Wenn private Bilder online gehen

Gelsenkirchen/Hannover · Überwachungskameras, Webcams, Babymonitore – tausende Kameras schicken Bilder live und ohne das Wissen ihrer Nutzer ins Internet. So zeigten Hacker in den vergangenen Wochen private Aufnahmen tausender Menschen auf einer russischen Webseite.

Kameras, deren Livebilder sich aus der Ferne über das Internet abrufen lassen, sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. So können Hausbesitzer per App sehen, was in ihrem Garten passiert oder dem Nachwuchs beim Schlafen zusehen. Dies birgt aber auch das Risiko, ausgespäht zu werden. Viele Betreiber von Überwachungskameras und Babymonitoren mit Netzwerkverbindung stellen ihre Aufnahmen unfreiwillig und ohne ihr Wissen ins Netz. Eine russische Webseite zeigte in den vergangenen Wochen Livebilder von tausenden oft privat genutzten Kameras weltweit.

Um das zu verhindern, sollten Nutzer immer die Standardpasswörter der Geräte ändern, rät Professor Norbert Pohlmann vom Institut für Internetsicherheit in Gelsenkirchen. "Die Standardpasswörter sind nur dazu da, das Gerät zu aktivieren und sollten dann sofort geändert werden", sagt er.

Viele Nutzer tun aber genau das nicht. Aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit machen sie sich so angreifbar. Die werkseitig vergebenen Passwörter vieler Kameras sind häufig unsicher oder werden sogar in den Handbüchern der Geräte abgedruckt, die häufig auch im Internet zu finden sind, hat Fabian Scherschel von der Fachzeitschrift "Heise Security" festgestellt. Über spezielle Suchmaschinen können Angreifer solche Kameras im Netz leicht aufspüren. Schützt man das Gerät aber mit einem guten Passwort, senkt man sein Risiko. "Diese Leute ziehen in der Regel schnell weiter, wenn sie nicht sofort reinkommen", sagt Scherschel. Ein sicheres Kennwort sollte mindestens zwölf Zeichen lang sein, aus Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ziffern bestehen und nicht in Wörterbüchern vorkommen, empfiehlt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf seiner Webseite. Außerdem rät es, keine gängigen Wiederholungs- oder Tastaturmuster, wie "asdfg" oder "123abcd" zu benutzen. Auch einfach Ziffern oder Sonderzeichen am Ende des Passwortes anzuhängen, sei nicht empfehlenswert.

Norbert Pohlmann hält die Sicherheitstechnik vieler aktueller Überwachungskameras und Babymonitore für unausgereift. Viele Geräte stellen ihre Bilder sogar als Grundeinstellung ins Netz.

Zusätzlich sollten Nutzer das Netzwerk, an das die Geräte angeschlossen sind, zusätzlich durch eine Verschlüsselung sichern. "Man sollte sich überlegen, ob man die Verbindung nach draußen wirklich braucht", sagt Pohlmann. Wenn man tatsächlich nur den Schlaf seines Babys im gleichen Haus überwachen wolle, reiche es, die Kamera ohne Internetzugang im heimischen Netzwerk zu betreiben.

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