Starker Preisanstieg bei Grafikkarten Wie Bitcoin und Co. die Preise hochtreiben

Berlin · Grafikkarten werden immer teurer. Das liegt unter anderem daran, dass sie zum Schürfen von Kryptowährungen verwendet werden.

 Grafikkarten werden in Computern verbaut und sorgen dafür, dass Bilder auf dem Gerät dargestellt werden können. Neuere, leistungsstarke Modelle werden aber auch dazu verwendet werden, neue Einheiten digitaler Währungen zu erschaffen.

Grafikkarten werden in Computern verbaut und sorgen dafür, dass Bilder auf dem Gerät dargestellt werden können. Neuere, leistungsstarke Modelle werden aber auch dazu verwendet werden, neue Einheiten digitaler Währungen zu erschaffen.

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

() Dass ein leistungsfähiger Desktop-PC nicht gerade günstig ist, überrascht nicht. Doch seit geraumer Zeit hat sich der Neukauf eines Rechners zu einem ganz besonders kostspieligen Unterfangen entwickelt. Der Grund: Die Preise für Grafikkarten befinden sich bereits seit Monaten im Höhenflug und übersteigen bei vielen Modellen die ursprünglichen Kosten mittlerweile sogar um das Zwei- bis Vierfache.

Martin Fischer vom Fachportal „Heise Online“ hat vor allem einen Grund für die Preisspirale identifiziert: Krypto-Mining, also das Erzeugen von Kryptowährungen wie Ethereum oder Bitcoin, die zeitweise sogar wertvoller als Gold waren. „Weil man diese wertvolle Kryptowährung mit eigener Hardware schürfen kann, haben sich viele Menschen dazu entschieden, genau das zu tun“, erklärt Fischer. Alles, was man dazu braucht, sind Grafikkarten.

Vor allem in Ostasien haben sich Fischer zufolge industrieartige Anlagen gebildet, die Tausende Grafikkarten für sich schürfen lassen. Die sogenannten Kryptofarmen lernten schnell, dass einige Modelle besser geeignet sind als andere. „Ideale Grafikkarten müssen eine gewisse Rechenleistung bieten, damit die Kryptoeinheiten relativ flott erzeugt werden können“, sagt der Experte. „Gleichzeitig dürfen sie aber auch keine allzu hohe Leistungsaufnahme haben, weil das den Stromverbrauch hochtreibt, wenn viele Grafikkarten zusammengeschaltet werden.“

Das führt dazu, dass Farmen mit ihren Großeinkäufen für Engpässe auf dem Markt sorgen und die Preise steigen können. Das Problem dabei sei, dass es logischerweise nur eine endliche Zahl von Grafikkarten und Chips auf dem Markt gebe, sagt Fischer. Die Hersteller AMD und Nvidia produzierten festgelegte Mengen, die vorher anhand der Nachfrage kalkuliert würden. Die riesige Nachfrage habe dazu geführt, dass die Karten teurer wurden und ihre Verfügbarkeit deutlich abnahm.

Doch Krypto-Mining trägt nicht die alleinige Schuld an der Verteuerung. Wie Fischer erklärt, habe sich zudem einer der beiden größten Grafikkarten-Hersteller selbst ein Bein gestellt: „AMD veröffentlichte im August 2017 eine neue Grafikkartenserie namens Radeon RX Vega. Diese Karten haben eine besondere Speichertechnik namens High Bandwith Memory (HBM), die die Speicherchips nicht mehr nebeneinander anordnet, sondern übereinander stapelt, was die Leistung der Karten erhört.“

Das sei zwar eine spannende Technik, aber die Hersteller von HBM-Speicher konnten nicht so schnell produzieren, wie es für die Massenproduktion dieser AMD-Grafikkarten notwendig gewesen wäre, erklärt Fischer. Insgesamt habe das zur Folge gehabt, dass beispielsweise die Grafikkarte Radeon RX Vega 56 für einen Preis von 400 Euro angesetzt wurde. Tatsächlich liegt der Einstiegspreis nun aber bei 620 Euro – 55 Prozent mehr.

Dass es zu einfach wäre, die Gründe für die Verteuerung der Grafikkarten allein aufs Krypto-Mining zu schieben, denkt auch Alan Priestly vom Marktforschungsunternehmen Gartner. Er verweist etwa auf die Weiterentwicklung von Computerspielen, die zunehmend höhere Anforderungen stellen: „Die Auflösungen steigen, die Bildschirme werden größer, die angezeigten Bilder pro Sekunde schießen in die Höhe. Um das ordentlich darzustellen, braucht man leistungsfähige Grafikkarten – und die sind nun mal teurer als die alten Modelle.“

Trotzdem kann sich Martin Fischer vorstellen, dass die Preise der Grafikkarten wieder sinken, wenn das Krypto-Mining an seine Grenze stößt: „Die Frage ist jetzt, wie es mit dem Ethereum-Kurs weitergeht. Bei Bitcoin war der Schürf-Enthusiasmus anfangs sehr hoch, und irgendwann hat die Leistung der Grafikkarten nicht mehr ausgereicht, damit man lohnend Bitcoins schürfen konnte, weil die Berechnungen immer komplexer werden mussten, um neue Einheiten zu finden. Das wird bei Etherium ähnlich sein.“

Bis es so weit ist, rät Marktforscher Priestly: „Greifen Sie wenn möglich tief in die Tasche und kaufen Sie direkt das leistungsfähigste Modell, das Sie sich leisten können. Das ist zwar teuer, so haben Sie aber auch eine Grafikkarte mit möglichst hoher Halbwertszeit.“

Martin Fischer vom Fachportal „Heise Online“ empfiehlt Spielern, wegen des Preis-Leistungsverhältnisses derzeit eher auf Grafikkarten des Herstellers Nvidia zu schauen: „Wenn Sie in Full HD spielen, also mit normaler Fernsehauflösung, dann kommen Sie mit einer Geforce GTX 1050 TI oder einer GTX 1060 gut weiter.“ Im Bereich der 4-K-Auflösung müsse man entsprechend tiefer in den Geldbeutel greifen. „Wenn Sie mit voller Detailstufe die Spiele wiedergeben wollen, dann müssen Sie mit 600 Euro rechnen“, sagt Fischer. Das wäre dann zum Beispiel die Geforce GTX 1080 oder 1080 TI.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort