Wenn's wärmer wird, werden Insekten heller

Der Klimawandel hat verblüffende Konsequenzen. Er führt zum Beispiel dazu, dass im Süden Europas immer mehr helle Insekten leben. Im Norden dominieren dagegen dunklere Arten, berichten Biologen der Uni Marburg.

 Der Klimawandel spiegelt sich mittlerweile auch in den Farben vieler europäischer Insektenarten wider. Foto: TU Braunschweig/Suhling

Der Klimawandel spiegelt sich mittlerweile auch in den Farben vieler europäischer Insektenarten wider. Foto: TU Braunschweig/Suhling

Foto: TU Braunschweig/Suhling

Marburg. Für Schmetterlinge und Libellen in den warmen Gegenden Europas ist es von Vorteil, wenn ihr Körper hell gefärbt ist, haben Biologen der Universitäten Marburg und Kopenhagen in einer Untersuchung herausgefunden. Denn helle Tiere seien dunklen Artgenossen bei steigenden Temperaturen überlegen, schreiben die Wissenschaftler.

Tiere passen sich der Temperatur in ihrem Lebensraum an. In warmen Regionen leben mehr kleine Säugetiere als in kalten, denn der Wärmehaushalt hängt vom Verhältnis des Körpervolumens zur Körperoberfläche ab. Bislang war aber unklar, welchen Einfluss das Klima auf die Insektenwelt hat, die mit Abstand artenreichste Tiergruppe, deren Körperwärme stark von der Umwelt beeinflusst wird.

Dabei spielt die Farbe der Körperoberfläche eine entscheidende Rolle. Dunkle Oberflächen nehmen Wärmeenergie besser auf als helle. Deshalb sind dunkel gefärbte Tiere in kühlen Regionen im Vorteil. "Je höher die Umgebungstemperatur ist, desto weniger müssen die Insekten zusätzlich aufheizen, um zu fliegen, was für die Futtersuche und Paarung wichtig ist", so Stefan Brunzel von der Universität Marburg. Ist es hingegen sehr warm, so müssen sich die Tiere vor Überhitzung schützen. "Hell gefärbte Arten können unter solchen Umständen länger aktiv sein als dunkle Spezies und sind in der Lage, vielfältigere Lebensräume zu nutzen", so Professor Roland Brandl.

Die Wissenschaftler analysierten die Färbung von 473 europäischen Schmetterlings- und Libellenarten. Obwohl die Farbe nicht nur mit der Körpertemperatur zu tun hat, sondern auch der Tarnung dienen kann, kamen die Forscher zum eindeutigen Ergebnis, dass hell gefärbte Insekten im Süden Europas, dunklere Arten im Norden dominieren.

Um zu ermitteln, welchen Effekt der Klimawandel hat, verglichen die Wissenschaftler die aktuelle Verbreitung von Insekten mit Daten, die vor knapp drei Jahrzehnten erhoben wurden. Dabei habe sich herausgestellt, dass sich hell gefärbte Tiere in Europa verbreiten. Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass die dunkleren Tiere in andere, eher schattige Lebensräume ausweichen, wenn sich die Klimaerwärmung weiter beschleunigen sollte.