Cybermobbing Mehr Cybermobbing in der Pandemie

Karlsruhe · Durch den Fernunterricht über das Internet hat die Zahl der Fälle von Online-Schikanen unter Schülern stark zugenommen.

 Einmal verschickt, verbreiten sich verletzende Inhalte übers Smartphone und soziale Netzwerke rasend schnell. 

Einmal verschickt, verbreiten sich verletzende Inhalte übers Smartphone und soziale Netzwerke rasend schnell. 

Foto: dpa-tmn/Silvia Marks

Peinliche Fotos, die Betroffene bloßstellen, Gerüchte oder fiese Beleidigungen werden im Internet schnell zu Selbstläufern. Unter Schülern ist das sogenannte Cybermobbing weit verbreitet: Fast zwei Millionen Schüler sind in Deutschland Opfer von Schikanen im Internet. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage, Cyberlife III – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern, des Bündnises gegen Cybermobbing und der Techniker Krankenkasse (TK). Dazu hat auch der Fernunterricht in Folge der Schulschließungen durch die Corona-Pandemie beigetragen. So haben sich die Fälle von Cybermobbing in dieser Zeit erhöht, erklärt das Bündnis gegen Cybermobbing. Die Zahl der Betroffenen sei im Vergleich zum Jahr 2017 um 36 Prozent gestiegen. „Wenn Schüler die Sozialbeschränkungen durch das Internet zu kompensieren versuchen, setzen sie sich in besonderem Maße der Gefahr von Cybergewalt aus“, erklärt das Bündnis gegen Cybermobbing.

Unter den befragten Schülern seien nach eigenen Angaben 13 Prozent bereits selbst zu Tätern geworden, die vor allem die sozialen Medien wie Whatsapp (56 Prozent) und Facebook (51 Prozent) für ihre Taten nutzen. Die Motive seien dabei in der Regel Streitigkeiten mit ihren Opfern (41 Prozent), aber auch schlicht die Auffassung, dass Betroffene es verdient hätten, schikaniert zu werden (45 Prozent). Ein Viertel der befragten Täter gab an, aus Rache gehandelt zu haben. Sie seien in der Vergangenheit selbst von ihrem Opfer gehänselt worden.

Bedenklich ist laut Bündnis gegen Cybermobbing, dass ein Viertel der Täter aus Spaß gehandelt hat. Weitere zwölf Prozent fänden es cool andere zu hänseln. Ähnlich viele erklärten, sie seien aus Langeweile oder schlechter Laune aktiv geworden. Diese Motive nähmen jedoch mit dem Alter ab.

Vor allem die Anonymität im Internet fördert nach Auffassung der Mehrheit der befragten Eltern und Lehrer die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. „Cybermobbing hat immer gravierendere Folgen“, erklären die Jugendschützer. Die Mehrheit der Betroffenen fühle sich vor allem verletzt (61 Prozent), die Hälfte reagiere wütend und etwas weniger (44 Prozent) seien verängstigt durch das Cybermobbing. „Besonders erschreckend und alarmierend ist der Umstand, dass fast jeder vierte Betroffene Suizid-Gedanken äußerte und zirka jeder Fünfte aus Verzweiflung zu Alkohol und Tabletten gegriffen hat“, gibt das Bündnis gegen Cybermobbing zu bedenken. Im Vergleich zu 2017 seien Suizidgedanken 20 Prozent häufiger genannt worden. Um ein Drittel stieg die Zahl der Betroffenen die zu Alkohol und Tabletten griff.

Die Mehrheit der Betroffenen bitte ihre Eltern oder Freunde um Hilfe. Vor allem bei Mädchen seien Freunde eine erste Anlaufstelle. Prävention wird von Schulen aus Sicht der Schüler viel zu wenig betrieben, erklärt das Bündnis gegen Cybermobbing. Gerade während des Fernunterrichts sei es für Schulen schwierig, Jugendliche zu unterstützen. Die Schüler nähmen die Angebote ihrer Schule gegen Cybermobbing kaum wahr. Seit 2017 sei die Prävention noch weiter zurückgegangen. Doch auch Online-Plattformen wie Juuuport, die sich auf die Hilfe für Mobbingopfer spezialisiert haben, werden von Jugendlichen nur in geringem Maße genutzt. Solche Plattformen geben Betroffenen unter anderem Tipps, was sie gegen Cybermobbing tun können. Sie beraten die Jugendlichen kostenlos auch persönlich per Whatsapp oder E-Mail.

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Foto: SZ/Steffen, Michael
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