Nach US-Sanktionen Google stellt Huawei-Kunden kalt

Berlin · Smartphones des chinesischen Herstellers müssen bald ohne Android auskommen. Was Nutzer beachten sollen.

 Besitzer von Huawei-Geräten müssen damit rechnen, dass sie nicht mehr alle Funktionen problemlos nutzen können.

Besitzer von Huawei-Geräten müssen damit rechnen, dass sie nicht mehr alle Funktionen problemlos nutzen können.

Foto: dpa/--

Der von US-Präsident Trump ausgerufene nationale Notstand der Telekommunikation trifft das chinesische Technikunternehmen Huawei besonders hart. Der Google-Konzern hat die Zusammenarbeit mit dem Smartphone-Hersteller aus dem Reich der Mitte beendet und ihm die Lizenz für die Nutzung von Google-Diensten mit dem mobilen Betriebssystem Android entzogen. Auf lange Sicht bedeutet das, dass Huawei seine Geräte ohne Google-Dienste ausliefern muss. Dazu gehört allen voran der Play Store, Googles Online-Verkaufsplattform für ­Android, über die Nutzer an Apps und Updates kommen.

Für alle, die bereits ein Huawei-Gerät besitzen, stellt sich nun die Frage, ob ihnen gegebenenfalls rechtliche Ansprüche zustehen, um neue Android-Versionen zum Beispiel einzuklagen. Die richtigen Ansprechpartner seien derzeit allein Huawei und Honor als Hersteller der Geräte, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dagegen dürfe ein Vorgehen gegen den Verkäufer oder Händler des Handys derzeit nicht erfolgversprechend sein, da insbesondere Rechte aus Gewährleistung oder Garantie in diesem Fall in der Regel ausscheiden. Ebenso wenig dürfen etwaige Ansprüche gegen Google selbst bestehen, so die Verbraucherschützer.

Der Huawei-Konzern ist ein führender Ausrüster von Mobilfunk-Netzen unter anderem in Europa und der zweitgrößte Smartphone-Anbieter der Welt. Zum Konzern gehört auch die Tochterfirma Honor, die unter eigener Marke ebenfalls Smartphones und Tablet-Computer herstellt. Während die Geräte des Herstellers aus Fernost in den USA nur weniger Käufer gefunden haben, sind die Geräte im Rest der Welt in den vergangenen Jahren außerordentlich beliebt geworden. Im ersten Quartal 2019 verkaufte Huawei 59 Millionen Mobiltelefone, fast 23 Millionen mehr als Apple, schätzt das US-Marktforschungsunternehmen IDC. Der Huawei-Konzern bietet meist preiswerte Geräte für Leute mit geringem Einkommen. Gleichzeitig verkauft die Firma Luxusgeräte, mit denen sie Apple und Samsung in China und Europa Konkurrenz macht. In Europa verkaufe Huawei mittlerweile 13 Prozent seiner Mobiltelefone, schätzt die Analysefirma Gartner.

Huawei-Kunden in Deutschland brauchen sich zunächst keine Sorgen zu machen, versichern sowohl Huawei als auch Google. Den Play Store und den dazugehörigen Dienst Google Play Protect, der Anwendungen auf Schadsoftware hin überprüft, sollen Nutzer von Huawei-Geräten nach wie vor verwenden können. „Nutzer unserer Dienste können mit ihren Huawei-Geräten weiterhin auf den Google Play Store und die Sicherheitsvorkehrungen von Google Play Protect zurückgreifen“, erklärt Kay Oberbeck, Unternehmenssprecher bei Google Deutschland.

Auch Huawei sichert zu, seine Geräte auch in Zukunft mit Sicherheitsupdates zu versorgen. Google liefert einmal im Monat Aktualisierungen für seine aktuellen Android-Versionen (derzeit Android 9 Pie). Android selbst ist ein allen frei zugängliches System und daher für Smartphone- und Tablet-Hersteller frei verfügbar. Allerdings wird auf künftigen Modellen von Huawei und Honor wohl kein Android mehr installiert. Schon im März hatte Huawei-Chef Richard You von einem eigenen Betriebssystem gesprochen, das der Konzern in der Schublade habe.

Durch den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Trumps Erlass werden Besitzer von Huawei- und Honor-Geräten wohl auf ihren aktuellen Android-Versionen stehen bleiben, vermutet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Es werde vermutet, dass sie kein Android 10 erhalten. Außerdem könne es sein, dass Google-Anwendungen wie das Navigationsprogramm Google Maps oder der E-Mail-Dienst Google Mail bald nicht mehr auf Huawei- und Honor-Geräten laufen. Konkret dazu äußern sich bislang aber weder Google noch Huawei.

Die einschlägigen Vertragsbedingungen von Huawei regeln keine Pflicht zur Bereitstellung von Softwareupdates, erklärt die Verbraucherzentrale. Generell haben Kunden also keinen Anspruch darauf, immer die neueste Version eines Betriebssystems zu erhalten. Nach Auffassung der Verbraucherschützer hat Huawei jedoch dafür Sorge zu tragen, dass Kunden durch etwaige Softwarefehler keine Schäden entstehen oder zumindest für einen angemessenen Nutzungszeitraum weiterhin die sichere Nutzung der Geräte möglich ist. Mit welchen Maßnahmen der Hersteller das erreiche, stehe ihm frei. So könne der Konzern auf die weiterhin frei zugänglichen ­Android-Updates zurückgreifen oder zum Beispiel auf ein eigenes Betriebssystem wechseln. Kunden haben aus Sicht der Verbraucherzentrale keinen Rechtsanspruch darauf, in Zukunft mit ­Google-Software versorgt zu werden.

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