Suche nach dem besten Preis Wann der Onlinekauf am günstigsten ist

Berlin · Produktpreise im Internet ändern sich oft. Wer geduldig ist, hat meist die beste Chance, ein echtes Schnäppchen zu machen.

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Foto: SZ

Wer regelmäßig im Internet einkauft, dem wird auffallen, dass sich der Preis für ein und dasselbe Produkt häufig ändert. Dieses Phänomen wird als dynamische Preisanpassung bezeichnet. Es gibt mehrere Rhythmen dieser Preisschwankungen. Produktpreise können sich je nach Tageszeit, Wochentag, Jahreszeit oder Nachfrage ändern. Das hat die Verbraucherzentrale Brandenburg vor Kurzem in einem Test bestätigt. Im Extremfall habe sich der Produktpreis innerhalb eines Monats bis zu 32 Mal geändert, so das Ergebnis. Bei mehr als jedem dritten untersuchten Produkt habe es Preisschwankungen gegeben. Knapp zwei Drittel der Preise haben sich bis zu drei Mal, 36 Prozent sogar vier bis 15 Mal verändert, erklären die Verbraucherschützer.

Wann sind die Preise am niedrigsten, wann am höchsten? Das wollte das Online-Vergleichsportal idealo herausfinden. In einer Umfrage des Portals kam heraus, dass ein Drittel der deutschen Onlinekäufer Samstag für den teuersten Tag der Woche hält. Für sechs von zehn Befragten steht fest, dass die Preise am Wochenende am höchsten sind. Mehr als die Hälfte glaubt, dass Onlinekäufe abends generell am teuersten sind. Vormittags und nachts erwarten hingegen die wenigsten besonders hohe Preise.

In einer Analyse von 47 Produkten und über 7700 Preisen aus verschiedenen Kategorien in einem Zeitraum von rund vier Monaten hat das Vergleichsportal diese Annahmen überprüft. Tatsächlich gebe es preisliche Abweichungen je nach Wochentag und Tageszeit, so das Ergebnis. Bei Top-Produkten, insbesondere Elektronikartikeln, ändere sich der jeweils beste Preis im Schnitt bis zu viermal täglich, sagt idealo. Neben ­Smartphones der Hersteller Samsung und ­Apple habe sich unter anderem auch der Preis für Fußballtrikots oft geändert, durchschnittlich dreimal am Tag. Bei anderen Produkten änderte sich der Bestpreis ein- bis zweimal wöchentlich.

Wochentag und Tageszeit wirken sich laut idealo jedoch kaum auf die Preise von Produkten aus. Anders als von den Verbrauchern erwartet, waren Samstag und Sonntag in der Stichprobe nicht teurer als die restlichen Wochentage. Im Gegenteil: Nur vier von 47 Produkten waren im Schnitt sonntags am teuersten, samstags seien bei keinem der untersuchten Produkte besonders hohe Preise registriert worden. Rund die Hälfte der Produkte sei hingegen dienstags oder donnerstags etwas teurer gewesen. Allzu groß sei die Differenz jedoch nicht gewesen, sagt das Vergleichsportal. Über alle Produkte hinweg habe die Preisersparnis zwischen teuerstem und günstigstem Tag im Schnitt rund drei Prozent betragen. Bei Elektronikartikeln lasse sich weniger sparen. Beim Samsung Galaxy S9 und dem Apple iPhone X, zwei der am häufigsten gesuchten Smartphones auf idealo, habe die Differenz zwischen dem günstigsten (Freitag für das iPhone X, und Samstag für das S9) und dem teuersten Tag (in beiden Fällen Donnerstag) beispielsweise nur rund ein Prozent betragen, also etwa fünf Euro für das S9 und zehn Euro für das iPhone.

Die Einschätzung der Verbraucher, dass Preise im Internet abends höher sind, sei tendenziell richtig, so idealo. Immerhin ein Drittel der untersuchten Produkte habe zwischen 18 und 23 Uhr den Tageshöchstpreis erreicht. Am günstigsten sei die große Mehrheit der Produkte in der Regel nachts oder in den frühen Morgenstunden gewesen.

Wie kommt es, dass die Preise im Onlinehandel so stark schwanken? Das liege an den Rechenverfahren, welche die Online-Shops nutzen, erklärt Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg. „Die Preise ändern sich so häufig, das kann niemand manuell machen“, sagt sie. „Da sind Algorithmen am Werk, die meistens auf Preisänderungen von anderen Händlern reagieren.“ Wenn ein Händler seinen Preis für ein Produkt reduziere, passen alle anderen Händler ihre Preise ebenfalls an, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Wenn man sich nun vorstellt, dass jeder Onlinehändler mit solchen automatischen Prozessen arbeitet, die sich ständig gegenseitig überwachen, wird deutlich, wie komplex die Zusammenhänge im Internethandel sind“, erklärt Dautzenberg.

Was können Nutzer tun, um den besten Preis zu erwischen? Die Verbraucherschützerin hat keine konkreten Ratschläge parat. „Wir können Kunden nur raten, Preise immer selbst auf mehreren Geräten zu vergleichen und über einen längeren Zeitraum zu beobachten, vor allem, wenn es um eine teure Anschaffung geht“, empfiehlt Dautzenberg. Das sieht auch idealo so. Laut Angaben des Vergleichsportals ändern Händler die Preise von Elektronikartikeln besonders häufig. Kunden können allerdings nicht darauf hoffen, einen günstigen Preis zu bestimmten Tageszeiten oder an bestimmten Wochentagen zu finden. Wer ein Schnäppchen suche, solle sein Wunschprodukt über einen längeren Zeitraum beobachten.

Apples iPhone X habe etwa im Untersuchungszeitraum stark an Wert verloren. Im September 2018 lag der Bestpreis laut idealo durchschnittlich noch bei 867 Euro, im Januar 2019 kostete das Smartphone schon neun Prozent weniger (792 Euro). Die Sony Playstation 4 Pro habe ihren vorläufigen Tiefstpreis im Dezember erreicht. 47 Euro teurer sei das Gerät noch rund zwei Monate zuvor gewesen. Im Geldbeutel des Verbrauchers machen sich mittelfristige Preisentwicklungen daher in aller Regel deutlicher bemerkbar als kurzfristige Preisschwankungen, resümiert idealo.

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