Es braucht nichts extra Windows kommt ohne Virenscanner aus

Hannover · Die Version 10 des Betriebssystems bringt einen Schutz vor Schadsoftware mit. Für die meisten Nutzer genügt er völlig.

 Wer Windows 10 nutzt, kann ohne zusätzliche Antivirensoftware auskommen, da in dem Betriebssystem schon der Virenschutz Windows Defender integriert ist.

Wer Windows 10 nutzt, kann ohne zusätzliche Antivirensoftware auskommen, da in dem Betriebssystem schon der Virenschutz Windows Defender integriert ist.

Foto: Christin Klose/dpa-tmn/Christin Klose

Ein Virenschutzprogramm gehört für zahlreiche Windows-Nutzer zur Standard-Ausstattung, um ihren Rechner vor Schadsoftware zu bewahren. Grund zur Sorge haben sie reichlich. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) registriert stetig mehr Angriffe. Und Schadsoftware wird immer gefährlicher, wie etwa der Trojaner Emotet, der Zugang zu Dateien oder zum ganzen Computer verschlüsselt und dann ein Lösegeld fordert. Doch das Betriebssystem Windows 10 hat der Softwarehersteller Microsoft mit einem eigenen Virenschutzprogramm ausgestattet, dem Windows-Defender. Reicht dieser Schutz aus?

Der Windows Defender ist Bestandteil des Betriebssystems Windows 10 und somit immer an Bord. Für die Vorgängerversionen Windows Vista, 7 und 8 ist das Programm optional verfügbar. Lange galt der Virenschutz als äußerst schwach. 2014 konnte der Defender kaum mehr als die Hälfte aller Schädlinge entlarven, erläutert Ronald Eikenberg vom Computerfachmagazin c’t. Doch schon ein halbes Jahr später habe das Windows-Programm besser abgeschnitten. Das macht c’t an den Ergebnissen der unabhängigen Prüfinstitute AV-Test und AV Comparatives fest, die sich darauf spezialisiert haben, Antivirensoftware auf Herz und Nieren zu testen. 2018 konnte der Defender in dem Test bereits die volle Punktzahl einheimsen. Bis heute habe sich das Programm in Sachen Bedienbarkeit und Virenschutz immer weiter verbessert, erklärt Eikenberg.

Andere Antivirensoftware ist damit nicht mehr nötig. „Um den Rechner vor Schadprogrammen zu schützen, brauchen Windows-10-Nutzer keine zusätzliche Antivirensoftware“, sagt der c’t-Redakteur. Den einzigen Grund, einen zusätzlichen Virenscanner zu installieren, sieht er darin, dass diese Programme einige Zusatzfunktionen bieten, die dem Defender fehlen. Sie ermöglichen es beispielsweise, Dateien sicher zu löschen oder die Festplatte von Datenmüll zu befreien. Ob diese Funktionen einen Kauf rechtfertigen, müsse jeder Nutzer für sich selbst entscheiden.

So mancher Hersteller von Antivirensoftware sei jedoch schon einmal damit aufgefallen, dass er mit der Privatsphäre seiner Nutzer unvorsichtig umgegangen ist. Im vergangenen Jahr entdeckte Eikenberg selbst eine Lücke in der Software des russischen Cybersicherheitskonzerns Kaspersky. Durch eine Schwäche in dem Programm sei es über Jahre hinweg möglich gewesen, Nutzer des Virenscanners beim Surfen im Internet zu beobachten. Auf einen Hinweis von Eikenberg habe der Konzern die Lücke geschlossen, aber nicht vollständig.

Viele kostenlose Virenscanner blenden zudem Werbung ein. Selbst bei den kostenpflichtigen Versionen seien Anzeigen, die auf andere Produkte des Herstellers hinweisen, keine Seltenheit. Der Defender verzichtet auf solche Einblendungen.

Auch die Bedienung eines Antivirenprogramms trägt laut Eikenberg zur Sicherheit des Computers bei. Daher empfiehlt er Nutzern, die einen bestimmten Virenscanner gewohnt sind und sich in dessen Bedienung sicher fühlen, dabei zu bleiben. Ein Wechsel hin zu einem neuen Programm könne hingegen Unsicherheiten hervorrufen.

„Es gibt Leute, die seit Jahren ein und dasselbe Virenschutzprogramm verwenden, weil sie sich damit einfach sicher fühlen“, erklärt der c’t-Redakteur. Die Programme auf dem Markt unterscheiden sich in Sachen Sicherheit und Bedienbarkeit laut Eikenberg kaum voneinander. Die Wahl der Antivirensoftware sei letzten Endes eine Vertrauensfrage. „Der Nutzer muss sich fragen, wem vertraue ich meine Daten an? Einem US-Softwarekonzern, dessen Betriebssystem ich ohnehin schon verwende? Oder möglicherweise einem deutschen oder russischen Unternehmen?“

Wie jedes andere Programm muss auch der Defender immer auf dem neuesten Stand gehalten werden. Nur dann kann das Programm den Computer gegen die neuesten Schädlinge schützen. Ab Werk ist der Defender so eingestellt, dass er automatisch nach Aktualisierungen sucht und sie selbstständig installiert. Diese Einstellungen sollten am besten unverändert bleiben, um einen sicheren und bequemen Betrieb zu gewährleisten. Wie für alle Virenscanner gilt aber auch beim Defender, dass er keinen vollständigen Schutz gewährleisten kann.

Deshalb rät David Bothe vom Gelsenkirchener Institut für Internet-Sicherheit, den Computer immer auf dem neuesten Stand zu halten. Dabei seien nicht nur Aktualisierungen für den Virenscanner wichtig, sondern insbesondere auch für das Betriebssystem und den Internetbrowser sowie für alle anderen Programme, die mit dem Internet verbunden sind.

Programme und Aktualisierungen sollten Nutzer nur von vertrauenswürdigen Seiten herunterladen, erklärt Bothe, sprich von den Seiten des jeweiligen Softwareherstellers. Sonst könne man sich leicht Schadsoftware auf den eigenen Rechner holen. Nutzer sollten auch darauf achten, dass sie sich auf der richtigen Internetseite befinden und nicht auf einer gefälschten Seite, die die eines bekannten Anbieters nachahmt.

(dpa)
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