Internet im Pkw Wie das Auto zum Hotspot wird

Köln · Echtzeit-Verkehrsdaten, Wetterprognosen oder eine Tankstellensuche: All diese Angebote sind auch im Auto möglich.

 Mit Apps lässt sich in vielen Autos bereits die Heizung steuern oder der Fahrzeugstandort lokalisieren. 

Mit Apps lässt sich in vielen Autos bereits die Heizung steuern oder der Fahrzeugstandort lokalisieren. 

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Was zu Hause funktioniert, wünschen sich viele Menschen auch im Auto: Ordentliches Internet, am besten per WLAN. Es gibt gute Gründe, um auch auf vier Rädern mit dem Internet verbunden zu sein.

Denn Ärger und Verdruss sind programmiert, wenn die vielen schönen Anwendungen, wie das Internetradio oder die Online-Straßennavigation nicht ruckelfrei funktionieren, sagt Holger Ippen von der Auto Zeitung. Das liege dann meist an der Art und Weise, wie das Internet ins Auto kommt und dort verteilt wird. Grundsätzlich seien Verbraucher vom Smartphone sicherlich verwöhnt. „Im Auto geht das auch, da funktioniert die Internetanbindung in der Regel mit den An-Bord-Lösungen der Hersteller am besten.“

Dabei werde eine im Auto integrierte SIM-Karte und auch die fahrzeugeigene Antenne genutzt, was den Empfang deutlich verbessere. Alle neueren Fahrzeuge verfügten heute bereits ab Werk über eine SIM-Karte für den Notruf E-Call. Da ist es dann kein großer Aufwand mehr für die Hersteller, diese Daten-Mobilfunkanbindung auch für Unterhaltungsangebote nutzbar zu machen, erklärt Ippen.

Der Kunde habe dann meistens in den ersten drei Jahren die Nutzung von Diensten wie Echtzeit-Verkehrsdaten, Wetterprognosen oder eine Tankstellensuche frei. Wer mehr wolle, müsse zahlen. „Daneben erlauben diese Systeme inzwischen auch den Remote-Zugriff aufs Auto. Man kann dann via App beispielsweise die Heizung aktivieren oder sich den Standort des Wagens anzeigen lassen“, erläutert Ippen.

Auch ein WLAN-Netz fürs Auto ist über eine weitere integrierte SIM-Karte möglich, allerdings nicht bei jedem Autohersteller. „Der Nachteil bei diesen Angeboten ist oft, dass der Kunde den Mobilfunkanbieter meist nicht selber wählen kann und die Tarifauswahl sehr gering ist“, sagt Markus Weidner vom Telekommunikationsportal Teltarif.de.

Denn nur die wenigsten Hersteller setzten auf Roaming-SIMs, die sich in verschiedene Mobilfunknetze einloggen können. Und bei den meisten Systemen sei es auch nicht möglich, eine eigene SIM-Karte einzusetzen. Wie gut das angebotene Netz ist, bliebe unklar.

Wer vor der Entscheidung für oder gegen eine An-Bord-Lösung mit Hotspot stehe, sollte das System am besten mit einem kleinen Tarif auf seiner täglichen Strecke ausprobieren, rät Weidner. So lasse sich feststellen, ob das vom Werk ausgewählte Netz und der Tarif auch zur eigenen Nutzung passen.

Eine andere Möglichkeit das Auto zu vernetzen, sei ein mobiler LTE-Hotspot. „Die werden zum Beispiel am Zigarettenanzünder angeschlossen und funktionieren wie ein kleiner Router“, erklärt Ippen. Bestückt mit einer SIM-Karte, schafften die Mini-Router oft bis zu 150 Mbit pro Sekunde und lieferten Internet für bis zu zehn Geräte.

Die dafür erforderliche Daten-SIM sei oft günstiger als die SIM-Karten fürs Smartphone mit Telefonie- und Daten-Option. Im Gegensatz zum integrierten System müsse der Nutzer aber bei dieser Lösung mit Extra-Kabeln im Innenraum leben. „Ein weiterer Nachteil ist, dass es kaum möglich ist, den Empfang zu verbessern“, sagt Ippen. Gleiches gelte für die Nutzung des eigenen Smartphones als Hotspot. „An die im Auto verbaute Antenne kommt man in der Regel nicht dran und kaum ein Smartphone bietet ja heute noch die Möglichkeit, eine externe Antenne anzuschließen“, sagt Weidner. Wer das Handy als Hotspot nutze, sollte es im Innenraum so optimal wie möglich positionieren. „Den besten Empfang haben Smartphones, wenn sie im Bereich des Armaturenbretts, direkt unter der Windschutzscheibe platziert werden“, sagt Peter Richert, Kommunikationstechnik-Professor an der Fachhochschule Münster. Das sei der Bereich, wo auch das GPS-Signal empfangen werde. Insgesamt werde das Signal im Auto durchaus etwas gedämpft – aber nicht so extrem wie oft vermutet.

Wer auf Handy-Halterungen oder mobile Mini-Router verzichten möchte und keine An-Bord-Lösung zur Verfügung habe, könne sich auch Technik vom Fachhandel besorgen. „Es gibt Angebote wie eine Phonebox, in der das Smartphone aufgeladen wird und auch auf die Antenne des Fahrzeugs zugreift“, erklärt Ippen.

Einige Modelle hätten auch integrierte SIM-Kartenslots, sodass der Nutzer hier über eine Multi-SIM den vorhandenen Handyvertrag weiter nutzen könne. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Sie reduziert den Elektrosmog im Innenraum.

Doch egal ob An-Bord-Lösung, Mini-Router, Smartphone oder Nachrüstlösung – am Ende stehe und falle die Signalqualität mit der Mobilfunk-Netzabdeckung. „Entlang der Autobahnen und in Großstädten ist der LTE-Empfang mittlerweile ganz gut, auf dem Land jedoch kann das schon ganz anders aussehen“, sagt Weidner. Je nachdem ob die SIM-Karte im Netz von Telekom, Vodafone oder O2 (Telefónica) funke, gebe es teils große Unterschiede.

Keinen wesentlichen Einfluss auf den Empfang im Auto habe die Geschwindigkeit. Bei einem Tempo von 130 Kilometern pro Stunde etwa seien keine Störungen zu befürchten, sagt Richert, zumindest, solange es um normale Telefonie oder Textnachrichten gehe. Bei Unterhaltungsanwendungen wie dem Streaming hingegen werde die Datenrate wichtiger. „Entscheidend ist dann die Qualität der Netzabdeckung, und die ist abhängig von der Zahl der Funkmasten“, sagt Richert. Auch der ganz neue Mobilfunkstandard 5G werde daran nichts ändern – eher im Gegenteil. „Im 5G-Netz sind die Datenraten zwar höher, dafür werden aber für eine gute Netzabdeckung wesentlich mehr kleinere Zellen benötigt.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort