Vom Kinderzimmer auf die Online-Bühne

Einige deutsche Youtube-Stars erreichen mit ihren Videos im Internet mittlerweile ein Millionenpublikum. Die Branche um die Clips im Netz wird immer professioneller. An diesem Wochenende können sich Youtube-Fans bei den Videodays in Köln Tipps zum Nachahmen holen.

Köln . Sie heißen Gronkh, Y-Titti, Daaruum, DieLochis oder LeFloid und haben zum Teil Millionen Fans . Berühmt geworden sind sie mit ihren Videos auf dem Portal Youtube. In denen testen sie Computerspiele, machen Comedy, geben Beauty-Tipps oder kommentieren Nachrichten. Noch bis heute Abend treffen die Internet-Stars in der Kölner Lanxess-Arena mit ihren Fans zusammen. Zu den Videodays werden rund 15 000 Teilnehmer erwartet. Und die wollen vor allem zwei Dinge: sich austauschen und von den Könnern lernen.

"Die Karriere der meisten Youtuber hat wie bei Musikern mit einfachem Equipment aus Leidenschaft und Spaß im Kinderzimmer begonnen", sagt Veranstalter Christoph Krachten über die Stars. Aus dem Kinderzimmer ist mittlerweile eher eine Studentenbude geworden. Die Mehrzahl der deutschen Youtube-Helden ist heute Mitte bis Ende 20. Im Gegensatz zu Fernsehstars mussten die Youtuber keine Programmplaner überzeugen, sondern legten oft einfach los. "Sie alle habe ihre Karriere selbst in die Hand genommen", sagt Krachten.

Das Comedy-Trio Y-Titty, das bis Juni die deutschen Youtube-Charts anführte, produziert Videos zu Themen wie "Sieben peinliche Dinge, die man lieber zuhause macht" oder "Dummes Hipster-Gelaber". Wie im Kinderzimmer aufgenommen wirken die Videos der Mittzwanziger nicht mehr: Sie werden professionell von Krachtens Agentur Mediakraft produziert, die auch viele andere erfolgreiche Youtuber wie LeFloid oder Die Lochis unter Vertrag hat. Y-Titty bringen es mittlerweile auf 2,9 Millionen Abonnenten.

In den Abo-Zahlen und Videoaufrufen misst sich der Erfolg der Stars. "Wer mit Abos arbeitet, spielt in einer höheren Liga", erklärt Medienforscher Sebastian Buggert vom Marktforschungsinstitut Rheingold in Köln . "Das ist dann der endgültige Beleg dafür, dass man es weit gebracht hat." Der 37-jährige Gronkh alias Erik Range, der vor allem Videos produziert, in denen er Computerspiele testet, knackte im Juni die Drei-Millionen-Abonnenten-Marke. Der Nachrichten-Blogger LeFloid bringt es mittlerweile auf 1,9 Millionen Abonnenten, die Zwillinge Roman und Heiko Lochmann, bekannt als DieLochis, haben 900 700 feste Bezieher. Vor zwei Jahren saßen die beiden bei den Videodays noch unter den Zuschauern. "Die Künstler kommen aus dem Publikum. Das ist das Besondere und das spürt auch jeder, der bei den Videodays dabei ist", sagt Veranstalter Krachten. Er nennt es die "gemeinsame Demokratisierung der Medien": Jeder, der ein Handy, eine Kamera und einen PC hat, kann bei Youtube einen Clip veröffentlichen. Alle Teilnehmer der Videodays arbeiten selbst mit dem Videokanal und sind zugleich Konsumenten und Fans . Die Stars selbst arbeiten immer professioneller, Werbenetzwerke vermarkten ihre Clips.

Doch was macht die Videos eigentlich so beliebt? "Y-Titty, Daaruum, DieLochis oder LeFloid sind alles nahbare Alltagsstars", sagt der Kommunikationsspsychologe Carlo Sommer von der Hochschule Darmstadt . "Das Identifikationspotenzial ist also viel höher als bei abgehobenen Schauspielern."

Für den Kölner Medienforscher Buggert ist noch ein weiterer Aspekt wichtig: Viele Youtuber leisten Hilfestellung im Alltag. "Ob es um eine schwierige Stelle in einem Videospiel geht, die gemeistert werden muss, oder um den richtigen Lidstrich - in jedem Fall ist die Vorgehensweise mit dem Bewegtbild einfacher zu erklären. Niemand liest gern Bedienungsanleitungen."

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