Tipps für Unentschlossene Wahl-Wegweiser im World Wide Web

Berlin · Viele Deutsche sind noch unentschlossen, wem sie ihre Stimme bei der Bundestagswahl geben sollen. Plattformen und Apps wollen aufklären

 Mit dem Musik-O-Mat von Streaming-Anbieter Deezer können Bürger ihre Wahlentscheidung vom Musikgeschmack der Politiker abhängig machen

Mit dem Musik-O-Mat von Streaming-Anbieter Deezer können Bürger ihre Wahlentscheidung vom Musikgeschmack der Politiker abhängig machen

Foto: dpa/Frank Kleefeldt

Bei insgesamt 42 Parteien, die zur Bundestagswahl am 24. September antreten, ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Abhilfe sollen Wahl-Apps schaffen, mit denen Unentschlossene überprüfen können, welche Partei am besten zu ihnen passt. Nicht immer geht es dabei ausschließlich um politische Inhalte.

Den Wahl-O-Mat gibt es in Deutschland seit 2002. Das ist länger als Angela Merkel Bundeskanzlerin ist. Die Ursprünge gehen sogar noch weiter zurück. 1989 präsentierte das niederländische Institut „ProDemos: Haus für Demokratie und Rechtsstaat“ den kleinen Wahlhelfer zum ersten Mal – damals noch auf Papier. Seit 1998 setzen die progressiven Niederländer den Wahl-O-Mat auch online ein. Mit dem Lizenzerwerb 2002 zogen die Deutschen nach. Im Wahl-O-Mat sind laut Bundeswahlleiter alle zugelassenen Parteien vertreten. Nutzer können ihre Meinungen zu politischen Thesen selbst gewichten. Die App errechnet anschließend, mit welchen Parteien sie am ehesten übereinstimmen. Bis zu acht Parteien können in die Auswertung einbezogen werden.

Der Wahlswiper erinnert stark an die Dating-App „Tinder“ – auch wenn am Ende kein Kerzenschein-Dinner mit Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) oder Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) herausspringt. Wie die bekannte Flirt-App will auch der Wahlswiper Kompliziertes einfach machen. Aktuelle Themen werden auf Ja-Nein-Fragen heruntergebrochen: „Sollte Edward Snowden politisches Asyl gewährt werden?“ – ein Wisch nach links bedeutet „Nein“, eine Daumenbewegung nach rechts heißt „Ja“. Nach 30 Fragen wird den Nutzern mitgeteilt, mit welchem Parteiprogramm ihre Antworten am ehesten übereinstimmen. Das Ergebnis wird als Rangliste präsentiert und die Übereinstimmung in Prozent angezeigt.

Wer mehr Wert auf Musikgeschmack als auf die Einhaltung von Wahlversprechen legt, kann mit dem Musik-O-Mat des Streamingdienstes „Deezer“ zumindest testen, auf welcher Wahlveranstaltung es ihm am besten gefallen dürfte. Die Antworten auf Fragen nach den persönlichen Musikvorlieben, etwa dem Lieblingslied zum Feiern oder Sport-treiben, werden mit Titellisten abgeglichen, die die Parteien eingereicht haben. Wer sich bei der Frage nach dem Lieblingssong etwa für „Penny Lane“ von den Beatles entscheidet, ist bei Martin Schulz (SPD) gut aufgehoben. Wer das Lied „Wir lieben die Stürme“ von Ronny bevorzugt, liegt musikalisch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einer Wellenlänge.

Mit dem Wahl-Navi präsentieren RTL und N-TV eine eigene Wahl-App. Das Programm besitzt große Ähnlichkeit zum Wahl-O-Mat. Nachdem Nutzer ihre Zustimmung zu 30 verschiedenen Thesen eingeschätzt haben, folgen allerdings noch Extra-Fragen, die den Machern ihrerseits Auskunft über die Vorlieben der App-Nutzer geben. „Unabhängig von Ihrer Wahlentscheidung: Wie finden Sie die Grünen?“, heißt es da zum Beispiel. Oder: „Was glauben Sie, wie hoch die Zustimmung in Ihrem Wahlkreis für die CDU/CSU ist?“ Den Wahlkreis kennt das Programm, weil Nutzer die eigene Postleitzahl im Vorfeld angegeben müssen.

Einen etwas anderen Weg geht die Seite deinwal.de. In 42 Fragen aus zwölf Themengebieten werden die Nutzer zwar auch hier nach ihrer Meinung zu politischen Initiativen oder Gesetzesvorlagen befragt. Allerdings handelt es sich ausschließlich um Fragen, über die die Parteien im Bundestag bereits abgestimmt haben. Ob es um das Thema Sterbehilfe geht, um Auslandseinsätze der Bundeswehr, um die Angleichung der Renten in Ost- und West oder den flächendeckenden Mindestlohn. Die Antworten der Nutzer werden mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten der Parteien in der Vergangenheit abgeglichen, nicht mit Absichtserklärungen. Parteien, die bisher noch nicht in Parlamenten vertreten waren, sind daher auch nicht gelistet.

Beim Steuer-O-Mat stehen die eigenen Finanzen im Vordergrund. Nutzer machen Angaben zu ihrem Jahreseinkommen, zum Familienstand und zur Zahl der Kinder. Die App berechnet, mit welchem Parteiprogramm die Steuerlast am geringsten ausfallen würde. Andere Themen werden von der App nicht berücksichtigt.

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