Apps zur Entspannung Mehr Ruhe durch Meditation im Monatsabo

München · Zahlreiche Apps für Smartphones und Tablets versprechen mehr Entspannung im Alltag. Doch welche ist wirklich gut?

  Eine Frau nutzt eine Smartphone-App zur geführten Meditation. Das Angebot an solchen Programmen ist groß.

Eine Frau nutzt eine Smartphone-App zur geführten Meditation. Das Angebot an solchen Programmen ist groß.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/kovaciclea

Es gibt Kurse, in denen lernen Teilnehmer über einen Zeitraum von acht Wochen mit einem Lehrer, wie sie ihren Alltag entschleunigen und zur Ruhe kommen können. Günstig ist das allerdings nicht: Bis zu 400 Euro kann ein solcher Kursus kosten. Als preiswertere Alternative gibt es Meditations-Apps fürs Smartphone oder Tablet. Sie bieten Online-Kurse zur Meditation an, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen sollen. Am Ende, so heißt es, sollen Nutzer gelassener mit Stress umgehen, sich besser konzentrieren, leichter einschlafen können und grundsätzlich entspannter sein. Doch was taugen die Apps wirklich? Das Computermagazin c’t hat sechs Meditations-Apps unter die Lupe genommen.

Berücksichtigt haben die c’t-Experten nur Apps, die auf Deutsch angeboten werden, im Apple und Google Play Store erhältlich sind und sich für Anfänger sowie Fortgeschrittene eignen. Außerdem musste es sich um sprachgeführte Mediationen in Form von Kursen handeln. Ob 7Mind, Balloon, Ease, BamBu, Calm oder Headspace: Für alle der getesteten Apps ist eine Anmeldung, entweder per E-Mail-Adresse, Facebook oder Google, erforderlich. Installieren lassen sich die Anwendungen kostenlos, auf Dauer uneingeschränkt nutzen aber nicht.

Wer auf alle Kurse und Zusatzangebote zugreifen will, muss früher oder später ein Abo für mindestens einen Monat abschließen. Dieses verlängere sich bei allen Apps zwar automatisch, doch lasse es sich jederzeit wieder kündigen, erklärt c’t. Alle Apps bieten auch ein lebenslanges Abo an. Davon rät die Computerzeitschrift c’t jedoch ab; Nutzer könnten nicht davon ausgehen, dass die entsprechenden Dienste über die Jahre hinweg tatsächlich immer wieder mit frischen Inhalten versorgt werden.

Alle getesteten Apps seien grundsätzlich für einen Einstieg in die Meditation geeignet. Entscheidend seien persönliche Vorlieben. Eine grundsätzliche Warnung in Sachen Datenschutz gilt laut c’t für alle Apps: Der Nutzer müsse davon ausgehen, „dass sie Informationen darüber sammeln, wann man welche Funktionen nutzt. Einige bieten sogar die Möglichkeit, sich mit Freunden zu vernetzen, was auch noch Informationen über soziale Verflechtungen offenlegt.“

7Mind: Diese App eignet sich besonders für Einsteiger, die sich erst anschauen wollen, was sie erwartet. Im kostenfreien Grundlagenkurs können sie einfache Meditationstechniken lernen. Eine Sitzung dauert dabei immer sieben Minuten. Es gibt auch Einzelmeditationen, die sich ohne Abo nutzen lassen. Nach dem Grundlagenkurs können Nutzer Vertiefungskurse freischalten, die sich in verschiedene Themen wie „Glück“, „Gesundheit“, „Potentiale“, „Sport“ sowie „Schule und Uni“ untergliedern.

Die App ist schlicht gestaltet und einfach zu bedienen. Bei den Sprecherstimmen gibt es Abzüge von den Experten: Zwar seien sie „angenehm tief und ruhig“, doch wirke der Text hin und wieder abgelesen. Auch seien bisweilen Zischlaute oder Schmatzer zu hören. Ein Monatsabo kostet 11,99 Euro, das Jahresabo 59,99. Mitglieder der Barmer-Krankenkasse (sowie Studierende einiger Universitäten) können sich das Jahresabo dagegen kostenlos freischalten lassen. Doch auch wer bei einer anderen gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, kann sich laut Anbieter den Jahresbeitrag erstatten lassen. Wie das funktioniert, erfahren Nutzer unter ­www.7mind.de.

Balloon: Bei „Balloon“ können sich Nutzer nach der ersten Anmeldung in einem Video erklären lassen, wie die App aufgebaut ist. Danach wird ein personalisierter Kursplan erstellt, der aber nicht zwingend einzuhalten ist. Mit insgesamt 130 Meditationen zwischen sechs und 26 Minuten sei das Kursangebot zwar kleiner als bei den anderen getesteten Apps, überzeuge aber thematisch. So seien die Ziele bei Kursen mit Titeln wie „Stress reduzieren“, „Gelassener werden“ oder „Mit Angst umgehen“ klar abgesteckt. Punktabzug gibt es allerdings für die Themensprünge im Kursplan.

Auch „Balloon“ bietet einen Einstiegskurs mit sieben Einheiten sowie drei Einzelübungen an, die sich kostenlos nutzen lassen. Für ein Monatsabo werden 11,99 Euro fällig, das Jahresabo kostet 79,99 Euro.

BamBu: Von über 200 Sitzungen, die zwischen drei bis 50 Minuten dauern, sind die ersten acht kostenlos. Zudem lassen sich sechs Videos, in denen die Grundtechniken und Philosophien der Meditation erklärt werden, ohne Abo abspielen. Für alle anderen Funktionen werden Nutzer zur Kasse gebeten: 8,99 Euro kostet das Monats-, 29,99 das Halbjahresabo. Die „c’t“-Tester loben das gute Gesamtpaket von „BamBu“. Dazu zählt, dass am Anfang jedes Kurses ein Video steht, das die kommenden Techniken erklärt.

Auch praktisch sei, dass sich die Sitzungen herunterladen lassen und somit offline abgespielt werden können. Nachteil: Die einzelnen Lektionen eines Kurses werden in einem Zeitstrahl („Timeline“) angezeigt; sie können nicht beliebig abgespielt werden, sondern folgen einer klaren Reihenfolge. Dafür überzeugt „BamBu“ mit sauberen Sprechaufnahmen, einer Vor- und Rückspulfunktion und der Möglichkeit, die App auch über einen vernetzten Fernseher nutzen zu können.

Calm: Auch hier können Nutzer gleich nach der Anmeldung angeben, was sie sich von der App wünschen, etwa den „Fokus verbessern“ oder mehr „Selbstachtung“. Doch Vorsicht: Um das Angebot danach überhaupt einsehen zu können, müssen Nutzer das Jahresabo für 38,99 Euro abschließen. Die ersten sieben Tage sind kostenlos, das Abo kann also gekündigt werden, bevor es in Rechnung gestellt wird. Wer sich nur einen Überblick verschaffen will und vergisst, es nach der Testphase direkt wieder zu kündigen, muss allerdings zahlen.

 Zwar gibt es bei „Calm“ ein breites Angebot in den drei Schwerpunkten „Schlaf“, „Musik“ und „Meditation“. Hinderlich bei der Nutzung sind laut den Experten jedoch die vielen Animationen, Bilder und Grafikelemente, die schnell überfordern können.

 Auch die Hintergrundgeräusche bei den Sitzungen seien störend. Im Vergleich zu den anderen Apps bietet „Calm“ zudem weniger Meditations-Übungen zu konkreten Themen. Pro: Zum Einschlafen eigneten sich die Geschichten, (Klang-)Geräusche und Musik gut. „Calm“ ist nur im Jahresabo erhältlich.

Ease: Diese App zeichnet sich vor allem durch ihre Übersichtlichkeit aus. Nutzer können hier wählen, wie lange ihre Sitzungen im Schnitt dauern sollen, wie hoch der Anteil an gesprochener Führung sein soll und ob sie sich zusätzlich eine tägliche Miniübung für besonders stressige Momente wünschen.

Vom Aufbau kommt die App sehr viel verspielter daher; der Weg durch die Kurse wird als Reise mit einem Heißluftballon dargestellt. Kostenlos sind der Einstiegskurs und einzelne kleine Übungen. Der Premium-Account bietet über 300 unterschiedliche Meditationen. Ein Monat kostet zwölf Euro, ein Jahr 35,99 Euro.

Headspace: Sie ist die bekannteste unter den Meditations-Apps. Dementsprechend groß ist ihr Angebot, das manche auf den ersten Blick überfordern könnte. Kurse und Übungen gibt es zu verschiedenen Themen, die sich in Kategorien wie „Arbeit und Produktivität“ oder „Herausforderungen im Leben“ unterteilen.

Die meisten Kurse bestehen aus zehn bis 30 Einheiten. Nutzer können selbst wählen, wie lange eine Sitzung dauert. Lehrvideos oder Begleitübungen unterstützen das Angebot. Ein großer Kritikpunkt für die Tester ist aber das undurchsichtige Preismodell der App: In der Android- oder iOS-App kostet etwa das Jahresabo 94,99 Euro, auf der Webseite 71,88 Euro. Der Grund dürften die von Apple und Google erhobenen Gebühren bei In-App-Käufen sein, so die Experten. Das Monatsabo liegt bei 9,99 Euro.

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