Wenn's um Geld geht, wird hemmungslos geschummelt

Chemnitz · Wenn es in sozialen Netzwerkwerken um die Finanzen geht, hört die Freundschaft auf, haben Wissenschaftler der Universität Chemnitz herausgefunden. Sie befragten 271 Facebook-Nutzer.

Soziale Netzwerke sind eine feine Sache. Sie bringen Menschen zusammen, die sich ohne die Internet-Technologie nie begegnet wären, und ermöglichen es ihnen, über große Entfernungen Kontakt zu halten. Doch soziale Netzwerke sind keine karitativen Organisationen. Dahinter stehen Unternehmen, die mit den Daten ihrer Nutzer Geld verdienen möchten. Das ist in der Theorie zwar allgemein bekannt - doch wie verhalten sich Nutzer, wenn sie persönlich betroffen sind? Wenn eine Bank zum Beispiel ihr privates Profil analysieren würde? Oder ein Unternehmen ihr Netzwerkprofil auswertet, um ihre finanzielle Bonität zu prüfen? Die Antwort ist einfach: Um einen finanziellen Vorteil zu erlangen, würde ein Teil der Facebook-Nutzer schummeln oder seine Profile schönen, zeigt eine Untersuchung der TU Chemnitz .

Die Chemnitzer Forscher befragten 271 Facebook-Mitglieder. Sie waren im Schnitt 26 Jahre alt und wickeln ihre Geldgeschäfte übers Internet ab. Vielen Befragten sei im Prinzip klar gewesen, dass mit sogenannten Big-Data-Analysen die Kreditwürdigkeit eines Konsumenten geprüft werden kann und hätten dem anfangs auch prinzipiell offen gegenübergestanden. Nachdem den Teilnehmern aber erklärt worden sei, dass dabei persönliche Daten ausgewertet würden, habe die Akzeptanz klar gelitten. Nur noch ein Viertel der Befragten habe solche Angebote interessant gefunden. Wer sein Facebook-Profil einer Bank öffne, wolle dadurch profitieren und keine Nachteile erleiden. Zwei Drittel der Befragten hätten es abgelehnt, persönliche Daten, die dem Facebook-Freundeskreis vorbehalten seien, einer Bank zu öffnen.

Je mehr kommerzielle Anwendungen Facebook-Daten auslesen, desto eher seien Nutzer bereit, ihre Profile zu manipulieren, zeige die Umfrage. 58 Prozent der Testpersonen würden Textmitteilungen überdenken und überlegen, welche Daten sie öffentlich machen. Ein Drittel würde die Freundesliste überarbeiten, 40 Prozent Freundschaftsanfragen weniger leichtfertig stellen, 39 Prozent Fotos entfernen, 30 Prozent Seiten mit Karriere- und Bildungsangeboten öfter mit dem "Gefällt-mir"-Knopf markieren.

Das Ergebnis zeige insgesamt, dass viele Menschen Facebook weniger als Teil ihrer Persönlichkeit sehen, denn als Instrument, das man nach Nützlichkeitserwägungen handhabe, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Professor Friedrich Thießen von der TU Chemnitz .

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