Zahnimplantate brauchen strikte Kontrolle

Ein Million Zahnimplantate setzen Zahnärzte in jedem Jahr in Deutschland ein. Nun untersuchen Mediziner der Uni Marburg in einer großen Studie, wie der Langzeiterfolg der künstlichen Zahnwurzeln gesichert werden kann.

Marburg. Rund 13 Millionen Zähne werden in jedem Jahr in deutschen Zahnarztpraxen gezogen. Etwa eine Million wird durch Implantate ersetzt. Die medizinischen Fachgesellschaften werden nicht müde, die Erfolgsquoten des Verfahrens zu loben. Eine Analyse von 10 000 Implantaten, die in zwei Jahrzehnten eingesetzt wurden, habe ergeben, dass nach fünf Jahren über 90 Prozent an Ort und Stelle sind, so die Deutsche Gesellschaft für Implantologie. Ein wenig differenzierter beschreiben nun Zahnmediziner der Uni Marburg die Situation in deutschen Mündern. Auch wenn die Implantation einer künstlichen Zahnwurzel inzwischen Routine sei und "im Prinzip eine Supersache", so der Marburger Zahnmediziner Professor Reiner Mengel, komme es in über 20 Prozent der Fälle zu Komplikationen. "Wir erforschen Risikofaktoren, um den Langzeiterfolg von Zahnimplantaten zu verbessern", so der Marburger Mediziner. Zu den Ursachen der Probleme habe es bisher kaum verlässliche Daten gegeben, so die Hochschule.

Die wissenschaftliche Datenbank der Marburger Zahnmediziner umfasst anonymisierte Daten von 300 Implantatpatienten der Marburger Klinik. Ob ein Implantat Probleme bereitet, hänge stark davon ab, ob der Patient bereits zuvor Erkrankungen des Zahnhalteapparats hatte, so die Uni Marburg.

Bei völlig Gesunden überstehe praktisch jedes Implantat die folgenden fünf Jahre. Bei Personen, die an einer Entzündung litten, betrage die Rate immerhin noch 96 Prozent. Doch trotz dieser guten Werte: Problemfrei seien Implantate bei beiden Gruppen nicht, so die Forscher. Bei 40 Prozent der gesunden Patienten sei eine Schleimhautentzündung (Mukositis) verzeichnet, bei jedem Zehnten eine sogenannte Periimplantitis, die zum Knochenabbau führt. Bei Patienten mit Vorerkrankungen seien diese Werte auf 56 und 26 Prozent erhöht gewesen.

Patienten können einiges tun, um ihrem Implantat ein langes Leben zu bescheren: Ungünstig, so die Marburger Mediziner, wirken sich Rauchen, Stress und schlechte Mundhygiene aus. Zahnärzte , so Reiner Mengel, müssten darauf achten, dass der Knochen, in dem das Implantat verankert werden soll, eine für diese Belastung ausreichende Dichte hat. Beim Zahnersatz selbst spiele es eine große Rolle, ob der Patient ihn gut reinigen kann. Neben einer gründlichen Pflege der Implantate seien regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt unverzichtbar, so Reiner Mengel.

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