Versicherte zahlen mehr für Reparaturen

Köln · Wer eine Reparatur in Auftrag gibt, für die eine Versicherung aufkommt, kann viel Geld sparen, wenn er diesen Umstand im Laden verschweigt. Das zeigt ein Preisvergleich deutscher und österreichischer Wissenschaftler.

Versicherungen sind im Prinzip eine gute Sache, erlauben sie es doch, große finanzielle Risiken auf vielen Schultern zu verteilen, sodass sie für den Einzelnen erträglich werden. Im Schnitt besitzt jeder Deutsche mehr als fünf Policen. Insgesamt zählte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr 430 Millionen Verträge.

Doch die beruhigende Vorstellung, dass die Versicherung im Falle eines Falles zahlen wird, hat auf die Menschen, die unter dem Schutz dieses Versprechens leben, eine einschläfernde Wirkung, haben nun Wissenschaftler der Universitäten Köln und Innsbruck nachgewiesen. Wer darauf bauen kann, dass seine Versicherung für alles aufkommt, achte weniger auf die Kosten. Das könnten wiederum gewiefte Anbieter bestimmter Dienstleistungen ausnutzen. In der Folge steigen die Preise. Und zwar deutlich. Dienstleistungen, so die Wissenschaftler, können bis zu 80 Prozent teurer werden, wenn eine Versicherung die Rechnung übernimmt.

Die Forscher sprechen über sogenannte Vertrauensgüter wie Reparaturkosten oder auch medizinische Therapien. Die böten Verkäufern "starke Anreize für unehrliches Handeln". Schließlich könne der Käufer die Qualität einer solchen Dienstleistung praktisch nicht beurteilen, und da die Versicherung dafür aufkomme, spüre er die finanziellen Folgen kaum. Professor Matthias Sutter von der Kölner Universität hat das mit seinen Professoren-Kollegen Rudolf Kerschbamer und Daniel Neururer von der Innsbrucker Hochschule am Beispiel einer Computerreparatur untersucht. Die Wirtschaftswissenschaftler brachten in 61 Computerläden Österreichs das gleiche PC-Modell mit exakt dem gleichen Schaden zur Reparatur. Ein Modul des Arbeitsspeichers war zerstört, ein Defekt, der eigentlich in einer halben Stunde zu finden und reparieren wäre.

Die Forscher gaben sich in den Geschäften als zwei unterschiedliche Kunden aus. In einem Teil der Läden erklärten sie, sie würden die Reparatur selbst bezahlen ("Ich brauche eine Quittung dafür"), im anderen Teil erklärten sie: "Ich brauche eine Quittung dafür, weil ich eine Versicherung habe, die die Reparaturkosten übernimmt."

58 der 61 Computerläden konnten den Fehler reparieren. Doch die Preise für diese Dienstleistung unterschieden sich gewaltig. Die durchschnittliche Rechnung für Kunden ohne Versicherung habe 70 Euro betragen. Die "Versicherten" zahlten fast 129 Euro. Das habe unter anderem daran gelegen, dass Werkstätten sinnlose zusätzliche Reparaturen ausführten, erklärten die Forscher. In diesem Fall blähte sich die Rechnung auf durchschnittlich 200 Euro auf. In anderen Fällen sei zu viel Arbeitszeit berechnet worden. Die Reparatur bei den "Selbstzahlern" habe statistisch 33 Minuten gedauert, bei den "Versicherten" eine Stunde, was den Löwenanteil der Mehrkosten ausgemacht habe.

Warum schlugen die Mitarbeiter der Reparaturbetriebe derartig zu? Das versuchten die Wirtschaftswissenschaftler anschließend bei einer Nachfrage in 15 Computerläden herauszufinden. Matthias Sutter berichtet, bei der Frage, warum Versicherte mehr als Unversicherte zahlen müssen, habe die Mehrheit der Mitarbeiter der Computerläden unter fünf zur Auswahl gebotenen Möglichkeiten diese gewählt: "Versicherte Kunden kümmern sich weniger um die Kostenminimierung, weil eine dritte Partei zahlt."

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