Zu viel Fett macht dumm

Zürich · Falsche Ernährung macht nicht nur dick. Eine Schweizer Studie kommt nun im Tierversuch zum Ergebnis, dass extrem fettreiche Nahrung auch die Reifung eines Teils der Hirnrinde stören könnte.

Wissenschaftler der ETH und der Universität Zürich kommen in Tierversuchen zur Wirkung extrem fettreicher Nahrung zu einer besorgniserregenden Erkenntnis. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass zu viel Fett in der Jugend die Reifung eines Teils der Hirnrinde störe. Dann drohten im Erwachsenenalter Probleme beim Lernen, in der Persönlichkeitsentwicklung und der Impulskontrolle.

Dass Junk Food möglicherweise hirnschädigend ist, wenn es ständig auf dem Speiseplan von Heranwachsenden steht, schließen die Wissenschaftler aus Messwerten eines Tierversuchs mit Mäusen. Die Forscher fütterten zwei Gruppen der Tiere entweder mit extrem fettreicher oder normaler Nahrung. In der ungesunden Variante habe das Futter viele gesättigte Fette enthalten, wie sie häufig in Fast Food, Wurst, Butter und Kokosöl vorkommen. Mit einem Kalorienanteil von 60 Prozent sei die Fettquote allerdings extrem gewesen. Schon nach vier Wochen, so berichten die Schweizer Forscher, hätten sich bei den mit Fett-Futter ernährten Jungtieren erste geistige Schwächen gezeigt. Dies sei geschehen, noch bevor diese Mäuse zunahmen. Entscheidend für diese geistigen Defizite sei die Entwicklungsphase der Tiere gewesen.

Das Hirn entwickelt sich langsam

Die Negativfolgen zeigten sich vor allem, wenn Junk Food in der Zeit von der späten Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter auf dem Speiseplan dominiere. Diese Ernährung wirke sich negativ auf die Reifung des sogenannten Präfrontalen Cortex, der Stirnhirnrinde, aus. Sie ist der Sitz von Gedächtnis, Planung, Impulskontrolle und Sozialverhalten.

Die Reifung dieser Hirnstrukturen dauere länger als die anderer Teile des Gehirns. Sie sei bei Mensch und Maus erst im frühen Erwachsenenalter abgeschlossen. Der Präfrontale Cortex sei in diesem Reifungsprozess anfällig für Umwelteinflüsse wie Stress, Infektionen, Traumata und eine einseitige, unausgewogene Ernährung. Bei erwachsenen Mäusen, die lange Zeit mit zu fettreicher Nahrung gefüttert wurden, habe es diese Veränderungen im Gehirn nicht mehr gegeben. Sie wurden in der Folge schlicht dicker.

Urs Meyer, Professor an der Universität Zürich , erklärt, die Ergebnisse des Tierversuchs seien durchaus auf den Menschen übertragbar. "Ähnlich wie beim Menschen reift der Präfrontale Cortex bei der Maus vornehmlich in der Adoleszenz." Auch die Leistungen, die der Hirnregion zugeschrieben werden, seien bei Mensch und Maus vergleichbar.

Während des Wachstums sollten Kinder und Jugendliche allgemein möglichst ausgewogen und hochwertig essen. Über einen Grenzwert zum Fettanteil der Nahrung, könne diese Studie nichts aussagen, so Meyer. "Wer einmal pro Woche fettreiches Fast Food isst, wird kaum betroffen sein."

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