Wann geht der nächste Flug zum Mars?

Eine Kolonie auf dem Mars? So um das Jahr 2023 herum sei das möglich, erklärten einmal die Vertreter des Projekts MarsOne. Ihre Idee ist es, dort eine Kolonie aufzubauen, mit Erdbewohnern, die nie mehr in ihre Heimat zurückkehren sollen. Doch so wie es nun aussieht, wird unser Nachbarplanet wohl noch deutlich länger auf die ersten irdischen Siedler warten müssen.

 Bis zum ersten Flug eines Astronauten zum Planeten Mars wird wahrscheinlich deutlich mehr Zeit ins Land gehen als die ersten überaus optimistischen Prognosen der niederländischen Stiftung MarsOne vorhergesagt haben. Grafik: Nasa

Bis zum ersten Flug eines Astronauten zum Planeten Mars wird wahrscheinlich deutlich mehr Zeit ins Land gehen als die ersten überaus optimistischen Prognosen der niederländischen Stiftung MarsOne vorhergesagt haben. Grafik: Nasa

Saarbrücken. "MarsOne" ist das Projekt einer niederländischen Stiftung, die vor zwei Jahren vom Unternehmer Bas Lansdorp ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, ab dem Jahr 2023 die ersten Kolonisten von der Erde auf den Mars zu bringen. Dort sollten sie, ähnlich wie vor 200 Jahren die Siedler in den heutigen USA, die ersten außerirdischen Siedlungen aufbauen.

Im Unterschied zu staatlichen Raumfahrtagenturen suchte MarsOne Astronauten nicht unter Piloten oder Wissenschaftlern, sondern über einen Online-Wettbewerb, bei dem jeder volljährige Teilnehmer willkommen war. Zu den Anforderungen zählten englische Sprachkenntnisse, gute Gesundheit und ein Interesse an Wissenschaft und Technik. Ein selbstgedrehtes Bewerbungsvideo, Antworten auf einem Fragebogen und ein kurzes Interview via Skype reichten für diese Anmeldung aus.

Nach Angaben der Stiftung gab es mehr als 200 000 Bewerber. Im Februar gelangten die letzten 100 Kandidaten, darunter auch zwei Deutsche, in die Endauswahl, bei der sie sich schließlich in öffentlichen Casting-Shows dem Urteil einer Jury und dem von Zuschauern stellen sollen. Etwa die Hälfte der Bewerber soll nach den ursprünglichen Projektplänen ab September 2023 zum Mars reisen dürfen. Soweit die Theorie.

In der Praxis gibt es allerdings weder geeignete Transportmittel noch Wohneinheiten für die Reise zum Mars und den Aufenthalt dort. Viele Fragen zu gesundheitlichen Themen sind auch noch ungeklärt.

Doch selbst wenn der Flug zum Mars und die Landung dort gelingen sollten, besteht Gefahr, dass die ersten Siedler nach spätestens zwei Monaten an Atemnot in ihren Wohncontainern sterben. Zu diesem Ergebnis gelangte vor knapp einem halben Jahr ein Expertenteam des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Von der Erde mitgebrachte Pflanzen seien nicht in der Lage, die Neubürger auf dem Roten Planeten auf Dauer mit Atemluft zu versorgen. Ein vermutlich noch größeres Hindernis auf dem Weg zu einer Besiedlung des Roten Planeten sind jedoch die Kosten. MarsOne nennt sechs Milliarden US-Dollar für die erste Reise. Das ist ein relativ niedriger Preis, denn die Rückkehr der Kolonisten ist von vornherein nicht vorgesehen. Das Geld soll durch eine Internet-Sammlung, durch Sponsoren, die Vermarktung von Werbematerial und eine Reality-TV-Show über das Leben der künftigen Mars-Siedler hereingeholt werden. Doch dann meldete im Februar das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist, die TV-Produktionsfirma Endemol habe die Zusammenarbeit mit MarsOne beendet, weil kein Vertrag zur Vermarktung eines weltweiten TV-Events zustande gekommen sei. Gegenüber dem Raumfahrt-Onlinedienst SpaceNews erklärte MarsOne-Geschäftsführer Lansdorp, man kooperiere mit einer anderen TV-Produktionsfirma, deren Namen er noch nicht bekanntgeben wolle.

Einen weiteren Schatten auf das Projekt warf ausgerechnet die Kritik eines der Kandidaten, der es ins Finale geschafft hatte. Der promovierte Physiker Joseph Roche, er arbeitet derzeit am Trinity College in Dublin (Irland), bemängelte auf einem Online-Portal für Science-fiction-Themen die Qualität des Auswahlverfahrens. Danach sollen Kandidaten durch Spenden an die Stiftung ihre Position auf der Liste der Anwärter für den Marsflug ungeachtet ihrer Qualifizierung erhöht haben.

Probleme gibt es schließlich auch bei den beiden unbemannten Vorläufer-Marssonden. Geplant ist der Bau einer Sonde, die nahezu baugleich mit dem Phoenix Marslander der Nasa ist und unter anderem Wasser aus dem Boden gewinnen soll, sowie eines Marsorbiters, der die Kommunikation mit den künftigen Siedlern verbessern soll. Bislang hat die Stiftung noch keine konkreten Entwicklungs- und Bauaufträge erteilt.

Ein Starttermin im Jahr 2016 sei deshalb auch bei voller Finanzierung nicht zu halten und selbst für einen Start im Jahr 2018 werde die Zeit knapp, erklärte ein Sprecher des Raumfahrtunternehmens Lockheed Martin gegenüber dem Nachrichtendienst SpaceNews. Das haben nun offenbar auch die Planer von MarsOne erkannt. Dort wird nun der Start der ersten unbemannten Demo-Mission für 2020 und die erste bemannte Mars-Mission erst für 2026 angekündigt.

Zum Thema:

HintergrundEs war der Kalte Krieg, der die USA und die einstige UdSSR in einen Wettlauf zum Mond trieb. Auch der Mars schien damals erreichbar - mit atomgetriebenen Raketen und sowjetischen Offizieren, die bereit waren, auf dem Roten Planeten zu landen, um dort zur sterben. Letztlich scheuten beide Supermächte dann aber doch die Risiken eines Mars-Wettlaufs. Spätere Versuche, ein internationales Marsprojekt zu starten, scheiterten unter anderem an der Finanzierung. US

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