Schnelles Internet Warum sich ein Glasfaseranschluss lohnt

Berlin · Experten betrachten die modernen Leitungen als die einzige zukunftsfeste Anbindung ans Internet und dessen steigende Anforderungen.

 Glasfaserkabel ermöglichen wesentlich höhere Datenraten als die bisher üblichen Kupferleitungen. 

Glasfaserkabel ermöglichen wesentlich höhere Datenraten als die bisher üblichen Kupferleitungen. 

Foto: dpa/Jan Woitas

Die Glasfaser ist der Internetzugang der Zukunft. Da sind sich Politik und Kommunikationsanbieter einig. Trotz dieser nicht ganz neuen Erkenntnis sind viele Haushalte noch auf konventionelle Telefonleitungen aus Kupfer angewiesen. Mit etwas Glück reicht das für einen erträglichen Datendurchsatz aus, gerade in abgelegeneren Gebieten oder kleinen Ortschaften gibt es aber häufig nur Internet im Schneckentempo. Werben dann Glasfaser-Netzanbieter mit Ausbauaktionen, sorgt das häufig für Hoffnung auf flotten Netzzugang. Hauseigentümern stellen sich dann einige Fragen zu der modernen Technologie. Hier sind Antworten auf einige der wichtigsten davon:

Was macht die Glasfaser besser als TV-Kabel und Kupfer?

Der Internetanschluss per Kupferkabel schafft einfach nicht so viel Datendurchsatz. Aktuell ist bei rund 250 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Schluss. Und diese theoretischen Maximalwerte erreichen die Anschlüsse selten. Das TV-Kabel schafft da schon mehr, einzelne Anbieter versprechen bis zu ein Gigabit pro Sekunde (Gbit/s), also etwa vier mal so viel wie über Kupfer. Das Problem: Das TV-Kabel ist ein geteiltes Medium. Sind also viele Nutzer angeschlossen und aktiv, steht niemandem die volle Datenrate zur Verfügung.

Ähnlich sieht es beim Funk über die vierte Generation des mobilen Internets (4G/LTE) aus. Laden viele Nutzer Daten über denselben Sendemast und dessen Antennen herunter, sinkt der Durchsatz für jeden einzelnen Anwender. Der Funkverkehr ist außerdem anfälliger für Störungen.

Bei der Glasfaser versprechen die Anbieter eine zuverlässigere Anbindung, höhere Datenraten und geringere Reaktionszeiten. Rund 1,1 Millionen Anschlüsse bis ins Gebäude („fiber to the building, kurz: FTTB) oder bis in die Wohnungen („fiber to the home“, kurz: FTTH) weist der Jahresbericht 2018 der Bundesnetzagentur aus.

Wie kommt die Glasfaser ins Haus?

Das kommt auf den Ort und bereits vorhandene Leitungen an. Der einfachste Fall: Es gibt bereits Leerrohre vom Anschlussschacht an der Straße ins Haus. Dann kann die Glasfaser einfach dadurch verlegt werden. Wer neu baut oder renoviert, kann so auch schon vorarbeiten und später sparen.

Gibt es kein Leerrohr, kommen laut Glasfaserverband Breko die Kabel zum Beispiel mit der sogenannten Erdrakete oder mit einem Spülbohrer durch den Gartenboden bis zur Hauswand. Die Glasfaser werde oberirdisch ins Erdgeschoss oder durch die Kellerwand in den Keller verlegt und mit dem Netzabschlusskasten verbunden.

Diese geschlossene Verlegeweise funktioniere in den meisten Fällen, so Breko. Nur wenn größere Hindernisse wie Felsen im Weg liegen, müsse ein Graben ausgehoben werden.

Was kostet mich das?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Einige Anbieter verlegen die Leitung kostenlos, erklärt Breko-Referent Frederik Palmer, andere verlangen einen Beitrag. Bei manchen Anschlussaktionen locken Anbieter mit günstigen Konditionen für Hauseigentümer, die sich früh festlegen. Wer später auf den Zug aufspringt, zahlt etwas mehr. Wieder andere Anbieter machen die Verlegung von der Buchung eines Internetzugangs über Glasfaser für einen bestimmten Zeitraum abhängig oder verlegen nur bis zur Grundstücksgrenze. Häufig muss allerdings zunächst ein bestimmter Anteil anschlusswilliger Haushalte in einer Ortschaft erreicht werden, etwa 40 Prozent, bevor Bauarbeiten beginnen.

Die monatlichen Preise für den Internetzugang per Glasfaser unterscheiden sich nicht groß von anderen kabelgebundenen Zugängen. Je schneller der Anschluss, desto höher der Preis. Ein Anschluss mit maximal 100 Mbit/s kostet im Mittel um 45 Euro monatlich, für das Gigabit nehmen Telekom und Deutsche Glasfaser etwa 120 Euro im Monat.

Was für Fallstricke drohen?

„Wer Glasfaser kriegen kann, sollte sie sich holen“, sagt Jurist Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Wachsamkeit schade aber nicht.

Beispiel Anschlusskosten: Hier sollten sich Hausbesitzer alle Posten gut vorrechnen lassen, rät Wita. Manche Versorger verlegten die Leitungen nur bis zur Grundstücksgrenze kostenlos. Stehe das Haus weit vom Gartentor entfernt, könne die restliche Verlegung teuer werden.

Manchmal passen auch Anschluss- und Kündigungstermine von Glasfaser und bisherigem Anbieter nicht zusammen. Schlimmstenfalls zahlen Kunden dann bis zum Ablauf des Altvertrags doppelt. Wita rät Kunden, sich in solchen Situationen vom neuen Anbieter schriftlich bestätigen zu lassen, dass er für Folgekosten durch Vertragsüberschneidung aufkommt. Einige Anbieter würden für den Zeitraum der Doppelzahlung beispielsweise Gutschriften gewähren, so Wita.

Was ist besser – Teilnahme an Anschlussaktion oder Einzelanschluss?

Grundsätzlich, sagt Frederik Palmer, sei die Teilnahme an Anschlussaktionen billiger als der spätere Einzelanschluss. Das gelte häufig auch dann, wenn mit dem Anschluss zunächst ein gebuchter Internettarif über die Glasfaser abgeschlossen werde. Wer später das Haus auf eigene Kosten nachrüsten wolle, zahle deutlich mehr.

Wer sich gegen den Anschluss entscheide, verhindere in kleinen Ortschaften schlimmstenfalls das ganze Glasfaserprojekt, wenn so nicht genügend Interessenten zusammenkommen. Da könne es vorkommen, dass Anbieter und lokale Politiker Klinken putzen und mitunter auch mal Druck machen, berichtet Verbraucherschützer Wita. Gerade im ländlichen Raum könnten solche Verlegeaktionen aber ein deutlich schnellerer Weg zum Breitbandanschluss sein, als darauf zu warten, dass die Telekom das Kupfernetz aufrüstet.

Ich brauche so schnelles Internet doch gar nicht, oder doch?

„Man sollte das auch als Zukunftsinvestition betrachten“, sagt Breko-Mann Palmer. Vielleicht reichten die vorhandenen 6, 16 oder 50 Mbit/s heute noch aus. Aber bei immer mehr vernetzten Geräten und Videostreaming in hoher Auflösung drohten die Kupferleitungen an ihre Grenzen kommen, so Palmer. Für Hauseigentümer mit Familie oder entsprechendem Wunsch sei es ratsam, einen höheren Bedarf einzuplanen.

Nicht zuletzt sei beim Thema Videospiele aktuell einiges in Bewegung. Immer mehr so genannte Cloud-Gaming-Angebote kämen auf den Markt. Hierbei laufen die Spiele in Rechenzentren, Spieler streamen sich nur ein Videobild davon nach Hause. Dafür seien sehr leistungsfähige und stabile Datenleitungen nötig.

Was habe ich sonst noch davon?

„Manches Haus ist mitunter dadurch erst verkaufbar“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland zum Glasfaseranschluss. Gerade ältere Häuser oder solche in ländlichen Gebieten könnten durch einen modernen Datenanschluss an Wert zulegen. Zwischen 5 und 8 Prozent höhere Verkaufspreise sind laut Haus & Grund drin. Auch Wohnungen mit Glasfaseranschluss lassen sich demnach leichter vermieten.

(dpa)
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