Verwirrende Vielfalt der Blutfette

Dresden · Welche Blutfettwerte sind normal? Die Antwort auf diese Frage fällt den Forschern immer schwerer. Das liegt unter anderem an der Vielzahl der Blutfette. Dresdener Forscher wollen nun die Normalwerte neu definieren.

Die Blutfettwerte von Männern und Frauen unterscheiden sich wesentlich stärker als bisher angenommen, berichten Forscher der Uniklinik Dresden und des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie. Bei 40 Prozent der 280 bekannten Fettmoleküle des Blutes seien die Konzentrationen bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Unklar sei bisher aber noch, welche dieser biochemischen Verbindungen für die Vorhersage gefährlicher Stoffwechselveränderungen wesentlich seien.

Nach heutigem Stand des Wissens hat ein Fünftel aller Menschen in Deutschland einen gestörten Fettstoffwechsel, so die Uniklinik Dresden . Als langfristige Folge drohen Herzinfarkt und andere Gefäßkrankheiten. Sie sind die Ursache für die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland.

Für die weitere Forschung sei es nun wichtig, zunächst einmal ein "gesundes Blutfettmuster" zu bestimmen, sagt Professor Jürgen Gräßler von der Uniklinik Dresden . Weil sich bei den ersten Messungen - die Dresdener Forscher untersuchten Blutfettwerte von 35 Frauen und Männern - herausstellte, dass sich die Werte bei Frauen und Männern deutlich unterscheiden, führe kein Weg darum herum, beide Geschlechter bei weiteren Studien separat zu behandeln.

Erste Untersuchungen der Dresdener Forscher hatten bei einem Teil der Männer, die nach heutigem Stand des Wissens noch normale Blutwerte hatten, bereits frühe Anzeichen eines gestörten Fettstoffwechsels erkennen lassen, erklärt die Uni Dresden . "Dramatische Veränderungen der Blutlipidmuster", so die Hochschule, seien bei Frauen nach der Einnahme der Antibabypille gemessen worden.

Bisher als harmlos angesehene Präparate könnten offenbar doch Auswirkung auf den Fettstoffwechsel haben, so Gräßler. "Es kam zu auffälligen Veränderungen, die auf eine Reizung der Leberzellen und eine damit einhergehende allgemein erhöhte Entzündungsaktivität schließen lassen." Der Leiter des Bereichs Pathologische Biochemie der Medizinischen Klinik 3 empfiehlt jungen Frauen, die die Pille nehmen, ihre Leberwerte regelmäßig vom Arzt prüfen zu lassen.

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