Von wegen gratis

Düsseldorf · Sogenannte „Free-to-Play“-Spiele für Handys, Tablets oder Computer geben sich den Anstrich, gratis zu sein. Viele von ihnen können jedoch zu einer Kostenfalle werden. Die Spiele können umsonst gestartet werden, locken dann aber intensiv mit Zusatzfunktionen, die es nur gegen Bezahlung gibt.

Angebliche Gratisspiele für Smartphones oder Computer, sogenannte "Free-to-Play"-Spiele, können schnell zu einem finanziellen Alptraum werden. Davor warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Den Nutzern werden während des Spiels unter anderem regelmäßig neue Level, virtuelle Währungen oder bessere Ausstattungen der Spielfiguren gegen Bezahlung angeboten.

Mal sei die "Kaufen"-Schaltfläche zentral platziert, mal öffneten sich während des Spiels Fenster, die auf die Kaufoption hinweisen. "Oft sind es dann viele kleine Käufe , die sich am Ende zu einer großen Summe addieren. Denn es ist nicht vorgeschrieben, dass Anbieter im Vorfeld klar angeben müssen, wie viel Geld Spieler ausgeben können", erklärt Julian Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Ein Fingertipp reicht

Anbieter müssten verpflichtet werden, via Preisverzeichnis alle Kosten aufzulisten, die auf die Spieler zukommen können, fordert die Verbraucherzentrale. Teilweise gebe es Spiele, bei denen die sogenannten In-App-Käufe zwingend notwendig seien, um die nächste Spielstufe zu erreichen.

Vor allem wenn auf dem Smartphone Daten wie Kreditkarten- oder Kontonummern als Zahlungsmethode gespeichert seien, werden Kindern und Jugendlichen In-App-Käufe leicht gemacht. Seien die Daten nicht durch ein Passwort geschützt, reiche ein Fingertipp aus, um einen beabsichtigten oder unbeabsichtigten In-App-Kauf zu tätigen. Wenn das Spiel auf virtuelle Währungen setze, täusche das bei Kindern und Jugendlichen zudem häufig darüber hinweg, dass echtes Geld ausgeben wird.

Die Verbraucherschützer empfehlen deshalb Prepaid-Gutscheinkarten, die es für die großen App-Stores zu kaufen gibt. Mit ihnen seien die Ausgaben gedeckelt und Kinder und Jugendliche müssten mit dem Geld auf der Karte haushalten. Zusätzlich könnten In-App-Käufe mit einem Passwort geschützt oder auch vollständig deaktiviert werden.

Das funktioniere bei den verschiedenen Betriebssystemen unterschiedlich. Bei iOS von Apple können In-App-Käufe komplett deaktiviert oder so eingestellt werden, dass man jedes Mal nach einem Passwort gefragt wird. Das ist im Menüpunkt "Einstellungen" unter "Allgemein/Einschränkungen" möglich. Android-Nutzer könnten In-App-Käufe nicht vollständig sperren. Sie könnten nur ein Passwort festlegen, das sie bei jedem Einkauf eingeben müssen. Dafür muss im Google-Play-Store im Menü "Einstellungen" der Punkt "PIN für Käufe verwenden" ausgewählt werden.

Häufig müssten Nutzer bei den "Free-to-Play"-Spielen zudem mit persönlichen Daten zahlen. So habe sich beispielsweise das Unternehmen hinter Pokémon-Go, die Niantic Labs mit Sitz in den USA, den Zugriff auf viele Daten der Nutzer vorbehalten und in seiner Datenschutzerklärung festgeschrieben, dass alle gesammelten Daten der Firma gehörten.

Ist ein Minderjähriger in eine Kostenfalle geraten, sei nicht alles verloren. Grundsätzlich müssten Eltern den In-App-Käufen zustimmen, damit diese rechtlich wirksam werden. Auch die Möglichkeit, Käufe zu widerrufen, sollte geprüft werden. Rechtliche Hilfestellung gebe es in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen.

verbraucherzentrale.nrw/

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