Gesundheits-Apps Wie das Smartphone zum Arzthelfer wird

Berlin · Ob Ernährungsberater, Schrittzähler oder Medikamentenplaner – Gesundheits-Apps gibt es viele. Verbraucher können die Qualität solcher Anwendungen aber meist kaum einschätzen. Ein neuer Bewertungskatalog soll helfen.

 Gesundheits-Apps bieten etwa die Möglichkeit, Blutwerte aufzuzeichnen, Röntgenbilder zu speichern oder die Einnahme von Medikamenten zu überwachen. Nicht alle Anwendungen sind aber vertrauenswürdig.

Gesundheits-Apps bieten etwa die Möglichkeit, Blutwerte aufzuzeichnen, Röntgenbilder zu speichern oder die Einnahme von Medikamenten zu überwachen. Nicht alle Anwendungen sind aber vertrauenswürdig.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Wer an Diabetes leidet, muss seine Blutzuckerwerte stets im Auge behalten. Spezielle Gesundheits-­Apps bieten Diabetikern die Möglichkeit, elektronisch Tagebuch zu führen und den Überblick über Mahlzeiten und Blutwerte zu behalten. Auch für andere Krankheitsbilder gibt es Anwendungen. Für Verbraucher ist es allerdings oft nur schwer zu erkennen, ob eine App vertrauenswürdig ist. Das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) will Abhilfe schaffen.

Gesundheits-Apps können nicht nur für Diabetiker und andere chronisch Kranke eine nützliche Hilfe im Alltag sein. Auch wer sich besser ernähren will, Anleitungen zu Fitnessübungen sucht oder seinen Zyklus überwachen will, findet ein entsprechendes Angebot. Mehr als Hunderttausend solcher Anwendungen sind laut Fokus derzeit in den App Stores erhältlich und rund ein Drittel der Smartphone-Nutzer hat bereits eine Gesundheits-App auf seinem Gerät installiert.

Wenn sensible Daten wie Blutwerte oder das eigene Essverhalten elektronisch dokumentiert werden, ist es besonders wichtig, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Für Nutzer ist es aber oft nur sehr schwer zu erkennen, ob eine Anwendung den Datenschutz garantieren kann. Auch ob die Gesundheitsinformationen in der Anwendung selbst richtig sind, können Verbraucher nur selten einschätzen.

Laut Fokus finden sich Informationen über die Qualität und Funktionsweise von Gesundheits-Apps bislang nur in Werbetexten oder Erfahrungsberichten anderer Nutzer. Darauf sollten sich Verbraucher jedoch nicht verlassen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), das 2005 zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland gegründet wurde, hat aus diesem Grund eine Checkliste ausgearbeitet, die bei der Bewertung der Qualität von Gesundheits-Apps helfen soll.

So sei es beispielsweise wichtig, dass nicht nur genauestens über den Anwendungsbereich der App informiert, sondern auch über die Grenzen des Programms aufgeklärt werde. Ebenfalls wichtig sei, dass die Apps regelmäßig aktualisiert werden. Das letzte Update dürfe nicht länger als sechs Monate zurückliegen.

Stelle eine Anwendung eine abschließende Diagnose oder leitet daraus sogar Anweisungen zu Behandlungen ab, sei absolute Vorsicht geboten. Eine App kann laut APS den Besuch beim Arzt niemals ersetzen, sondern stellt lediglich eine Unterstützung der Therapie dar.

Die Bewertungen anderer Nutzer könnten zwar einen ersten Hinweis auf die Qualität einer Gesundheits-App geben. Besser sei allerdings, auf vertrauenswürdige Siegel zu achten, etwa von TÜV oder Gesundheitsverbänden. Eine gute Anwendung habe außerdem eine Datenschutzerklärung, aus der Nutzer genau entnehmen können, wie mit den Daten umgegangen wird. Es müsse erkennbar sein, welche Daten zu welchem Zweck gespeichert werden, in welchem Land das passiert und wie die Daten verschlüsselt werden. Auch müsse den Verbrauchern klar sein, wie sie der Datenspeicherung widersprechen können.

Künftig soll die Auswahl einer passenden Gesundheits-App erheblich erleichtert werden. Fokus hat auf www.appkri.de einen Katalog mit Kriterien zur Bewertung solcher Anwendungen erstellt. Dieser ist allerdings vorrangig für Patientenverbände, medizinische Fachgesellschaften und Verbraucherschutzeinrichtungen gedacht. Diese Institutionen sollen mithilfe des Kriterien-Katalogs Empfehlungen für gute und sichere Programme geben können.

Bislang umfasst der Katalog etwa dreihundert Kriterien für Gesundheits-Apps. Datensicherheit, Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Gesundheitskompetenz der Programme. Auf der Internetseite können die Bedingungen im Einzelnen eingesehen werden. Außerdem wird erklärt, wie einzelne Punkte überprüft werden können. Einige ergeben sich bereits durch Benutzung der Anwendung, für andere muss der Hersteller kontaktiert werden.

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