgästen pro ICE , die gleichzeitig ins Internet wollen, sind eine schwierige Aufgabe. Das neue System verteile die vorhandene Bandbreite möglichst gerecht auf alle Passagiere, wobei Fahrgäste der 1. Klasse einen kleinen Tempo-Vorteil beim Surfen haben und keine Drosselung befürchten müssen. In der 2. Klasse liegt die Datenrate laut Bahn bei knapp unter einem Megabit pro Sekunde, in der 1. bei mehr als einem Megabit pro Sekunde. Für Gäste der 2. Klasse gilt ein Datenlimit von 200 Megabyte (MB) pro Tag und Gerät - auch dann, wenn sie mehrere Züge benutzen.

Mit dieser Datenmenge lassen sich bei einer mehrstündigen Fahrt problemlos E-Mails auch mit Anhängen senden und empfangen, man kann chatten und Seiten im Internet aufrufen. Wer sich allerdings Videos ansieht, stößt schon nach einigen Minuten an das Limit. Sobald die Grenze von 200 MB erreicht ist, wird die Verbindung langsamer, das Tempo soll aber nach Auskunft der Bahnexperten noch deutlich über 128 Kilobit pro Sekunde liegen.

Insgesamt soll der Internet-Zugang im ICE "deutlich schneller und stabiler" werden als bisher, verspricht die Bahn. Es gilt aber auch: Je mehr Geräte am zuginternen WLAN hängen, desto geringer die Bandbreite für jeden Einzelnen. Außerdem sind die Mobilfunknetze entlang der ICE-Trassen unterschiedlich stark. "Wir können nur das einsammeln, was da draußen ist. Weiterhin ist das eine Begrenzung unseres Systems", erläutert Bahn-Fernverkehrschefin Birgit Bohle.

Einbau von Signalverstärkern

Die neue WLAN-Technik ist nach Angaben der Bahn in 90 Prozent der 250 ICE eingebaut, bis Jahresende sollen alle Züge der Flotte umgerüstet sein. Die Bahn investiert in diese Technik und ein neues Unterhaltungsprogramm mit Spielfilm-Angeboten rund 120 Millionen Euro.

Außerdem soll der Abbruch von Telefonaten in ICE und Intercitys bald die Ausnahme sein. Dafür installiert die Bahn in den meisten ICE- und Intercity-Wagen neue Signalverstärker (Repeater) für den Mobilfunk. Neu ist auch, dass die Fahrgäste dank der Repeater den Internet-Datentarif ihres eigenen Anbieters nutzen können. Repeater sind zum Datenaustausch für Handys nötig, weil die Außenhüllen der Fernzüge nahezu undurchlässig für Mobilfunksignale sind.

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