Wenn das Surfen im Netz zur Hölle wird

Berlin · Rund 17 Prozent aller Schüler, die das Internet nutzen, waren schon einmal Opfer von Mobbing im Internet. Es gibt jedoch Mittel und Wege, wie Eltern und Schüler gegen die Schikane vorgehen können.

Soziale Netzwerke im Internet laden dazu ein, sich öffentlich zu präsentieren. Doch: "Diese Art der Selbstdarstellung bietet immer auch die Möglichkeit, andere zu mobben", sagt Birgit Kimmel, Pädagogische Leiterin der EU-Initiative Klicksafe. "Gerät ein digitaler Inhalt in die falschen Hände, kann es zu einer rasanten, nicht aufzuhaltenden Verbreitung kommen." Dabei lassen sich solche im Netz verbreiteten Inhalte nicht zwangsläufig auf einen einzigen Täter zurückführen.

Das sogenannte Cybermobbing ist eine neue Form von Gewalt. "Es bezeichnet das Schikanieren einer Person mit Hilfe von Internet , Handy oder Sozialen Netzwerken", sagt Kriminaloberrat Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Dabei werden beleidigende Kommentare, Bilder oder Videos eines Opfers im Internet verbreitet. Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsbundes Südwest waren bereits 17 Prozent aller Schüler , die das Netz nutzen, Opfer von Cybermobbing.

Pädagogin Birgit Kimmel unterscheidet vier Arten desInternet-Mobbings: Bei der Schikane erhält das Opfer wiederholt beleidigende und verletzende Nachrichten per E-Mail, SMS oder Messenger. Bei der Verleumdung verbreiten sich Gerüchte großflächig übers Netz. Bei der Bloßstellung senden Täter Vertrauliches über das Opfer an Dritte. Zudem könne einem Opfer die Teilnahme an Gruppen oder Chats verweigert werden.

Die Opfer leiden unterschiedlich. Häufige Folgen sind, laut Kimmel, Leistungsabfall und psychosomatische Erkrankungen wie auch extreme Rache- und Gewaltfantasien bis hin zu Suizidgedanken und Suizid, erklärt Kimmel. Viele Betroffene behalten ihre Probleme für sich. "Die meisten Opfer verschweigen oft, was sie erleben, denn sie fühlen sich schuldig und machen sich Vorwürfe", betont Kimmel. Viele holten deswegen oft erst sehr spät oder gar keine Hilfe.

Wer von Cybermobbing betroffen ist, sollte einiges beachten. Erfolgt das Mobbing über soziale Medien, kann man bei den meisten Diensten den Täter melden oder blockieren. Das seien wichtige erste Schritte, damit der Täter den Betroffenen nicht weiter belästigen könne, erklärt Kimmel. Wenn das nichts bringe, bestehe die Möglichkeit, sich ein neues Profil zuzulegen. Wer beleidigende Nachrichten erhält, muss nicht unbedingt darauf reagieren. In bestimmten Fällen könne es je nach Beziehung zum Täter aber auch angebracht sein, den Täter sehr bestimmt zum Aufhören aufzufordern, rät Kimmel. Wichtig sei das Sichern der Beweise. Kopien von Nachrichten , Bildern oder Online-Gesprächen helfen, zu zeigen, was passiert ist und böten eine höhere Wahrscheinlichkeit, die Täter zu ermitteln. Generell empfiehlt die Expertin, so wenig persönliche Angaben wie möglich im Netz preiszugeben und sich bei Bildern im Zweifel gegen das Versenden oder Veröffentlichen zu entscheiden. In jedem Fall sollten Eltern so früh wie möglich mit ihren Kindern über Cybermobbing sprechen.

Zum Thema:

Auf einen BlickCybermobbing ist kein eigener Straftatbestand, sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Es könnten sich dahinter jedoch Beleidigung, die Verletzung des Rechts am eigenen Bild, Bedrohung, Erpressung oder die Verletzung des Briefgeheimnisses verbergen. Bei Beleidigung oder der Verletzung des Rechts am eigenen Bild drohen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.dpa

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