Warum haben Männer Brustwarzen?

Saarbrücken · Wer kennt es nicht? Man gibt bei Google ein paar Buchstaben ein und die Suchmaschine macht automatisch verschiedene Vorschläge, wie die Anfrage weitergehen könnte. Oft empfiehlt Google dabei sonderbare Ergänzungen. Das ist erstaunlich, da es sich bei den Vervollständigungen um die am häufigsten eingegebenen Anfragen der Nutzer handelt.

 Wieso Männer Brustwarzen haben, ist eine sehr häufige Suchanfrage bei Google. Foto: Fotolia

Wieso Männer Brustwarzen haben, ist eine sehr häufige Suchanfrage bei Google. Foto: Fotolia

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Männer müssen stinken. Sie müssen Bärte haben. Sie müssen den ersten Schritt machen. Männer müssen jagen, aber sie müssen auch gehorchen. Vorurteile? Klischees? Frauenmeinung? Nein, Google . Um genauer zu sein: die automatische Vervollständigungs-Option von Google . Diese funktioniert - der Vollständigkeit halber - natürlich auch, wenn Nutzer "Frauen müssen" in das Suchfeld eingeben.

Sobald ein Nutzer einen Begriff in das Suchfeld eingibt, werden ihm durch die automatische Vervollständigung Suchvorschläge angezeigt, die seinen aktuellen Begriff ergänzen. Diese Funktion, die 2008 eingeführt wurde, soll laut Google Zeit bei der Suche sparen. Dabei seien die Vervollständigungen mögliche Suchbegriffe. Es handele sich weder um Aussagen von Personen oder von Google noch um eine Antwort auf eingegebene Suchbegriffe, erklärt der Internetkonzern auf seiner Webseite. "Die über die automatische Vervollständigung angezeigten Suchanfragen stammen aus den Suchaktivitäten anderer Nutzer" , heißt es bei Google weiter. Sie soll ohne jede menschliche Beteiligung automatisch durch einen Algorithmus generiert werden. Dabei wird unter anderem berücksichtigt, wie oft Nutzer in der Vergangenheit einen Begriff gesucht haben.

Das bedeutet, dass es viele Nutzer gibt, die vermehrt skurrile Suchanfragen tätigen. Anders lassen sich folgende Vervollständigungen nicht erklären: "Kann man mit seinem Cousin zusammen sein", "Warum sind Einhörner innen hohl" oder "Wieso haben Männer Brustwarzen". Sie haben übrigens Brustwarzen, weil Embryos sich bis etwa zur zehnten Woche gleich entwickeln. Egal ob es später eine Mann oder Frau wird.

Google als Beziehungsratgeber

Als leicht zugängliche Quelle der Weisheit, bietet Google zu fast jedem Thema einen Vorschlag: Sei es, was heute gekocht werden soll, warum die Bremsflüssigkeit nach Anleitung des Fahrzeugherstellers ausgetauscht werden muss oder warum Katzen Angst vor Gurken haben. Auch bei Beziehungsfragen wird Google gerne konsultiert: "Wieso haben alle einen Freund nur ich nicht" oder "Wie kann ich meine Frau glücklich machen". Das sind die Vervollständigungen, die Google anbietet, wenn die ersten Wörter eingetippt werden.

Themengebiete rund um die Frage "Warum muss ich…" liefern interessante Einblicke in die Sorgen und Alltagsnöte von Google-Nutzern. "Warum muss ich immer an ihn denken" wird hier als Erstes vorgeschlagen. Um den Sinn des Lebens geht es in der zweiten Vervollständigung mit der Frage "Warum muss ich leben". Verdauungsstörungen scheinen dem dritten Vorschlag zugrunde zu liegen: "Warum muss ich immer so viel pupsen".

Die teils kuriosen Vorschläge bei der Suche werden laut Google nicht von Menschenhand gefiltert, sondern von einem Algorithmus generiert. Dieser versucht, die Vielfalt der im Web verfügbaren Informationen zu erfassen. "Deshalb können die angezeigten Suchbegriffe, so wie das Web selbst, manchmal merkwürdig oder erstaunlich wirken", so Google .

Doch einige Suchergebnisse werden vom Algorithmus ausgeschlossen. Das kann zum einen daran liegen, dass der gesuchte Begriff nicht beliebt genug ist oder zu neu. Zum anderen werden anstößige Suchanfragen, wie beispielsweise Schimpfwörter nicht, von der Autovervollständigung unterstützt.

Beleidigende Vorschläge

Einen besonderen Fall von Zensur hat allerdings die Klage von Bettina Wulff gezeigt. Die Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff hatte 2012 gegen Google geklagt, weil ihr Name bei der Autovervollständigung im Zusammenhang mit Begriffen wie "Escort" und "Rotlichtvergangenheit" angezeigt wurde. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob der Einzelne peinliche oder beleidigende Vorschläge in Suchmaschinen über seine Person dulden muss. Google argumentierte, dass die Suchvorschläge ohne jede Wertung nur die aktuellen Vorlieben im Netz widerspiegelten. Kurz vor der Verhandlung lenkte Google ein und einigte sich außergerichtlich mit Frau Wulff. Von mehr als 3000 Suchergebnissen zu der ehemaligen First Lady wurden acht aufgrund falscher Behauptung gelöscht. Erstaunlich gelassen scheint der Internet-Konzern mit der Autovervollständigung zum eigenen Unternehmen umzugehen. Beim Eintippen von "Google ist" liefert die Autovervollständigung neben verschiedenen Verunglimpfungen auch "Google ist böse".

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