Wenn das soziale Netzwerk im Schlafzimmer stört

Saarbrücken · Wer ständig aufs Smartphone schaut, um ja keine Nachricht aus dem Bekanntenkreis zu verpassen, hat dreimal so häufig Schlafstörungen wie der Durchschnitt.

Internet-Skeptiker warnen schon lange: Wer sein Smartphone exzessiv nutzt, dem droht der digitale Burnout. Der zwanghafte Blick auf das Handy mache unproduktiv, unglücklich und krank. Und das Nutzerverhalten vieler Smartphone-Besitzer scheint alle Anzeichen eines Zwanges aufzuweisen: Wie der Informatik-Professor Alexander Markowetz von der Universität Bonn anhand einer von ihm entwickelten App bei einer Gruppe von 300 000 Menschen herausgefunden hat, schaut der Durchschnittsnutzer alle 18 Minuten auf sein Handy. Dieses alarmierende Ergebnis zeige, so der Bonner Professor, "dass unsere Handynutzung ein abnormes Ausmaß erreicht hat."

Kassandrarufer wie dieser könnten sich jetzt von einer Studie bestätigt fühlen, welche Mediziner der Universität von Pittsburgh über den Zusammenhang der Nutzung von sozialen Netzwerken und Schlafstörungen angestellt haben. Dazu wurden 1788 Amerikaner im Alter zwischen 19 und 32 Jahren nach ihren Nutzungsgewohnheiten und der Qualität ihres Schlafes befragt. Eindeutiges Ergebnis der Studie: Je mehr, und vor allem je öfter die Befragten entsprechende Dienste aufriefen, desto schlechter war ihr Schlaf. Die Gruppe, die ihr Handy am längsten für soziale Netzwerke nutzte, hatte ein doppelt so hohes Risiko für Schlafprobleme wie diejenige, die es am seltensten gebrauchte. Und jene, die es am häufigsten einschaltete, hatte sogar ein um das Dreifache erhöhtes Risiko, so die Studie.

Allerdings stehen die Forscher noch vor dem sogenannten Henne-Ei-Problem: Aus den vorhandenen Daten allein lässt sich nicht ablesen, ob Menschen schlechter schlafen, weil sie zu oft in sozialen Netzwerken unterwegs sind - oder ob Menschen, die schlecht schlafen, zur Ablenkung oft in soziale Netzwerke schauen.

Der Forscher Brian Primack hält einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aus beiden Faktoren für wahrscheinlich: "Dieser Kreislauf könnte bei sozialen Medien besonders problematisch sein, denn deren interaktive Ausrichtung wirkt oft stimulierend und belohnend, was sich wiederum nachteilig auf den Schlaf auswirkt."

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