Potenzielle Gefahr für Jugendliche Magersucht im Netz: Falsche Vorbilder in sozialen Netzwerken

Berlin · () Immer mal wieder tauchen in sozialen Netzwerken Bilder und Videos von extrem dünnen oder magersüchtigen Menschen auf. Nicht als Warnung, sondern in einem ausdrücklich positiven Kontext, ästhetisch als Idealbild inszeniert.

 Magersüchtige können im Netz eine Gefahr für Jugendliche sein, wenn sie sich als ästhetisches Idealbild inszenieren.

Magersüchtige können im Netz eine Gefahr für Jugendliche sein, wenn sie sich als ästhetisches Idealbild inszenieren.

Foto: dpa/Susann Prautsch

„Wir können nicht sagen: ‚Weil diese Bilddarstellungen auf TikTok sind, gibt es bald mehr Magersüchtige’“, sagt Kristin Langer von der Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“. Das bedeute allerdings nicht, dass die Bilder und Videos keine Wirkung haben. „Es wird suggeriert, dass das gesellschaftlich akzeptiert ist“, erklärt die Medienpädagogin.

Gefährlich kann das vor allem für jüngere Teenager sein, die gerade in einer Findungsphase sind, die sich viel mit Körperlichkeit und Körperbild beschäftigen und die dabei mit sich selbst oft unzufrieden sind. „Da können Medienbilder ein Auslöser sein, das eigene Verhalten zu verändern“, sagt Langer.

Problematisch seien in diesem Kontext aber nicht nur Bilder von Magersüchtigen. Auch die oft aufwendig inszenierten Bilder gesunder, schlanker Influencer haben eine Wirkung, genau wie TV-Sendungen wie „Germany‘s Next Topmodel“. „Dieses permanente Streben nach dem perfekten Körper kann für Jugendliche schon eine Wirkung haben, vor allem, wenn sie es mit dem eigenen Körper und dem eigenen, vielleicht nicht besonders aufregenden Leben vergleichen“, erklärt die Expertin.

Die Aufgabe der Eltern sei es in solchen Fällen, die Rolle des Korrektivs oder des Gegenpols einzunehmen, rät Langer: „Wichtig ist, das nicht abzutun oder lächerlich zu machen.“ Denn das verunsichere Teenager nur weiter.

Gleichzeitig sollten Eltern aber durchaus sagen, wie sie etwas finden und warum ihnen manche Bilder nicht gefallen. Dazu können sie ihren Kindern Kontext liefern oder Gesprächsangebote machen: Was ist eigentlich Magersucht, welche Schicksale stecken vielleicht hinter den Bildern? Wie viel Arbeit und Inszenierung steckt hinter dem Account eines Influencers (vom engl. to influence, dt. beeinflussen)? Was ist da wirklich echt? Warum gibt es Trends wie den „Skinny Check“? Wie sehen für uns schöne Körper aus?

Eltern sollten ihre Kinder auch nicht mit Plattformen wie TikTok oder Instagram alleine lassen. Vor allem gehe es darum, Heranwachsende stark zu machen, sagt die Medienpädagogin, indem man mit ihnen auch darüber spricht, was sie gut können. „Für ein gesundes Aufwachsen müssen Kinder die Möglichkeit haben, sich nicht ständig schlecht zu fühlen“, erklärt Langer.

(dpa)
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